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Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Titel: Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)
Autoren: Meg Gardiner
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Autopsie funktioniert?«
    »Man nimmt sich die Psyche eines Opfers vor, um rauszufinden, wie es gestorben ist.«
    »Ja, und zwar bei ungeklärten Sterbefällen. Das heißt, wenn Polizei und Gerichtsmedizin nicht feststellen können, ob es sich um eine natürliche Todesursache, Unfall, Suizid oder Mord handelt. Wenn sie in eine Sackgasse geraten, rufen sie mich an, damit ich den Geisteszustand des Opfers bewerte«, erklärte Jo. »Ich bin sozusagen die letzte Zuflucht.«
    »Und ich bin deine.«
    Etwas Gequältes trat in Jos Miene. »Ja, das trifft die Sache so ziemlich.«
    Evan schwieg. Ihre Scheu legte sich, da sie in Jos Gesicht die gleichen bösen Vorahnungen las, die sie selbst empfand. »Diese Untersuchung geht dir irgendwie unter die Haut, oder?«
    »Ja, wie eine Zecke. Erzähl mir was über Wylie. Hintergrund, Erkenntnisse, irgendwelche Hinweise auf Persönlichkeit und Beweggründe, alles, was mir hilft, den Ablauf seiner letzten vierundzwanzig Stunden zu rekonstruieren.«
    »Hatte er in der Vergangenheit psychische Probleme?«
    »Überhaupt nichts.«
    »Glaubst du an eine natürliche Todesursache bei ihm?«
    »Du meinst, dass er beim Blumenpflücken tot umgefallen und in eine Flutrinne gestürzt ist und dann zufällig von einem Wolkenbruch in die Mine gespült wurde?« Jos Ton war bissig.
    Evan verkniff sich ein Grinsen. »Glaubst du, dass Wylie ermordet wurde?«
    »Möglicherweise. Und du?«
    »Ich würde fast darauf wetten. Der Mann war sozusagen ein junger Raubfisch auf dem Weg zur Spitze der legalen Nahrungskette. Hat sich Feinde gemacht. Und seine Freunde sagen, dass er vor seinem Verschwinden irgendwie nachdenklich und zerstreut war. Einige Male ist auch das Wort nervös gefallen.«
    Jo nickte. »Und dann noch das Auto.«
    Kurz nach Wylies Verschwinden war sein Mercedes an der mexikanischen Grenze aufgetaucht – ausgeräumt, verlassen, alle Fingerabdrücke weggewischt.
    »Die Goldmine befindet sich in einem abgelegenen Teil des Stanislaus National Forest. Vielleicht hat der Autodieb auf einer verlassenen Forststraße den leeren Mercedes entdeckt und hat beschlossen, eine achthundert Kilometer weite Spazierfahrt zu machen. Aber ich hab da meine Zweifel.«
    Evan hakte nach. »Wenn du Wylies Geisteszustand feststellen kannst, beweist das dann, wie er gestorben ist?«
    »Nicht unbedingt. Ich hab keine Kristallkugel, die Mord oder Unfall anzeigt. Leute, die meinen, ich hätte eine Art Wünschelrute für den Tod, muss ich leider enttäuschen.«
    »Immerhin hast du mit deiner psychologischen Autopsie den Fall Tasia McFarland geklärt.«
    Jo warf ihr einen scharfen Blick zu. »Am Ende dieses Falls wurde mein Liebster fast erschossen, und die Medien sind über mich hergefallen wie die Heuschrecken. Ich muss dich also warnen: Im Umgang mit der Presse bin ich auf der Hut.«
    Evan riss die Augen auf. »Auf der Hut? Du hast dir mit diesem Monster vom Blondinensender eine richtige Straßenschlacht geliefert. Und du hast sie zur Strecke gebracht, live im Fernsehen. Eigentlich müsste ich jetzt Konfetti streuen.«
    Jo lachte.
    »Und wenn du so misstrauisch gegen die Presse bist, warum hast du mich dann angerufen?«
    »Du warst früher selbst Anwältin. Wahrscheinlich hast du einen ganz anderen Zugang zu dem Fall als ich. Außerdem bist du angeblich eine ehrliche Haut.« Ein Schatten huschte über Jos Augen.
    Und ich weiß, warum Sie in Schwierigkeiten geraten sind, Ms. Delaney. Wusste Jo tatsächlich, warum ihr dieser Fall so an die Nieren ging? Auch Evans Vater war verschwunden. Sie hatte ihn zwar gefunden, doch danach waren die Fixpunkte ihres Lebens in einem Kessel der Trauer verdampft. Evans ganzer Körper versteifte sich. »Wer hat dir meinen Namen genannt?«
    »Es ist doch kein Geheimnis, dass du an dieser Story arbeitest.«
    Sie spürte ein Kribbeln an der Schädelbasis. »Trotzdem, wer hat dich an mich verwiesen?«
    »Meine Quellen sind vertraulich. Genauso wie bei dir.«
    »Verstehe.«
    Jo musterte sie kühl.
    Beruhig dich. Evan trommelte mit den Fingernägeln auf den Tisch. »Na schön.«
    Nachdem sie sich noch einen Moment gegenseitig taxiert hatten, holten sie beide gleichzeitig Notizblöcke, Stifte und Aufnahmegeräte heraus.
    Jo machte den Anfang. »Hast du die Polizeiberichte schon gesehen?«
    »Nur den von Tuolumne County. Den aus San Francisco nicht.«
    »Okay. Am Freitag vor seinem Verschwinden hat Wylie den ganzen Tag gearbeitet. Nichts Ungewöhnliches bei seinen E-Mails und Anrufen. Sein letzter
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