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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)
Autoren: Bernd Franzinger
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Tannenberg durch den von Neonlicht gefluteten Klinikflur, der zum Totenreich des
Rechtsmediziners führte. Immer, wenn er hier unten entlangeilte, packte ihn die
kalte Angst im Genick und rüttelte ihn heftig durch, während sich ein Furcht erregender
Albtraum in sein Bewusstsein drängte. In einer schwülen Sommernacht hatte er ihn
zum ersten Mal aus dem Tiefschlaf gerissen. Seitdem begleitete ihn dieser Traum
wie ein böser Fluch durch sein Leben.
    Aus dienstlichen
Gründen hat Dr. Schönthaler seinen Freund um einen Besuch in der Pathologie gebeten.
Tannenberg trippelt die Treppen hinunter und hastet durch den Korridor. Plötzlich
öffnen sich die Wände, menschliche Skelette treten in den Flur und versperren ihm
den Weg. Die Knochenmänner strecken ihre Hände nach ihm aus und versuchen, ihn zu
greifen. Er dreht sich um, will flüchten, doch er kann sich keinen Millimeter von
der Stelle bewegen. Die klapprigen Gestalten kommen immer näher und umzingeln ihn.
Unzählige dürre Fingerknochen tippen auf ihm herum. Der Kreis wird immer enger gezogen

    Bei dieser
Vorstellung jagten Tannenberg eisige Schauer den Rücken hinunter und sein Puls raste
in ähnliche Dimensionen wie früher bei einer sportlichen Höchstleistung. Er beschleunigte
seine Schritte, rannte nun den Flur entlang.
    »Rainer,
wo steckst du denn«, schrie er gegen seine Panikattacke an.
    »Wo schon?«,
blaffte es aus dem Sektionsraum zurück.
    Dr. Schönthaler
ließ sich von dem hechelnden Ankömmling nicht stören. In aller Seelenruhe beugte
er sich über den Edelstahltisch, inspizierte eingehend die Stichverletzungen des
Toten und besprach dabei sein Diktiergerät.
    Tannenberg
ging in das Arbeitszimmer seines Freundes, das nur durch eine raumhohe Glasscheibe
vom Sektionssaal getrennt war. Er trank einen Schluck Wasser und kehrte zu Dr. Schönthalers
Arbeitsplatz zurück. Seine Probleme waren mit einem Mal wie weggeblasen. »Und, gibt’s
was Neues, du alter Leichenschinder?«, frotzelte er.
    »Das kann
man wohl sagen«, entgegnete der Pathologe, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.
    »Und was?«,
hakte sein Freund nach. »Lass dir doch nicht jeden Wurm einzeln aus der Nase ziehen.«
    Dr. Schönthaler
richtete sich auf und deutete mit dem Diktiergerät auf ihn. »Erst das Vergnügen,
dann die Arbeit.«
    »He?«
    »Schenk
du uns zuerst mal zwei Bellis ein, danach werde ich dir vielleicht etwas sehr Interessantes
zeigen.«
    Der Kriminalbeamte
schlurfte in Dr. Schönthalers Büro, wo zwei Flaschen selbstgebrannter Mirabellenschnaps
im Kühlschrank lagerten. Ohne die mit Leichenteilen bestückten Behälter auch nur
eines Blickes zu würdigen, griff er sich die angebrochene Flasche und schlug schnell
die Tür wieder zu. Schnaubend erhob er sich, ging zu seinem Freund und schenkte
zwei Schnapsgläser voll.
    »Prost,
Rainer, auf die beiden mit Abstand attraktivsten pfälzischen Männer«, tönte Tannenberg.
    Dr. Schönthaler
musterte ihn mit einem abschätzigen Blick und deutete auf sein Brustbein. »Also
auf mich trifft diese Feststellung ja hundertprozentig zu, aber …«
    »Laber nicht
rum, sondern trink! Und dann zeigst du mir endlich deine spektakuläre Entdeckung.«
    »Lass du
zuerst noch mal die Luft aus unseren Gläsern raus.«
    »Alter Suffkopp«,
grummelte der Kriminalbeamte, während er nachschenkte.
    »Selber«,
konterte der Rechtsmediziner und erhob sein Glas. »Dann stoßen wir doch am besten
auf deinen neuen Fall an. Der wird nun möglicherweise doch interessanter, als wir
vor zwei Stunden noch angenommen haben.«
    »Mach’s
nicht so spannend, Mann«, schimpfte Tannenberg. »Ich muss gleich wieder weg.«
    »Na, dann
komm mal mit, du alte Schnapsdrossel«, forderte Dr. Schönthaler.
    Er führte
den Kriminalbeamten zur Edelstahlbahre, auf der das nackte Mordopfer rücklings lag.
Der Pathologe stellte sich hinter den Kopf des Toten und beugte sich zu ihm hinunter.
Doch urplötzlich schnellte sein Oberkörper wieder in die Höhe. Mit einem durchdringenden
Blick musterte er seinen Freund von oben bis unten.
    »Was ’n
los?«, fragte der verdutzt.
    »Wann hast
du denn deine letzte Fangopackung erhalten?«
    »He?«
    Dr. Schönthaler
nahm das Diktiergerät auf und führte es an seinen Mund. »Rainer Schönthaler an Basisstation:
Einfache Frage, erbitte einfache Antwort.«
    »Vorgestern
bei der Rückenmassage«, antwortete Tannenberg mit geschürzten Lippen.
    »Warum werden
gerade älteren Männern häufig Fangopackungen
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