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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt
Autoren: Michael Hübner
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Reife, die er darin erkannte, ließ ihn den Altersunterschied von acht Jahren vergessen. »Du hast recht«, sagte er. »Lass uns an deinem freien Tag nicht über die Arbeit sprechen. Ich brauche jetzt etwas Ablenkung.«
    Der Ausdruck in ihren Augen wechselte sofort, während sie ihn verführerisch über den Rand des Glases hinweg betrachtete. »Und was genau schwebt dir da vor?«
    »Tja«, meinte er verschmitzt. »Ich wüsste da schon was, das mich auf andere Gedanken bringen könnte.«
    Lächelnd stellte sie ihr Glas auf dem Tisch ab. »Dann sorgen wir doch mal für ein wenig Entspannung«, sagte sie und zog ihn zu sich auf die Couch.
    Für den Rest des Abends waren all die dunklen Ereignisse aus Chris' Kopf verschwunden.
     

4
     
     
    Es war kurz vor Mitternacht, als Daniel Nowak seine Arbeitsstätte verließ. Das Restaurant Meviana lag oberhalb des Rheinufers und bot einen spektakulären Blick über das abendliche Koblenz, weshalb es bei den Gästen der umliegenden Hotels sehr beliebt war. Auch an diesem Abend hatten sie viel zu tun gehabt, was Nowak ein beachtliches Trinkgeld beschert hatte. Dementsprechend erschöpft fühlte er sich, als er über die Straße auf den Parkplatz des Restaurants zuging. Der intensive Geruch von gebratenem Fett hatte sich wie jeden Abend in seiner Dienstkleidung festgesetzt. Er hatte sich an diesen Geruch gewöhnt, ihn mittlerweile akzeptiert, denn er vermittelte ihm das Gefühl von Freiheit. Ein Gefühl, das ihm in den Jahren zuvor fremd geworden war. Die Stelle als Kellner hatte ihm sein Bewährungshelfer vor etwas mehr als drei Monaten besorgt. Der Besitzer des Meviana wusste daher, dass Nowak im Gefängnis gewesen war, doch er hatte ihn bis heute nicht nach dem Grund dafür gefragt. Und er behandelte ihn immer mit Respekt. Für beides war Nowak ihm dankbar, denn mit seiner Vergangenheit hatte er endgültig abgeschlossen. Keinen Tropfen hatte er seit damals angerührt, und auch keine Drogen. Und daran würde sich nichts ändern. Er hatte im Rausch schreckliche Dinge getan, für die er sich selbst verabscheute. Dinge, die ihn manchmal um den Schlaf brachten. Daher war er fest entschlossen, diese zweite Chance, die sich ihm nun bot, nicht noch einmal zu versauen. Zwar verdiente er nicht viel, doch es reichte für eine kleine Wohnung und sein altes Auto. Mehr brauchte er letztendlich nicht, um sich frei zu fühlen. Und als er mit wunden Füßen und schmerzendem Rücken in der Dunkelheit über den Parkplatz ging, hatte er ein gutes Gefühl, was sein weiteres Leben betraf.
    Er schaltete sein Handy ein, und sofort meldete es den Eingang einer Nachricht. Sie war von Silvia, was automatisch ein Kribbeln in seinem Bauch erzeugte. Gute Nacht und schlaf gut , lautete die Mitteilung, die ein verträumtes Lächeln auf seine schmalen Lippen legte. Ja, er war auf dem richtigen Weg.
    An seinem Wagen angekommen, zog er die Autoschlüssel aus seiner Hosentasche, als er plötzlich erschrocken zurückwich.
    Am Außenspiegel seines Autos hatte jemand etwas angebracht.
    Ein Vogel, dachte er völlig perplex. Da hängt ein toter Vogel!
    Unsicher sah er sich um. Die Straßenbeleuchtung erfasste nur den vorderen Teil des Parkplatzes. Die letzten Gäste hatten das Restaurant vor einer halben Stunde verlassen, ebenso das Küchenpersonal. Außer dem Wagen seines Chefs konnte er nicht viel erkennen. Dennoch beschlich ihn das unheimliche Gefühl, nicht allein zu sein. Neugierig trat er an sein Auto heran und betrachtete den toten Vogel genauer. Sein schwarzes Gefieder schimmerte seidig im Licht der Straße, und Novak konnte ein Stück zusammengerolltes Papier an den Krallen des Tieres erkennen. Nach kurzem Zögern schaltete er das Display seines Handys ein, zog das Papier auseinander und leuchtete auf die Botschaft darauf. Es waren nur vier Zeilen, die aber ausreichten, ein kaltes Kribbeln zu erzeugen, das sich von seinem Nacken bis hinunter zu seinem Steiß ausbreitete. Im selben Moment hörte er ein elektrisches Knistern, unmittelbar hinter seinem Rücken. Erschrocken wirbelte er herum – und sein Herz setzte für einige Sekunden aus. Eine glühende Woge fuhr durch ihn hindurch, die jeden Muskel seines Körpers lähmte. Noch während er bewegungsunfähig zu Boden glitt, starrten seine angsterfüllten Augen auf die Gestalt über ihm … und was sie sahen, raubte ihm fast den Verstand.
     
    Als er zu sich kam, fühlte er einen harten Gegenstand in seinem Mund, der gegen seinen Rachen drückte und einen
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