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Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Titel: Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)
Autoren: Meg Gardiner
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auf einen Knopf und lauschte mit konzentrierter Miene. Die Ohrhörer spannten sich über seinem kürbisgroßen Kopf.
    Haugen beobachtete Autumn. »Passt ihre Beschreibung des Szenarios zu den Daten, die Sabine vom Edge-Computer geholt hat?«
    Von nickte. »Gefängnisausbruch … Schnellboot … sechs Teilnehmer. Autumn überlegt gerade, wen sie einladen soll.«
    Sabine schoss weitere Fotos. Ihre Miene war streng, das rote Haar kurz geschnitten wie bei einem Jungen. Sie hatte nichts Weiches an sich, ihre Bewegungen waren kalt und flüssig. Haugen fand sie hinreißend wie einen Zitteraal: glatt, verschlagen, zielstrebig.
    Beim Eindringen in das Computersystem von Edge war sie auf das für Mitte Oktober gebuchte Szenario OUTLAW – Autumn Reiniger gestoßen. Doch dieser Hack lag schon vierundzwanzig Stunden zurück.
    »Du musst heute Nacht noch mal ins Edge-System«, sagte Haugen. »Ich brauche mehr Einzelheiten: der Ausgangs punkt des Rollenspiels, der Zeitplan, die Ausrüstung der Edge-Leute.«
    Sie senkte die Nikon. »Coates gibt nicht alle Notizen in den Computer ein.«
    »Ich kann das Büro durchsuchen«, warf Von ein.
    Haugen nahm die Sonnenbrille ab und funkelte Von an. Von kratzte sich die Nase und wich leicht zurück.
    Noch immer starrte Haugen ihn an. »Wir hinterlassen keine Spuren. Wir machen nichts, wodurch Edge auf uns aufmerksam werden könnte.«
    Von senkte den Blick zum Boden. »Vergiss, dass ich es vorgeschlagen habe.«
    »Bestimmt nicht«, entgegnete Haugen.
    Aber Sabine hatte recht. Manchmal änderte Coates ein Szenario spontan ab. Deswegen hatte Haugen das Edge- Team beim heutigen Kidnappingspiel beschattet. Er wollte wissen, ob sie sich ans Drehbuch hielten. Und vor allem, ob sich auch die Polizei daran hielt, wenn sie herausgefordert wurde.
    Dank Sabine hatte er gewusst, wo und wann die Edge-Leute Reinigers Firmenteam überfallen würden. Als Terry Coates Punkt zwölf anrollte, beobachtete Haugen das Ganze aus einem Café auf der anderen Straßenseite. Die Polizei hatte er zu diesem Zeitpunkt schon verständigt.
    Die Reaktionszeit des San Francisco Police Department auf die Notrufmeldung einer Entführung mit vorgehaltener Waffe: drei Minuten und zweiundvierzig Sekunden.
    Benötigte Zeit, um die Beamten davon zu überzeugen, dass es ein Spiel war: vier volle Minuten. Nachdem sich die Uniformierten vergewissert hatten, dass Edge eine Übung zur Förderung des Teamgeists veranstaltete und dass die Polizei vorab informiert worden war, fuhren sie davon.
    Ausgezeichnet.
    Haugen schwenkte das Fernglas und beobachtete die Mitarbeiter von Reiniger Capital in der Auffahrt, die ihr Abenteuer feierten. Mittendrin Terry Coates, athletisch, routiniert, selbstgefällig. Dann kam Peter Reiniger nach draußen und wurde von seinen Jüngern umringt. Bestimmt machten sie ihm Komplimente.
    Haugen senkte das Fernglas. »Ist dir überhaupt klar, wer Peter Reiniger ist?«
    »Er ist reicher als Gott«, antwortete Von.
    »Er ist der Angelpunkt. Der Punkt, wo wir den Hebel ansetzen können. Und dank seiner Tochter wird er flexibel sein.« Haugen kostete das Wort aus.
    »Also schnappen wir uns die Kleine.« Von konnte es anscheinend gar nicht mehr erwarten.
    Wie eine Verheißung hing das würzige Salzaroma in der Luft. Haugen setzte das Fernglas wieder an, um einen letzten Blick auf Autumn zu werfen. »Alles Gute zum Geburtstag, Prinzessin. Überraschung, Überraschung.«

2
    Mittwoch, 10. Oktober
    »Soll das ein Witz sein? Wie viel kostet das?«
    Der Typ am Schalter blickte nicht einmal auf. »Vierundzwanzig Dollar für die erste Stunde, zwölf fünfzig für jede Stunde danach.«
    Evan Delaney konnte es nicht fassen. Fürs Parken? Vielleicht sollte sie lieber den Schlagbaum rammen und aus der Garage fliehen, statt zu blechen. Danach konnte sie, weil das Parken auf den Straßen von San Francisco ein Kampf auf Leben und Tod war, mit dem Mustang einfach den Berg hinunterfahren, sich in die Bucht stürzen und zu ihrem Termin schwimmen.
    Das Auto hinter ihr hupte.
    »Na schön.« Resigniert gab sie nach. »Soll ich die Brieftasche öffnen, oder wollen Sie es mir gleich aus den Adern saugen?«
    Sie konnte nur hoffen, dass sich das Treffen mit Jo Beckett lohnte.
    Die Story, die Evan recherchierte, war groß, seltsam und voller Löcher. Der Versuch, sich einen vollen Überblick zu verschaffen, war frustrierend – aber das war für sie als freie Journalistin nichts Neues. Und nicht der Grund, weshalb sie sich mit einer
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