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Todesmuster

Todesmuster

Titel: Todesmuster
Autoren: Norbert Horst
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Döner. Sener nickt kurz herüber, sie stellt ihn auf den Tresen, mit breitem Grinsen.
    »Guten Appetit!«
    »Danke, Martha.«
    Sener stellt wortlos das Bier dazu. Einer aus der Familienrunde ruft eine Bestellung.
    Ayse war hier.

MITTWOCH
    10 Uhr 40
    Direkt hinter dem Gullydeckel ein Schlagloch, das rechte Federbein schlägt hart durch. Mohren quittiert es mit einem teilnehmenden Blick. Oder war das Skepsis? Warum krieg ich immer nur diese alte Mühle von Astra? Die anderen kommen wahrscheinlich morgens immer fünf Minuten früher, nur um die besten Karren abzufischen, und der Schrott bleibt liegen.
    »Ist man gar nicht mehr gewohnt, solche Schlaglöcher auf deutschen Straßen«, mit viel Verständnis im Ton.
    »Ja, ja. Ich weiß auch gar nicht mehr, wann ich hier das letzte Mal gefahren bin.« Billige Entschuldigung, er schluckt es nachsichtig.
    Größere Häuserlücken, links und rechts Äcker mit Rüben. Vorn am Horizont eine leichte Anhöhe mit Wald. Da müsste es sein. Ein Bussard startet von einem gepflügten Feld, flüchtet in einen Baum. Ein Trecker mit zwei Anhängern voll Rüben auf der Gegenfahrbahn, Erdbrocken fliegen aus den dicken Stollenreifen, bleiben auf dem Asphalt liegen. Kradfahrers Tod. Sandweg? Ne, noch eine weiter. Am Siek, richtig. Am dritten Einfamilienhaus das blaue Polizeischild, der silbergrüne Vectra in der Garage.
    »Ist doch wahrscheinlich auch ein ruhiger Job hier draußen, oder?« Mohren, beim Aussteigen.
    »Schwerkriminalität muss man hier nicht unbedingt bearbeiten, aber die Kontaktpflege mit dem Bürger ist nicht zu unterschätzen. Kollege Trimm kennt hier im Ort wahrscheinlich jeden zweiten, und Ingsen gehört auch noch zu seinem Bezirk.«
    Die Rabatten sind sauber gejätet, zwischen den Astern Blumenerde und Rindenmulch, scharfer Mulchgeruch. Die Tür geht auf, Trimm, im Uniformhemd, freundliche Begrüßung. Der ist aber noch jung für ’n Bezirksbeamten. Noch nie gesehen.
    »Morgen, Bernd Trimm.« Händeschütteln.
    »Konstantin Kirchenberg, Morgen. Das ist Diplom-Ingenieur Mohren vom Bergamt«, Handschlag. »Wir kennen uns gar nicht. Hast du den Posten hier schon lange?«
    »Seit zwei Monaten erst, ich bin der Nachfolger von Heinrich Brockmann. Der hatte den Bezirk hier seit fünfzehn Jahren und hat dann zwei Monate vor der Pension einen Infarkt bekommen, die Rente war ihm nicht mehr vergönnt.« Ach, ja, irgendwann in den Mitteilungen gelesen. »Wollen wir gleich fahren?« Er zeigt auf den Streifenwagen. Meinetwegen.
    »Aber wir fahren am besten getrennt, sind wir flexibler.« Er ist einverstanden, fährt vor. Links ein riesiges Fachwerkgehöft mit einer Allee als Einfahrt. Auf der Weide daneben zwei Pferde. Kaum zu glauben, nur einige Minuten aus der Stadt und man ist auf dem platten Land.
    »Ist ja wunderschön hier«, Mohren lässt seinen Blick schweifen, zeigt auf einzelne Punkte. Ein Trecker pflügt, die dunklen Schollen fallen glänzend übereinander. Gleich hinter dem Ortseingangsschild Ingsen nach rechts in einen Feldweg, Gebüsch an den Rändern. Die Zweige berühren den Streifenwagen auf beiden Seiten, federn dahinter in den Weg zurück. Der Schotter unter den Reifen grummelt, leichter Linksknick, Trimm stoppt, steigt aus.
    »Ab hier gehen wir besser«, er schließt den Wagen ab, folgt weiter dem Weg, leicht bergan. Zwischen den Steinen auf dem Weg Birkenbäumchen, kniehoch, ein verrosteter Pfosten einer alten Schranke, die Büsche wachsen von beiden Seiten weiter in den Weg hinein, seichte Hänge.
    »Ein kleines Stück müssen wir noch.« Trimm zeigt nach vorn, atmet hörbar. Zwischen den Haselsträuchern rostige Metallträger senkrecht in die Erde gerammt, dazwischen verrottete Rinnen.
    »Da oben ist es«, er weist mit der Nase Richtung Hang. Das Gras hält den Schotter fest, kein Wegrutschen, es riecht nach Kräutern. Riecht wunderbar. Oberhalb der Schotterrinnen eine winzige Plattform, dahinter das Eisentor, halb verdeckt.
    »Da wären wir.« Mohren kommt hinterhergekraxelt, schnauft, stellt die Tasche ab, wischt sich mit dem Unterarm über die Stirn.
    »Hier war der Fleck.« Trimm tippt mit dem Fuß an einen Stein, kaum noch was Dunkles zu erkennen. Er kramt den Schlüssel raus, schließt auf. Das Tor öffnet sich lautlos, kühle Luft streichelt das Gesicht. Tut gut. Mal vorsichtig schauen. Schotterboden, felsige Wände, laufen nach oben spitz zu. Ist ja breiter, als anzunehmen war, mindestens einsfünfzig.
    »Kann man ja ganz problemlos durchgehen. Hatte
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