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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)
Autoren: Bernd Franzinger
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Kinn. »Der Einsatz des Elektroschockers
wirft unsere bisherige Arbeitshypothese allerdings völlig über den Haufen.«
    »So ist
es«, stimmte der Rechtsmediziner zu. »Fortan sollten wir davon ausgehen, dass wir
es nicht mit einer Tat im Affekt im Sinne einer emotionalen Kurzschlusshandlung
zu tun haben, sondern höchstwahrscheinlich mit einem eiskalt geplanten Mord.«
    »Aber warum
denn mitten im Wald?«
    Während
die Frage unbeantwortet durch den Sektionsraum schwebte, ertönte in Dr. Schönthalers
Büro die ›Spiel mir das Lied vom Tod‹-Melodie, die sich der Pathologe schon vor
langer Zeit als Handy-Klingelton heruntergeladen hatte.
    »Ja, wir
kommen sofort«, sagte Dr. Schönthaler und legte auf.
    »Wer war
das denn?«, wollte Tannenberg neugierig wissen.
    »Deine Mutter.
Sie konnte dich nicht …«
    »Um Gottes
willen. Ist zu Hause etwas passiert?«, schnitt ihm der Leiter des K 1 das Wort ab.
    »Ja. Deshalb
sollen wir auch so schnell wie möglich in die Beethovenstraße kommen.«
    Wolfram
Tannenberg stand der Schock ins Gesicht geschrieben. »Was ist passiert?«, fragte
er mit gepresster Stimme.
    »Etwas,
das bei euch jeden Tag exakt um 12 Uhr passiert: Das Mittagessen steht auf dem Tisch
und wartet sehnsüchtig darauf, von uns verspeist zu werden.«
     
    »Da bist du ja endlich, Wolfi«,
sagte Margot Tannenberg mit vorwurfsvollem Unterton. Sie stand am Herd und rührte
in einem Kochtopf herum. »Du weißt doch ganz genau, dass bei uns pünktlich um 12
Uhr zu Mittag gegessen wird.«
    »Ja, natürlich,
Mutter, aber ich hatte heute eigentlich nicht vorgehabt, bei euch zu essen.«
    Margot zog
abschätzig die Mundwinkel nach unten. »Sondern in dieser ekligen Kantine, wo es
nur ungesunde Sachen gibt?«
    »Nein, ich
wollte …«
    »Bist wohl
im Ermittlungsstress, he?«, warf Jacob dazwischen, ohne von seiner Bildzeitung emporzuschauen.
»Wahrscheinlich rennt ihr alle mal wieder blind im Kreis rum. Stimmt’s oder hab
ich recht?«
    »Nein, Vater,
leider kann ich deine Vorurteile wieder einmal nicht bestätigen. Wie immer arbeiten
wir sehr professionell und hochkonzentriert. Nahezu minütlich treffen bei uns neue
Informationen ein«, flunkerte der Kriminalbeamte.
    »Und welche?«
    Tannenberg
genoss sichtlich das kleine Spielchen mit seinem neugierigen Vater. Er legte den
Kopf schief und strich sich schmunzelnd über eine Augenbraue. »Zum Beispiel habe
ich gerade sehr interessante Dinge von Rainer erfahren.«
    Das Gesicht
des Seniors blitzte auf. »Na, dann setzt euch mal hin. Und dann erzählt mir der
liebe Rainer in aller Ruhe, was er herausgefunden hat.«
    Wolfram
Tannenberg antwortete nicht, sondern wandte sich an seine Mutter. »Was gibt’s denn
eigentlich Feines?«, versuchte er vom Thema abzulenken.
    »Krautwickel
mit Püree und Specksoße«, erwiderte Margot.
    »Komm, Rainer«,
knurrte der Senior, »raus mit der Sprache.«
    »Nix da,
erst wird gegessen!«, stellte die alte Dame in unmissverständlichem Ton klar.
    Tannenberg
klatschte sich eine große Portion Kartoffelpüree auf den Teller. In der Mitte formte
er eine Kuhle und legte einen braun gebratenen Krautwickel hinein, den er mit reichlich
Soße übergoss.
    »Klasse
Idee, Mutter, Krautwickel habe ich schon ewig nicht mehr gegessen«, freute er sich.
    »Dann isst
dich jetzt mal richtig satt, Wolfi. Du brauchst schließlich viel Kraft für deine
anstrengende Arbeit.«
    »Du mit
deiner ewigen Verwöhnerei«, schimpfte ihr Ehemann. »Dieser sture Bock arbeitet nicht
im Steinbruch, sondern sitzt die meiste Zeit über faul in seinem Büro herum.« Anschließend
wandte er sich an den Pathologen: »Rainer, dann sag du mir halt endlich, was Sache
ist.«
    Während
Dr. Schönthaler sich mit einem dicken Bindfaden abmühte, mit dem das Weißkrautblatt
um die Hackfleischfüllung gewickelt war, informierte er den wissbegierigen Rentner
über das zentrale Obduktionsergebnis.
    Wie immer
ermahnte Tannenberg sogleich seinen Vater mit eindringlichen Worten zur strikten
Verschwiegenheit: »Schnabel halten, Sherlock Holmes, sonst war das die letzte Info,
die du von uns erhalten hast.«
    »Das funktioniert
so nicht«, grummelte der Pathologe, der sich mit dem widerborstigen Bindfaden abmühte.
Er zog ein Skalpell aus der Innentasche seines Sakkos und durchtrennte die Schnur
an mehreren Stellen.
    »Hast du
damit vorhin die Leiche aufgeschnitten?«, fragte Jacob.
    Entsetzt
schlug sich Margot die Hand vor den Mund.
    Rainer Schönthaler
lachte herzhaft und hielt das
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