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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten
Autoren: Stefan Holtkötter
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Weile her. Ich
weiß nicht mal, was ich anziehen soll. Ich fühl mich, als wäre ich vierzig.«
    Â»Zieh das schwarze Hemd mit den Nieten an. Darin
siehst du wirklich scharf aus. Der Rest ergibt sich von allein.«
    Michael war irritiert. »Du findest, ich sehe scharf
aus in dem schwarzen Hemd?«
    Sie geriet kurz ins Stocken, offenbar war ihr das peinlich.
    Â»Frag nicht so dumm, zieh es einfach an! Ich muss
jetzt weiterarbeiten. Melde dich, wenn du Zeit hast. Dann gehen wir mal was
trinken. Viel Spaß heute Abend.« Sie war bereits in Begriff aufzulegen, als ihr
noch etwas einfiel: »Du bist mir noch eine Erklärung schuldig. Im Krankenhaus
sind wir ja unterbrochen worden. Reden wir irgendwann mal?«
    Â»Ja. Wir reden. Irgendwann.«
    Nach dem Telefonat ging er ins Schlafzimmer und öffnete
den Kleiderschrank. In der Zimmerecke flimmerte der Fernseher, der Ton war auf
halblaut gestellt. Es lief Werbung. Bunte Bilder und schnelle Schnitte. Ohne es
zu wollen, wurde seine Aufmerksamkeit davon aufgesogen. Er wandte sich bewusst
ab und durchsuchte den Schrank. Das Hemd fand er ganz hinten, unter einer
Jogginghose. Es war zerknittert und roch ein bisschen muffig. Er würde es mit
der Hand waschen und mit dem Föhn trocknen müssen.
    Da war wieder diese Aufregung. Er fühlte sich wie ein
Sechzehnjähriger bei seiner ersten Verabredung. Der Gedanke an das Treffen mit
Anna verursachte ihm leichte Übelkeit. Was waren das nur für seltsame Gefühle?
Am liebsten hätte er alles abgesagt.
    Er betrachtete den Fernseher. Was hätte Daniel wohl zu
ihm gesagt? Bestimmt hätte er ihn ausgelacht. Und er hätte ihm in den Arsch
getreten. Jetzt komm schon, du hast ein Date. Freu dich, und mach das Beste
draus.
    Michael atmete durch. Wenn er leben wollte, musste er
irgendwann damit anfangen. Daniel hatte es geschafft, trotz allem.
    Er nahm die Fernbedienung und schaltete den Apparat
ab. Die plötzliche Stille lag schwer im Raum. Einfach hinausgehen und sich
amüsieren. Alles andere vergessen. Komm schon, du hast ein Date.
    Irgendwo da draußen musste es sein, das Leben. Vielleicht
fand er den Schlüssel, wenn er sich bemühte. Er konnte nicht mehr tun, als es
zu probieren.

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