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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)
Autoren: Bernd Franzinger
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überzeugen. Willst
du wissen, welchen?«
    »Ich kann
es wirklich kaum erwarten«, entgegnete Marieke.
    »›Lieber
Eugen‹, habe ich gesagt, ›wir haben eine Hochschwangere dabei – und die kann nun
mal nicht so weit laufen.‹« Tannenberg klatschte in die Hände. »Und schon hatten
wir unseren Promi-Parkplatz.«
     
    Zwei Stunden später hatte der Leiter
der Kaiserslauterer Mordkommission bereits drei Schoppen Rieslingschorle intus.
Die Stimmung im Festzelt war auf dem Höhepunkt angelangt. Seine eigene ebenfalls,
denn Johanna von Hoheneck hatte gerade auf seine SMS geantwortet und ihm eidesstattlich
versichert, dass sie nur ihn liebe – woran Tannenberg eh nicht gezweifelt hatte,
schließlich war er ein toller Hecht, fand er jedenfalls.
    Schmunzelnd
steckte er das Handy weg, hakte sich bei Marieke ein und schunkelte wieder mit.
Als eingefleischter Hardrockfan ignorierte Tannenberg für gewöhnlich jedes andere
musikalische Genre. Denn nach seiner Meinung war die Rockmusik der 70er-Jahre einfach
nicht zu toppen. Doch an diesem milden Septemberabend stimmte er in den Chor der
weinseligen Festbesucher ein und grölte die Volkslieder lauthals mit.
    »Ich muss
mal kurz weg, Wolf«, übertönte Marieke die ohrenbetäubende Musik und klinkte sich
aus seinem Arm aus.
    Tannenberg
schunkelte weiter. »Wohin denn?«, wollte er neugierig wissen.
    »Auch ein
schwangerer Hippie muss ab und an mal Pipi«, rief Marieke und tastete die Bank ab.
Sie krauste die Stirn. »Wo ist denn meine Handtasche?«
    »He?«, fragte
Tannenberg.
    »Meine Handtasche
ist weg«, brüllte Marieke gegen den Lärm an.
    Ihre Begleiter
suchten unter dem Tisch und unter den Sitzbänken, befragten Gäste und Bedienungen,
doch Mariekes kleine, schwarze Lederhandtasche blieb unauffindbar.
    »Dann hat
sie wohl irgend so ein Drecksack geklaut«, schimpfte Tannenberg. »Wir müssen den
Diebstahl sofort melden.«
    In der provisorischen
Polizeiwache zeigte man sich nicht sonderlich überrascht. »Das ist nun schon der
fünfte Handtaschendiebstahl heute«, stöhnte ein älterer Beamter und verdrehte die
Augen. »Immer dieser blöde Schreibkram. Warum passt ihr Frauen denn auch nicht besser
auf eure Sachen auf?«
    »Jetzt mach
aber mal halblang, Kollege«, pflaumte ihn Tannenberg an. »Meine Nichte hat sich
ja nicht absichtlich die Handtasche klauen lassen.«
    »Aber so
sehen es die Versicherungen.«
    »Wieso?«,
fragte Max.
    »Na ja,
die berufen sich auf höchstrichterliche Grundsatzurteile. Und die besagen nun mal,
dass es sich bei einem Handtaschendiebstahl, so wie Sie ihn mir geschildert haben,
um grobe Fährlässigkeit handelt.« Der uniformierte Beamte hob die Schultern. »Und
deshalb müssen die Versicherungen den Schaden nicht bezahlen.«
    Marieke
verstand die Welt nicht mehr. »Das gibt’s doch gar nicht«, empörte sie sich.
    »Doch, leider
ist es so. Aber vielleicht rückt Ihre Versicherung auf dem Kulanzweg ein paar Euro
raus. Probieren würde ich es auf alle Fälle. Drohen Sie einfach mit dem Versicherungswechsel,
das wirkt manchmal Wunder«, empfahl der Polizist, während er sich hinter seinen
Schreibtisch setzte. »Was war denn alles in Ihrer Handtasche?«, wollte er wissen.
    »Mein Geldbeutel
mit circa 50 Euro Bargeld, mein Personalausweis, die EC-Karte und mein Führerschein«,
zählte Marieke auf. »Außerdem mein Handy, ein Schlüsselbund …«
    »Mit Ihrem
Autoschlüssel?«, warf der Beamte dazwischen.
    »Nein, den
habe ich in alter Gewohnheit an mich genommen«, erklärte Heiner. »Wir sind nämlich
mit meinem Van hierher gefahren.«
    »Da haben
Sie aber Glück im Unglück gehabt, denn bei uns wurden heute bereits drei Autodiebstähle
angezeigt.« Um dem nun Folgenden noch mehr Bedeutung zu verleihen, legte der Polizeibeamte
eine kleine Pause ein. »Sie werden es nicht glauben, aber die Zündschlüssel dieser
Autos befanden sich in den gestohlenen Handtaschen.«
    »Die klauen
also zuerst die Handtaschen und dann mit den Schlüsseln die Autos«, schlussfolgerte
Max. Er grunzte höhnisch. »Eigentlich eine geniale Masche.«
     
    Während Marieke in der provisorischen
Polizeiwache die notwendigen Formalitäten erledigte, ließ Max die EC-Karte und das
Handy seiner Ehefrau sperren. Anschließend fuhren die Wurstmarkbesucher zurück nach
Kaiserslautern. Die Stimmung war sehr gedrückt. Alle schwiegen betreten vor sich
hin und malten sich in Gedanken die möglichen Konsequenzen des Handtaschendiebstahls
aus.
    Die Parkstraße,
in der Marieke mit
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