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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten
Autoren: Stefan Holtkötter
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Unverständliches gegrummelt. Aber insgeheim ist er
wohl froh, gar nicht zu wissen, was da hinter seinem Rücken gelaufen ist.«
    War Michael wirklich davongekommen? So einfach?
    Â»Ich habe allerdings noch eine schlechte Nachricht.«
    Â»Ach ja?«
    Â»Kathrin kommt vielleicht in unser Team.«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Ja, ganz recht. Du weißt doch, Frank wechselt in die
Wirtschaftskriminalität. Wolfgang setzt sich für sie ein, er möchte, dass sie
seinen Platz einnimmt.«
    Â»Nun ja. Wenn es so kommt, werden wir uns schon zusammenraufen.«
Er zögerte. »Wird getratscht?«
    Â»Natürlich wird getratscht!« Darauf schien sie nur gewartet
zu haben. »Was denkst denn du!«
    Â»Dann spuck’s schon aus.«
    Â»Also, pass auf: Ihr Karriereknick hat einen Grund.
Und der ist nicht etwa ihre überhebliche Art, wie man denken könnte. Es hat da
einen Vorfall gegeben. Du kommst nie drauf, was passiert ist. Sie hat ein
halbes Kilo Kokain aus der Asservatenkammer mitgehen lassen und jemandem
untergeschoben.«
    Â»Nein. Das ist unmöglich. Nicht Kathrin.«
    Â»Wenn ich es doch sage. Sie hat das Koks mit Mehl
vertauscht. Wollte es wohl ersetzen, aber das ging natürlich nicht über Nacht.
Und dann ist die Sache aufgeflogen.«
    Â»Du spinnst. Wenn das wahr wäre, würde sie nicht mehr
bei der Polizei arbeiten.«
    Â»Es hat wohl mildernde Umstände gegeben oder so. Sie
hat es für ihre Schwester getan. Deshalb ist sie überhaupt noch im Laden. Aber
die wird den Rest ihres Lebens wohl nie wieder befördert werden.«
    Â»Für ihre Schwester, sagst du?«
    Â»Ja. Die war wohl mit irgendeinem üblen Typen zusammen,
der sie regelmäßig verprügelt hat. Einer aus dem organisierten Verbrechen. Der
hat geschworen, sie totzuschlagen, wenn sie sich trennt. Und die Schwester
hatte so viel Angst, dass sie bei ihm geblieben ist. Da konnte Kathrin reden,
wie sie wollte. Die Schwester hat es nicht gewagt, ihn sitzen zu lassen. Also
hat Kathrin ihm Drogen untergeschoben, um sie da rauszuholen. Hat auch super
funktioniert. Nur ist dann der ganze Schwindel aufgeflogen. Nicht zu fassen,
oder? Unsere ordentliche Kathrin Herrmann. Wer hätte das gedacht.«
    Michael blickte durchs Küchenfenster in den Himmel.
Hoch oben am Sommerhimmel bewegte sich ein winzigkleiner Punkt. Ein Flugzeug,
dessen Rumpf und Tragflächen die Sonne reflektierten. Langsam kroch es aus seinem
Blickfeld hinaus. Unwillkürlich fragte er sich, wohin es unterwegs war.
    Â»Was machst du denn so mit deiner freien Zeit?«, fragte
Anke. »Vielleicht können wir ja mal was trinken gehen. Ich hab gleich
Feierabend, da könnte ich zum Biergarten am Neuen See laufen. Was hältst du
davon?«
    Michael zögerte. Er hatte den ganzen Tag über kaum
einen Gedanken an den heutigen Abend verloren. Darauf angesprochen, spürte er
plötzlich seine Aufregung.
    Â»Ich kann leider nicht. Ich bin schon verabredet.«
    Â»Du? Mit wem denn?« Sie hörte offenbar selbst, wie das
klang, denn sie fügte hinzu: »Entschuldigung, so war das nicht gemeint.«
    Â»Schon gut.«
    Â»Aber jetzt sag schon, was hast du vor?«
    Er erwischte sich bei einem Lächeln. »Ich gehe heute
Abend in einen Klub am Ostbahnhof. Tanzen, trinken, mal so richtig einen
draufmachen.«
    Anna Proschinski hatte ihn überredet, mit ihr auszugehen.
Er vermutete, sie wollte sich auf diese Weise bei ihm entschuldigen. Er hatte
längst verstanden, dass er nicht mehr erfahren würde, was im Innern des Klubs
passiert war, während er im Auto gewartet hatte. Seinen Fragen war sie
ausgewichen, sie vermied es, konkret zu werden. Offenbar hatte sie beschlossen,
die Geschehnisse dieser Nacht für sich zu behalten. Er respektierte das. Die
Einladung war ihre Antwort darauf. »Feiern wir, dass der Fall abgeschlossen
ist. Zum Glück haben wir das jetzt hinter uns.« – »Warum nicht?«, hatte Michael
gesagt. »Ich bin dabei. Feiern wir.« Und damit war das Thema zwischen ihnen
beendet gewesen.
    Â»Wann warst du denn das letzte Mal in einem Klub?«,
fragte Anke. Ungesagt schwang mit: Das muss doch ewig her sein.
    Er dachte an den Kink Klub. Besser, er sagte ihr
nichts davon. Außerdem hatte sie ja recht. Das alles überforderte ihn. Er
wusste nicht, wie er das anstellen sollte: einfach Spaß haben und unbeschwert
feiern.
    Â»Das letzte Mal ist wirklich schon eine
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