Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt
Autoren: Michael Hübner
Vom Netzwerk:
erlösender Gewissheit wurde ihm klar, dass er nicht langsam und qualvoll sterben würde.
    Mit dem nächsten Klopfen durchstieß eine Woge brennenden Schmerzes seine Körpermitte. Nowaks Schrei drang durch das Rohr nach oben, wo das Klopfen seinen erbarmungslosen Takt einhielt. Noch drei Mal erklang das Geräusch, bis der Schrei zu einem Röcheln erstarb und schließlich endgültig verstummte.
     

5
     
     
    Als Chris am frühen Morgen die Wohnung von Rebecca verließ, war seinen Augen anzusehen, dass er die Nacht nicht ausschließlich zum Schlafen genutzt hatte. Gleichwohl fühlte er sich so beschwingt und glücklich wie schon lange nicht mehr. Er hatte nach dem Aufstehen geduscht und ausgiebig gefrühstückt und ertappte sich auf dem Weg zu seinem Auto dabei, wie er fröhlich pfeifend die Straße entlangging. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal so unbeschwert gewesen war. Diese Beziehung tat ihm gut, blendete die negativen Aspekte seines Berufes aus, in dem Gefühle und Schwächen eher hinderlich waren. Rebecca hatte recht, man musste diese Emotionen ausblenden, um die Fälle nicht zu sehr an sich heranzulassen, sonst nahm man sie mit nach Hause. Und dort nisteten sie sich ein wie lästige Parasiten, die jeden Winkel des Lebens befielen, bis sie schließlich die Macht übernahmen und man kein Zuhause mehr hatte. All das hatte er am eigenen Leib erfahren, und ihm stand nicht der Sinn nach einer Wiederholung. Aber diese Erkenntnis untergrub seine Unbeschwertheit, denn sie war ein sicheres Zeichen dafür, dass er auf dem besten Weg war, sich in Rebecca zu verlieben. Einerseits freute und überraschte ihn diese Entwicklung, da er schon fast nicht mehr damit gerechnet hatte, noch zu solchen Gefühlen in der Lage zu sein. Andererseits machte es ihn verletzlich, und das wiederum bereitete ihm Unbehagen. Denn Verlust war ein Gefühl, auf das er keinen Wert mehr legte.
    Der Verkehr war um diese Zeit wie immer mörderisch, sodass er über zwanzig Minuten bis zum Präsidium benötigte, wo gegen zehn Uhr die nächste Besprechung angesetzt war. Die Papierrolle, auf der der Täter seine Botschaft verfasst hatte, war vom Gesundheitsamt freigegeben worden. Weder an ihr noch an dem toten Vogel konnten Pestbakterien gefunden werden, was einen Terroranschlag weiter entkräftete. Dem Täter schien es nur darum gegangen zu sein, seine Botschaft durch die Tat zu untermauern. Daraufhin gab das Gesundheitsamt erst einmal Entwarnung. Dennoch blieben alle Beteiligten weiter unter Beobachtung. Besonders der Stadtführer und der verständigte Notarzt, die beide direkten körperlichen Kontakt zu dem Opfer hatten, würden nach wie vor unter verschärfter Quarantäne stehen, teilte Dr. Kolb ihnen mit.
    Die vorläufige kriminaltechnische Untersuchung der Botschaft brachte zwar einige Teilabdrücke zu Tage, wobei sie davon ausgehen mussten, dass diese von dem Stadtführer stammten, der das Papier mit bloßen Händen berührt hatte, wie deutlich auf dem Video zu sehen war. Die Botschaft war handschriftlich, in altdeutschen Buchstaben und mit roter Tinte verfasst worden. Eine genauere Untersuchung würde jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen.
    »Was ist mit den Leuten von diesem Heimatverein?«, fragte Chris in die Runde.
    »Der Vorsitzende ist ein gewisser Rolf Klose«, las Rokko von seinen Notizen ab. »63 Jahre, pensionierter Geschichtsprofessor. Nach den Aussagen einiger Vorstandsmitglieder soll er eine Art Experte für die Historie dieser Gegend sein. Seine Frau teilte mir am Telefon mit, dass er sich momentan auf einem Seminar in Süddeutschland aufhalte. Sie gab mir seine Handynummer. Klose war kurz angebunden, hat mir aber für morgen einen Termin auf der Dienststelle zugesichert.«
    »Wir sollten auch die Möglichkeit miteinbeziehen, dass unser Mann sich unter den Touristen aufgehalten hat«, warf Gerlach ein. »Der Täter will mit seiner Tat prahlen. Da liegt es im Bereich des Möglichen, dass er vor Ort sein wollte, um alles mitzubekommen.«
    »Nur ist an diese Leute im Moment kein Rankommen, wie du weißt.« Chris stand auf und goss Kaffee aus einer der Thermoskannen nach. »Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass er es darauf angelegt hat, eine Woche lang unter Beobachtung zu stehen. Ich denke nicht, dass er den Rummel verpassen will.« Er nippte an seiner Tasse und verzog das Gesicht. »Was ist mit dem Vogel? Hat sich da was ergeben?«
    »Es gibt 32 Tierheime in Rheinland-Pfalz«, sagte Gerlach. »Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher