Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
skeptisch.
    »Nehmen
wir mal ein konkretes Beispiel, Chef«, fuhr die Sekretärin, jetzt ganz in ihrem
Element, fort. »200 Gramm Schokolade haben viel, viel mehr Kalorien als 200 Gramm
Möhren. Das ist doch jedem sonnenklar, oder?«
    Der Leiter
des K 1 nickte. »Ja, sogar mir.«
    »Stellen
Sie sich jetzt bitte zwei Tafeln Schokolade neben meinem Karottenberg vor. Was fällt
Ihnen sofort ins Auge?«
    »Die Karotten
sind rot, die Schokolade ist braun.«
    Petra Flockerzie
zog mürrisch die gezupften Brauen zusammen. »Aber das meine ich doch nicht, Chef«,
protestierte sie und wies auf ihre Brotbox. »Man sieht auf den ersten Blick, dass
Karotten bei gleichem Gewicht mehr Volumen haben als Schokolade. Mit anderen Worten:
Ihre Energiedichte ist geringer.«
    »Jo, das
leuchtet mir ein.«
    Die Sekretärin
hielt demonstrativ eine Karotte in die Höhe. »Aufgepasst, Chef: Eine amerikanische
Ernährungswissenschaftlerin hat die Essgewohnheiten von schlanken und übergewichtigen
Menschen miteinander verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass diese Gruppen zwar
unterschiedliche Kalorienmengen zu sich nahmen, aber das Gewicht ihrer Tagesportionen
in etwa gleich war. Frauen zum Beispiel aßen etwa drei Pfund pro Tag.«
    Tannenberg
unterdrückte ein Gähnen. »Und wo ist nun die Pointe dieser angeblichen Diät-Revolution?«
    »Die liegt
doch auf der Hand, Chef: Zum Abnehmen muss man einfach nur möglichst viele Lebensmittel
mit geringer Energiedichte essen.«
    »Also drei
Pfund Karotten am Tag.«
    »Nein, Chef«,
kam es gedehnt zurück, »natürlich darf man nicht nur Karotten essen, sondern auch
anderes Gemüse, Obst oder Suppen.«
    »Aber keinen
frischgebackenen Butter-Hefezopf, oder?«
    Petra Flockerzie
lief das Wasser im Mund zusammen. Sie seufzte und wiegte den Kopf sanft hin und
her. »Nein«, ächzte sie. Das lärmende Telefon riss sie abrupt aus ihren abschweifenden
Gedanken.
    »Das ist
garantiert ein Bauer, der dir zwei Zentner Karotten verkaufen will«, spottete ihr
Vorgesetzter.
    »Haha«,
konterte die Sekretärin und griff zum Telefonhörer. Während sie lauschte, legte
sie ihre Hand auf die Hörmuschel. »Nein, Chef, es ist Ihr werter Herr Vater. Er
wünscht Sie dringend zu sprechen«, sagte sie in ungewohnt gestelzter Form. »Ich
lege das Gespräch in Ihr Büro.«
    »Danke,
Flocke«, erwiderte Tannenberg. Grinsend schnappte er sich eine Karotte, biss ein
großes Stück ab und verschwand in seinem Dienstzimmer.
    Der Kommissariatsleiter
fläzte sich in seinen Ledersessel und nahm den Hörer ab. Sein Blick verfolgte eine
Mücke, die sich gerade auf seiner Schreibtischunterlage niedergelassen hatte. »Was
willst du alte Nervensäge denn schon wieder von mir?«, fragte er, wobei der freundliche
Unterton in seiner Stimme nicht zu überhören war. »Hast du etwa schon unseren Einbrecher
gefasst?«
    »So gut
wie«, tönte der Senior. »Ich habe nämlich einen sensationellen Ermittlungsdurchbruch
zu vermelden.«
    »Einen sensationellen
Ermittlungsdurchbruch? Meinen aufrichtigen Respekt, Sherlock Holmes.«
    Jacob ließ
sich von dieser spöttischen Bemerkung nicht aus dem Konzept bringen. »Ich komme
gerade aus der Stadt«, verkündete er. »Im Tchibo stand einer aus Erfenbach am Nebentisch
…«
    »Und?«,
fragte Tannenberg in die absichtlich gesetzte Pause hinein.
    »Und dem
seine Tochter studiert in Mainz. Achtung, jetzt kommt’s. Hast du schon die Hände
zum Applaus-Klatschen bereit?«
    »Jo.«
    »Also: Dieser
Studentin ist genau dasselbe passiert wie unserer Marieke. Der wurde in einer Kneipe
die Handtasche geklaut. Und als sie später nach Hause kam, war ihre Wohnung ausgeräumt.«
    »Na ja,
Vater, besonders spektakulär ist diese Information nun wirklich nicht. Solche Einbrüche
passieren leider überall im Bundesgebiet. Und zwar häufiger, als man denkt.«
    »Natürlich,
aber im Gegensatz zu euch Schnarchnasen sind die Schutzleute in anderen Städten
ganz anders auf Zack. Die Kripo in Mainz hat nämlich die Täter bereits kurz nach
dem Einbruch geschnappt. Die Einbrecher gehörten zu einer osteuropäischen Bande,
die in ganz Deutschland zugeschlagen hat.« Seine Stimme überschlug sich. »Auch schon
hier bei uns in der Pfalz! Ist das nicht der Hammer?«
    Tannenberg
verdrehte die Augen. »Vater, wie sollen diese Leute denn in Heiners Haus eingebrochen
sein, wenn sie von den Mainzer Kollegen verhaftet und inhaftiert wurden?«
    »Du Quatschkopp«,
fauchte es durch den Hörer. »Bist du so naiv, oder tust du nur so, he?
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher