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Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Titel: Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)
Autoren: Meg Gardiner
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forensischen Psychiaterin unterhalten wollte. Nein, Jo Beckett hatte sie angerufen. Denn Dr. Beckett untersuchte ebenfalls den Tod des Rechtsanwalts Phelps Wylie.
    Phelps Wylie hatte Antiquitäten gesammelt und Anzüge bei Hugo Boss gekauft. Er war klein und kahlköpfig, hatte den Mund einer Kröte und wässrige Augen. Wenn sie sein Foto sah, musste Evan immer an einen Frosch denken.
    Er war tot in einer verlassenen Goldmine in den Sierras entdeckt worden.
    An einem Samstagmorgen im April war Wylie aus San Francisco verschwunden. Erst Monate später wurden seine Überreste dreihundert Kilometer entfernt begraben unter Schutt in der Mine gefunden. Die Leiche war so stark verwest, dass sich die Todesursache nicht mehr feststellen ließ.
    Im örtlichen Sherif f ’s Office vermutete man, dass er beim Wandern von einer Sturzflut überrascht und in den Tod gerissen worden war. Entweder das, oder er war bei seinem Spaziergang im Hochland alkoholisiert und fiel beim Erkunden der Mine in den Schacht. Möglicherweise hatte er sich auch absichtlich hineingeworfen. Jedenfalls war es ein mitternächtlicher Kopfsprung ins Nirwana, dessen Gründe und Umstände niemand kannte.
    Einen derart mysteriösen Todesfall eines Mitglieds der Anwaltskammer hatte es schon seit dem Verschwinden des Strafverteidigers im Mordprozess gegen die Manson Family nicht mehr gegeben. Evan sollte für die Zeitschrift California Lawyer einen großen Beitrag darüber schreiben.
    Aber bisher war die Story immer noch Stückwerk. Sie kam sich vor, als würde sie mit einem Stock ein totgefahrenes Tier anstupsen, um es zum Tanzen zu bewegen. Und dann rief aus heiterem Himmel Dr. Jo Beckett an und bat um ein Treffen.
    Das war der Grund, warum Evan in der Nähe von Fisherman’s Wharf parkte und zu Fuß zu einem Café marschierte.
    Das Java Jones dampfte nur so vor Leben. Die junge Barfrau besaß einen silbernen Nasenring, die nervöse Energie eines Rennpferds und Locken in der Farbe des Kaffees, den sie braute. Auf ihrem Namensschild stand TINA . Auf der Stereoanlage lief Bad Dogs and Bullets.
    Evan trat zum Tresen. »Klingt ja wie ein Tingeltangelrequiem.«
    »Möchten Sie was Starkes und Großes zu dem Song?«
    »Und was Heißes. Muss einem Bär das Fell abziehen und auf einem Pferd eine gute Figur machen können.«
    Tina lächelte. »Großer Americano?«
    Mit einer Windbö öffnete sich die Tür, und eine Frau rauschte herein: Anfang dreißig, Caffè-Americano-Locken, dezent fit unter leger schicker Kleidung. Sie winkte der Barfrau zu und ließ den Blick durchs Lokal schweifen.
    Man konnte sie nicht als elfenhaft bezeichnen, dafür wirkte sie zu nüchtern. Ihr Gesichtsausdruck war liebenswürdig, aber zurückhaltend. Vielleicht analysierte sie ja einfach nur die Kunden.
    Das musste die Psychologin sein.
    »Jo?«
    »Hallo, Evan.« Die Frau streckte die Hand aus. »Danke fürs Kommen.«
    Evan wies mit dem Kinn auf die Barfrau. »Seid ihr Schwestern?«
    Ein Lächeln spielte um Jos Lippen. »Ja, aber du musst bloß einen Monat lang diesen Kaffee trinken, dann siehst du genauso aus wie wir.«
    Sie bestellte einen mehrfachen Espresso; er ließ förmlich die Tasse vibrieren. Evan musterte sie verstohlen. Das war also die Leichendurchleuchterin.
    Jo sah aus wie die typische Kalifornierin: Doc Martens und Mickey-Mouse-Uhr, dazu der Hauch eines mehrere Generationen alten ostasiatischen Erbes. Um den Hals trug sie ein koptisches Kreuz. Das Funkeln in ihren Augen wirkte zugleich einnehmend und scharfsinnig.
    Evan hätte geschworen, dass neunzig Prozent der Leute auf den Begriff forensische Psychiaterin verschlossen und scheu reagierten, weil sie sich Sorgen machten, ob Jo sie vielleicht auf Ticks und Zwänge taxierte. Ihr ging es schließlich genauso.
    Jo begleitete sie zu einem Fenstertisch. »Ich führe eine psychologische Autopsie zu Phelps Wylie durch. Seine Kanzlei hat mich gebeten, seinen Geisteszustand zu untersuchen und seine Todesursache festzustellen.«
    »Und wie läuft es?«
    »Es ist einfach frustrierend.« Sie ließ sich nieder. »Wylies Leben widerspricht allen Vermutungen der Sheriffs über seinen Tod. Er ist nicht regelmäßig gewandert. War nicht scharf auf die Berge. Gold mochte er zwar, aber nur in Form von Barren, mit denen seine Mandanten gehandelt haben. Auch auf Alkohol hat er gestanden, allerdings in Sektflöten in der Oper.«
    »Ein Bear Grylls war er jedenfalls nicht«, warf Evan ein.
    »Garantiert nicht. Weißt du, wie eine psychologische
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