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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt
Autoren: Michael Hübner
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Heimatverein?«
    Chris ließ seinen Blick über die Runde gleiten. »Ich denke zwar nicht, dass die Lösung so einfach ist, aber gut, fangen wir damit an.«
     
    Nachdem die Besprechung beendet war und Gerlach das Büro verlassen hatte, trat Rokko neben Chris, der damit beschäftigt war, die Berichte zu sortieren. Rokko leerte seine Tasse, löste anschließend den Kaugummi an der Vorderseite und steckte ihn sich wieder in den Mund.
    »Das ist eine ziemlich eklige Angewohnheit«, meinte Chris.
    Rokko zuckte mit den Schultern. »Ist seit der Polizeischule an mir hängengeblieben«, meinte er. »Der Kaffee in der Kantine dort hat nach Seifenlauge geschmeckt. Da brauchte man hinterher etwas Minziges.« Er sah auf das Foto an der Magnetwand, auf dem die Schriftrolle mit dem Text zu sehen war. »Dir ist doch hoffentlich klar, was diese Botschaft bedeutet.«
    Chris legte die Berichtsmappen beiseite und betrachtete ebenfalls das Foto. Ja, ihm war die Bedeutung dieser Worte durchaus bewusst.
    Dies war nur der Anfang. Es würde weitere Morde geben.
     

3
     
     
    Gegen 18 Uhr verließ Chris das Präsidium. Während er durch die Innenstadt mit ihren zahlreichen Ampelanlagen fuhr, ließ er den Nachmittag noch einmal Revue passieren. Ihre Nachforschungen waren alle im Sand verlaufen. Wie sich herausstellte, gab es hierzulande fünf Sicherheitslabore, von denen derzeit nur einer mit dem Pesterreger experimentierte, nämlich das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. Dort versicherte man ihm, dass lediglich fünf ihrer Wissenschaftler die Genehmigung hätten, an dieser Art von Erregern zu forschen und dass es durch die strengen Sicherheitsvorkehrungen schlicht unmöglich sei, diese zu entwenden. Dennoch ließ Chris sich die Namen der betreffenden Personen geben. Was die Mitglieder des Heimatvereins betraf, so würde deren Überprüfung einige Tage beanspruchen. Auch was den toten Raben anging, schienen sie sich auf eine Sackgasse zuzubewegen. Eine private Genehmigung zur Aufzucht dieser Rasse wurde bisher in Rheinland-Pfalz nicht vergeben. Die Anfrage bei der Landschaftsbehörde offenbarte jedoch, dass gut ein Dutzend Auffangstationen für Vögel und Wildtiere in der näheren Umgebung existierten. Die Ermittlungen in dieser Richtung würden ebenfalls viel Zeit in Anspruch nehmen und vermutlich nichts Konkretes erbringen. Daher beschloss Chris an diesem Abend keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden und sich auf das Treffen mit seiner Freundin zu konzentrieren.
    Rebecca wohnte in Horchheim, einem Stadtteil von Koblenz. Ihre Wohnung befand sich im dritten Stock einer Reihenhaussiedlung, was es Chris zu dieser Zeit nahezu unmöglich machte, einen Parkplatz in der Nähe zu ergattern. Erst nach mehreren Runden stieß er in einer Nebenstraße auf einen freien Stellplatz. Und während er die Entfernung bis zu Rebeccas Wohnung zurücklegte, wurde ihm einmal mehr bewusst, welche Vorteile es hatte, außerhalb der Stadt zu wohnen.
    Als die Tür sich öffnete, empfing sie ihn mit ihrem strahlenden Lächeln, das ihn sofort vergessen ließ, mit was er sich tagtäglich beschäftigen musste. Rebecca schien gerade geduscht zu haben. Ihre Haare hingen in feuchten Strähnen über ihren Rücken, was die braune Farbe noch um zwei Töne dunkler machte.
    »Hast einen miesen Tag gehabt, was?«, fragte sie, als beide kurz darauf vor zwei gefüllten Rotweingläsern auf der Couch saßen.
    »Mies ist gar kein Ausdruck.« Er rieb sich erschöpft die Augen. Anschließend erklärte er ihr den Grund, der ihren gestrigen gemeinsamen Abend so abrupt hatte enden lassen und von den Erkenntnissen, die sie bis jetzt zu dem Fall zusammengetragen hatten.
    »Die Pest? Wie ist das möglich?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    Sie betrachtete ihn mit ihren großen braunen Augen. »Diese Botschaft, von der du erzählt hast … Ihr rechnet mit weiteren Taten, nicht wahr?«
    Chris nickte verhalten. »Aber sie sagt nichts Konkretes über das Motiv des Täters aus.«
    »Ihr werdet schon dahinterkommen.« Noch immer ruhte ihr Blick auf ihm und nahm die Anspannung wahr, die sich in Chris' Gesicht widerspiegelte. »In unserem Job kann einem die Welt manchmal wie ein ziemlich kranker Ort vorkommen.« Sie streichelte ihm sanft über die Wange. »Wir sollten diese Dinge aber nicht zu sehr an uns heranlassen.«
    Chris sah ihr in die Augen, die trotz der Ungerechtigkeiten, die sie jeden Tag zu sehen bekamen, anscheinend nie den Blick für das Wesentliche verloren. Die
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