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Todesmuster

Todesmuster

Titel: Todesmuster
Autoren: Norbert Horst
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Frau Wiesing hatte ich schon öfter das Vergnügen. Kann er schon weg?«
    »Nehmen Sie ihn man mit, ich mach die Leichenschau in der Halle.« Sein Kollege packt den Plastiksack aus, sie wuchten ihn gekonnt in den Container.
    »Wohin fahrt ihr ihn?«
    »Zum Städtischen.« Kurzer Gruß, Abgang. Im Treppenhaus ist es eng, der Sarg schlägt an das Geländer.
    Ein Fenster im Schlafzimmer kann aufbleiben, im zweiten Stock geht das. Morgen noch mal genauer ansehen das Ganze. Tasche, Kamera, Totenschein, oh, der Schlüssel. Das war’s. Tür zu.
    14 Uhr 35
    Die Kontrollleuchte des Memocord glimmt rot, Aufnahme. Also.
    »Bericht, Absatz. Auffinden einer männlichen Leiche im Stadtwohnheim hier, Heidelberger Weg 28, Adresse eingerückt. Absatz. Heute, gegen 11.30 Uhr, teilte die hiesige Einsatzleitstelle telefonisch mit, dass …«
    Ulla schiebt ihren Kopf durch den Türspalt.
    »Kann ich bei dir mal in Ruhe eine rauchen oder störe ich?«
    »Nur, wenn ich auch eine kriege. Nein, du störst nicht.« Sie nimmt gegenüber Platz, wirft die Schachtel Stuyvesant. Marke gewechselt? Nein, stark bleiben. Nach dem Urlaub nicht mehr. Sie fängt die Schachtel wieder auf.
    »Nach dem Urlaub hör ich auf, das hab ich mir in viertausend Metern Höhe geschworen, als ich gepfiffen habe wie ’ne Dampflok.«
    »Ach, vergiss es«, sie bläst den Rauch lang anhaltend zur Seite. »Hast du doch schon tausendmal versucht.«
    »Mach mir nur Mut, danke auch.« Sie lächelt abgespannt, lässt sich nach hinten fallen, die Rückenlehne ächzt. »Und wie sieht es bei dir aus?«
    Kopfschütteln ohne Worte mit krauser Nase. Noch einen tiefen Zug, sie beugt sich wieder nach vorn, stützt sich auf die Ellbogen, nimmt einen Bleistift, spielt damit.
    »Also …«
    Helmut, schnellen Schrittes, die Türklinke gleitet ihm aus der Hand, die Tür rummst gegen den Rollschrank. Er nuschelt etwas, tritt seitlich an den Schreibtisch, lässt ein Schreiben auf die Unterlage gleiten.
    »Wollte ich dir vorhin schon geben. Eine Sache von Robert, war auf einem seiner Bänder, die Petra heute Morgen erst geschrieben hat. Letzte Woche haben Pilzsucher im Wald bei Ingsen eine Blutspur gefunden. Robert war Donnerstagmorgen da, nachmittags ist er gestorben. Er hat damals eine Probe genommen zur Blutbestimmung.
    Heute krieg ich das Ergebnis. Es ist Menschenblut. Die haben wohl schon Donnerstag angerufen, aber in dem ganzen Durcheinander ist das wohl untergegangen. Scheiße gelaufen, aber nicht mehr zu ändern.« Ulla drückt die halbe Kippe aus, kurzer Gruß, geht. »Bei dir kriegt man auch keine Ruhe.«
    »Irgendeine Blutspur im Wald. Das lässt du dir aufs Auge drücken? Das waren wahrscheinlich Kinder beim Spielen. Warum macht das nicht das örtliche KK?«
    »Die konnten irgendwie nicht. Außerdem, diese Kompetenzrangeleien find ich bescheuert, mach ich auch nicht mit. Sieh es dir mal an, schreib kurz was dazu und fertig. Hinten sind übrigens noch ein paar handschriftliche Notizen von Robert dran.« Er geht, knallt die Tür mit Wucht zu. Hat der heute zu viel Kraft? Er kommt noch mal zurück, entschuldigt sich wortlos.
     
    Bericht 16.09.04
    Heute, gegen 09.10 Uhr, teilte der Polizeiposten Ingser Straße, PK Trimm, telefonisch mit, in einem Waldstück in der Nähe von Ingsen sei in den sog. Kummerhügeln von einem Pilzsammler,
    Wladimir Dreier, 14.04.48 Kasachstan,
    wh. hier, Schöppenweg 3,
    eine Blutspur gefunden worden. Mit PK Trimm wurde der Fundort gegen 10.00 Uhr aufgesucht.
    Dabei handelt es sich um einen seit ca. 29 Jahren nicht mehr genutzten Steinbruch. In diesem Steinbruch befindet sich der Zugang zu einem alten Stollen, in dem nach Kenntnis des PK Trimm bis zum Ende des zweiten Welt kriegs Erz abgebaut wurde. Durch den anschließenden Steinabbau ist der Minenzugang hochgerutscht und liegt jetzt in etwa zehn Metern Höhe über dem Grund des Bruches in einem stark abschüssigen Hang. Außerdem ist er kaum zu sehen, da alte, verrostete Schotterrinnen zum Beladen von Lkw den zugewachsenen Eingang zusätzlich verdecken. Der Stolleneingang ist mit einem alten, aber massiven Eisentor versehen, welches ursprünglich vermutlich mit einem Vorhängeschloss gesichert war.
    Bei meinem Eintreffen war dieses Schloss nicht mehr vorhanden, und das Eisentor stand einen Spalt offen. Etwa einen Meter vor dem Eingang ist eine etwa zehn mal zehn Zentimeter große dunkelrot-braune Einfärbung der Steine und des Bewuchses zu sehen. Dabei könnte es sich um Blut handeln. Zwei weitere
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