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Todesmuster

Todesmuster

Titel: Todesmuster
Autoren: Norbert Horst
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mittleren Schneidezähne sind eine Spur länger.
    »Wenn sie englisch können.«
    »Wenn sie englisch können, natürlich. Außerdem verwechseln sie es dann nicht mit blau.«
    »Du willst uns also für acht Wochen helfen, ganz böse Jungens zu fangen.«
    »Wenn’s sein muss, auch böse Mädchen.«
    »Na, ja, in unserem Bereich sind zumindest statistisch die bösen Jungen eindeutig in der Überzahl. Irgendwas bei neunzig Prozent, glaub ich.«
    »Ist mir eigentlich egal. Ich will einfach nur ’ne gute Zeit haben und mir ’ne Menge abgucken.«
    Helmut kommt wieder, steckt sich unter dem kleinen Spitzbauch das Hemd in die Hose, schnauft und schüttelt noch den Kopf.
    »So, da bin ich wieder. Das ist Rebecca …«
    »Helmut! Glaubst du, wir haben hier jetzt die ganze Zeit stumm voreinander gestanden? Wir kennen uns bereits.« Sein Blick wandert hin und her.
    »Ach so, ja. Na, klar. Ich habe ihr schon gesagt, dass sie uns eine große Hilfe ist. Bei zwei MK’s kann man gar nicht genug eigene Leute haben.« Er fasst sie am Arm, zieht sie sacht in Richtung Tür. »Sie wird Ullas Truppe verstärken. Die haben in den nächsten Tagen einiges vor.« Rebecca grüßt über die Schulter. Hübsch. Und fraulich. Selbstbewusste Nase. Irgendwem sieht die ähnlich, irgendwem Bekanntes. Carmen könnte ich mal anrufen. Müsste der Mann jetzt nicht irgendwann auf Geschäftsreise? Aber heute Abend noch nicht, morgen vielleicht.
    Telefon.
    »KK 11, Kirchenberg.«
    »Petra. Da ist die Leitstelle dran. Die haben einen Toten.«
    »Ich übernehm das mal. Kirchenberg.«
    »Konni, hier ist Otto, na, wieder im Lande?«
    »Otto, Moin.«
    »Wir haben eine Leiche am Heidelberger Weg in den Stadtwohnheimen, vermutlich Suizid durch Erhängen. Die K-Wache hat derzeit alle Leute eingesetzt. Der 13/26 ist vor Ort, Notarzt ist schon da.«
    »Gut, ich kläre das hier ab. Einer von uns kommt umgehend.«
    »Jupp. Und sonst? War’s wenigstens schön erholsam? Sechs Wochen ist ja ’ne lange Zeit.«
    »Schön war’s schon, erholsam weniger. Aber das erzähl ich dir mal bei anderer Gelegenheit.«
    »Alles klar. Gut gehen.«
    Helmuts Büro ist leer.
    »Bei Ulla«, Petra, ohne hochzusehen. Bei Ulla Massenandrang. Was ist hier denn los? Helmut und Rebecca mittendrin. Er reagiert auf den Schulterklaps.
    »Helmut, die Leitstelle hat einen Suizid am Heidelberger Weg.
    »Hm«, er kratzt sich am Hinterkopf, Blick mit hochgezogenen Brauen, »wenn du es machen könntest. Ich habe sonst keinen.«
    »Ich hab nichts, was ich nicht verschieben könnte, okay. Könnte ich unsere junge Kollegin doch gleich mitnehmen, ist doch ’ne prima Gelegenheit, was zu lernen.«
    »Ne ne«, Ulla steht auf, hakt Rebecca unter, »das ist meine. Können wir ganz klasse gebrauchen, gerade heute«, mit freundlich kampfeslustiger Miene, »und überhaupt: Heidelberger Weg! Das wollen wir ihr am ersten Tag mal ersparen.«
    »Ja, ja, schon gut. Muss ich mal wieder allein ans Fließband des Grauens.«
    Im Fahrzeugfach liegt nur noch der dunkelrote Astra, was sonst?
     
    Wenig Verkehr. Mittagszeit. Rot. Im Rückspiegel zwei Ausländer, erzählen mit wilden Gesten, lachen, Grün. Sie biegen links ab. An der nächsten Ampel eine langhaarige Blonde im Rückspiegel. Langhaarige Blonde sehen irgendwie alle gleich aus. Sie zupft sich etwas aus den Wimpern, überprüft im Spiegel den Lippenstift, zieht mit dem kleinen Finger nach. Grün. Heidelberger Weg müsste die nächste sein. Zwei Müllcontainer auf dem Gehweg sind umgestoßen, der Inhalt liegt auf der Straße, alte Autos, einige ohne Räder, neben dem Altglas-Container türmen sich Plastiktüten, aus den meisten ragen Flaschen. Graffiti an jeder Hauswand, fast. Kein Zweifel, Heidelberger Weg. Vor Nummer achtundzwanzig ein Streifenwagen auf dem Gehweg. Eine junge Kollegin am Steuer.
    »Morgen. Konstantin Kirchenberg KK 11.«
    »Hi, das ging ja fix. Gaby. Jutta ist oben, zweiter Stock links, da hängt er.«
    »Danke.«
    Alle Klingelschilder mit Feuerzeug versengt, im Treppenhaus der übliche Muff. Auf halber Treppe zum zweiten Stock kommt das Süßliche dazu, deutlich. Der hängt bestimmt schon länger. Jutta sitzt auf dem Geländer vor der Wohnung.
    »Morgen, Jutta Brink.«
    »Konstantin, Morgen. Da drin?« Nicken. »Wie alt ist er denn schon?«
    »Keine Ahnung. Wir haben noch nicht nach Papieren gesehen. Erst mal alles so gelassen.«
    »Ne, ich meine, wie lange ist er schon tot?« Sie folgt in den Wohnungsflur, schwerer, süßlicher Leichengeruch,
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