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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten
Autoren: Stefan Holtkötter
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einige
Kollegen den Kink Klub und wussten, dass dort hauptsächlich Schwule verkehrten.
    Der Einsatzleiter fuhr unbeeindruckt fort: »Der
Zielort ist ein ehemaliges Bahngebäude aus der Gründerzeit auf dem Gelände des
ungenutzten Güterbahnhofs südlich des Potsdamer Platzes. Nördlich Brachland bis
zum Kanal und dem Golfplatz, südöstlich die Hochbahngleise und der Bahnhof
Gleisdreieck …«
    Annas Gedanken schweiften immer wieder ab. Ein Bild
tauchte vor ihr auf: Tom mitten im Kink Klub, mit einem siegessicheren Lächeln.
Für die Razzia war inzwischen sicher alles vorbereitet. Die Polizei würde
nichts finden, außer vielleicht ein paar Pillen und ein bisschen Gras, das die
Klubgänger bei sich trugen. Er würde sich dazu beglückwünschen, das schwierige
Verhältnis mit Anna doch noch nicht beendet zu haben. Seine Liebhaberin, die
dumme Polizistin. Dabei ahnte er nicht einmal, wie wenig er von ihr wusste.
    Sie hatte von Anfang an gewusst, dass sie Tom nicht
würde halten können. Eines Tages würde er einfach fort sein, ohne eine
Erklärung und vielleicht sogar ohne Abschied. Das waren die unausgesprochenen
Bedingungen ihrer Beziehung. Es war eine Liebe auf Zeit, und er bestimmte das
Ende. Sie hatte sich darauf eingelassen.
    Der Moment war verstrichen, und sie riss sich wieder zusammen.
Ein unbestimmtes Gefühl von Traurigkeit blieb, doch auch das würde bald vorüber
sein. Sie wollte die Zeit genießen, die sie mit ihm verbrachte, das hatte sie
sich fest vorgenommen. Egal wie lang es noch dauern würde. Zwei Wochen, zwei Monate,
vielleicht sogar ein halbes Jahr.
    Â»Alle Einsatzgruppen halten sich an die zugeteilten
Gruppenführer«, sagte der Einsatzleiter gerade. »Mit etwas Glück werden
Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei frei und können euch ablösen, wenn das
Ärgste vorbei ist. Das wär’s dann. Gibt es noch Fragen?« Und ohne abzuwarten:
»Dann darf ich euch bitten, Position zu beziehen. Die Zeit drängt. In fünfzehn Minuten
geht es los.«
    Die Kollegen erhoben sich langsam und kehrten zum Bus
zurück. Anna setzte sich als Letzte auf die Bank, bevor die Türen zuschlugen.
Die Fahrt war rasant, sie wurden in den harten Sitzen immer wieder durchgeschüttelt.
Inzwischen hatte sich bei allen rumgesprochen, was für eine Art Einsatzort das
war.
    Â»Passt bloß auf, dass ihr euch nicht nach
Beweisstücken bückt.«
    Â»Am besten, du steckst dir einen Korken in den Arsch.
Dann kann dir nichts passieren!«
    Ãœberall Gelächter. Nur Anna blickte stumm aus dem
Fenster. Wenn aufflog, was sie getan hatte … Sie wollte lieber nicht darüber
nachdenken.
    Â»Anna, alles in Ordnung bei dir?« Es war Paul. Seine
Augen leuchteten im Halbdunkel.
    Â»Na klar. Was soll schon sein?«
    Â»Weiß nicht. Du siehst total fertig aus.«
    Â»Das ist nur die Hitze. Ehrlich.«
    Er hob skeptisch die eine Augenbraue. Anna lächelte
und knuffte ihn spielerisch in die Seite. Er wollte etwas erwidern, doch der
Bus bremste hart, und ein Raunen ging durch die Reihen. Ein lauter Fluch war zu
hören, dann öffneten sich die Türen, und der Gruppenführer steckte seinen Kopf
herein.
    Er teilte die Polizisten ein, die einer nach dem
anderen auf die Straße sprangen. Jetzt musste alles schnell gehen. Streifenwagen
waren eingetroffen, die die Straßen rund um den Eingang zum Kink Klub
sicherten. Das Tor, das zum brachliegenden Gelände führte, stand offen.
    Paul schnappte sich das Absperrband und die Ösen, Anna
und eine kleine Gruppe weiterer Beamten folgten. Im Dauerlauf überholten sie
die Kollegen der Drogenfahndung, die sich vor dem Eingang formierten. Zum
ersten Mal war Anna froh über die übliche Arbeitsteilung bei solchen Einsätzen.
Die Schutzpolizei machte die Einsatzortsicherung, alles andere übernahm die
Kripo. Auch wenn sie sich manchmal fragte, weshalb sie überhaupt so lange
ausgebildet worden war, wenn sie am Ende doch nur ein Absperrband hielt – heute
war ihr das nur recht.
    Unruhe kam auf, als Minuten später zwei junge Männer
durch ein Klofenster sprangen und auf das Gelände liefen. Ein paar Polizisten
lösten sich aus der Kette und umzingelten sie. Auf der dunklen Brache konnte
Anna kaum etwas erkennen. Die Jungen lagen mit einem Mal am Boden, schrien wütend
und wehrten sich, ein Handgemenge entstand, Anna sah einen Schlagstock
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