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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten
Autoren: Stefan Holtkötter
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Trampelpfads.
Hier wurde es wieder heller. Die Strahler der Spurensicherung leuchteten den
Boden des Parks aus, die Kollegen der Spurensicherung bevölkerten den Fundort.
In diesem Moment schrillte das Handy des Inspektionsleiters. Er wandte sich ab
und murmelte ein paar Worte hinein, bevor er es in die Tasche zurücksteckte.
    Â»Ich muss wieder los. In der Stadt ist heute ganz
schön was los.«
    Â»Kümmerst du dich da draußen noch um die Presse? Ich
möchte nicht, dass ein Schnappschuss von irgendeinem Staatssekretär gemacht
wird, der hier aus dem Gebüsch klettert.«
    Â»Ich werde sehen, was sich machen lässt.«
    Damit verschwand er in der Dunkelheit.
    Wolfgang Herzberger wandte sich zum Fundort. Der Tote
lag auf der Erde. Im grellen Licht der Polizeistrahler verblassten seine Konturen,
wie bei einer überbelichteten Fotografie. Ein Mitarbeiter der Rechtsmedizin
hockte neben ihm und murmelte etwas in sein Diktiergerät. Als er Wolfgang
Herzberger entdeckte, nickte er ihm kurz zu und vertiefte sich wieder in seine
Arbeit.
    Im umliegenden Gebüsch bewegten sich die Kollegen vom
Erkennungsdienst. Ihre weißen Sicherheitsanzüge leuchteten im Halbdunkel. Mit
Beweistüten, Taschenlampen und Pinzetten suchten sie die Umgebung ab. Hie und
da waren Nummerntafeln in den Boden gedrückt, eine Polizeifotografin lichtete
alles ab.
    Â»Seien Sie froh, dass es vor der Tat den Gewitterregen
gegeben hat.« Einer der Kollegen vom Erkennungsdienst war neben ihn getreten.
»Sonst hätten wir hier weit mehr Spuren, als wir verwerten könnten.«
    Â»Die Spurenlage ist wie bei Woolworth auf dem Grabbeltisch«,
pflichtete ein anderer ihm bei. »Das müssen ganze Hundertschaften sein, die
hier im Dunkeln durchs Gestrüpp steigen.«
    Wolfgang brummte unwillig. Er kniete sich neben den
Toten und sah genauer hin. Der Mann war etwa Mitte zwanzig. Halblanges blondes
Haar und ein gleichmäßig geschnittenes Gesicht. An der linken Stirnhälfte
klaffte eine große Platzwunde. Seine Augen waren weit aufgerissen, ein
sonderbarer Ausdruck der Überraschung hatte sich darin konserviert. Als hätte
er nicht glauben können, was hier mit ihm passierte.
    Â»Sexmord im Homomilieu. Erster Kriminalhauptkommissar
Herzberger hat die dunkle Spur aufgenommen, die ihn tief in die promiske
Sexwelt der Homosexuellen führt.«
    Er drehte sich um. Es war Kathrin Herrmann, eine alte
Bekannte aus der Abteilung Delikte am Menschen. Sie musste von der Einsatzzentrale
geschickt worden sein, als klar wurde, dass sie Verstärkung brauchten.
Herzberger hatte vor einigen Jahren schon mal mit ihr zusammengearbeitet. Eine
vielversprechende Kollegin mit guten Aufstiegschancen, die dann allerdings
wegen eines hässlichen Zwischenfalls beinahe ihren Job verloren hätte.
    Â»Die Neunziger sind vorbei«, kommentierte er ihre
Bemerkung. »Solche Schlagzeilen kann die Boulevardpresse sich heute nicht mehr
erlauben.« Er stand auf und reichte ihr die Hand. »Du bist uns zugeteilt
worden?«
    Sie erwiderte seinen festen Händedruck. »Ich bin angerufen
worden, sobald klar war, dass ihr aufgestockt werdet. Ich war eine der Ersten
hier am Tatort.«
    Wolfgang Herzberger nickte und wandte sich wieder der
Leiche zu. »Was wissen wir über den Tathergang?«
    Kathrin Herrmann deutete auf den Boden neben der
Leiche. Ein faustgroßer Stein lag auf dem Laub, neben dem ein Nummernschild
steckte. Blut haftete an dem Stein, das im Licht der Strahler grellrot
schimmerte.
    Â»Wie’s aussieht, hat der da als Tatwerkzeug gedient«,
sagte sie. »Die Spurensicherung wird ihn ins Labor bringen. Mal sehen, was
dabei rauskommt. Ganz schön lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen
haben, oder?«
    Â»Das ist wohl wahr«, sagte er.
    Â»Gibt es sonst noch jemanden von früher, der bei dir
in der Kommission arbeitet?«
    Wolfgang Herzberger musste nachdenken, es war einige
Jahre her, dass sie mit im Team gewesen war.
    Â»Michael«, sagte er schließlich. »Michael Schöne.«
    Sie zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. Dann lächelte
sie. »Na also. Dann sehe ich den auch mal wieder.«
    Â»Keine Sorge. Er geht in zwei Tagen in den Urlaub. Du
wirst ihn kaum zu Gesicht bekommen.«
    Â»Nein, nein! Ich habe nichts gegen Michael. Ich freue
mich darauf, wieder mit ihm zu arbeiten.«
    Sie würde ihre Vorbehalte für sich behalten, das war
ihm klar.
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