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Todesfinal

Todesfinal

Titel: Todesfinal
Autoren: G Schuberth
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Durchmesser des würfelförmigen Steins betrug ungefähr fünfzehn Zentimeter. Er hatte eine matte, graublau glänzende Oberfläche. Im Innern des Würfels waren kleine Punkte, die bei Lichteinfall zu leuchten begannen. Sobald man von einer anderen Seite des Steins in das Innere blickte, änderte sich auch die Anordnung der Punkte. Das Ganze wirkte wie ein eingearbeitetes Hologramm. Was es bedeutete, wusste niemand. Skamper hatte auch nach vielen Untersuchungen noch nicht herausgefunden, woraus diese Punkte gemacht waren und wie sie in den Stein gekommen waren.
    Skamper fuhr mit seiner Rede fort: »Niemand konnte mir bisher sagen, ob dieser Stein ein bedeutendes Kunstwerk aus längst vergangenen Epochen ist oder eine wertlose Spielerei, ob die geheimnisvollen Zeichen im Innern eine raffinierte Fälschung oder das Zeugnis einer Kultur sind, die vor Urzeiten versunken ist, die aber schon damals unvorstellbare Kenntnisse und Fähigkeiten besaß. Das Artefakt ist ein Geheimnis und es ist meine persönliche Schatzsuche.«
    Paul Skamper machte eine Pause. Ein röchelndes Husten war zu hören. Skamper blickte den Mann in der zweiten Reihe an. Ein älterer Mann in weißem Hemd mit Brille, der immer in den unpassendsten Momenten des Vortrags gehustet hatte, ein heiseres Krächzen, als würde er im nächsten Moment die Lebensgeister aushauchen.
    Skampers Blick strich über die Stuhlreihen vor ihm. Man hatte mit hundert Zuhörern gerechnet, gekommen waren jedoch weit weniger und die meisten Stühle waren leer geblieben.
    Arabella, die die Veranstaltung organisiert hatte, hatte so etwas geahnt.
    »So was Blödes, dass zur selben Zeit im Haus so viele interessante Kurse laufen. ›Partnersuche   – richtig angepackt‹. Da würde ich auch gern hingehen. Und neben uns läuft der Vortrag ›Abnehmen   – aber richtig‹. Da kommen also auch die ganzen Dicken nicht zu uns. Das wird echt schwer.«
    Als Skamper jetzt die leeren Reihen vor sich sah, war er froh, dass sein Vortrag bald zu Ende war. Vielleicht zwanzig Zuhörer verloren sich in dem großen Raum, wobei man das alte Ehepaar in der dritten Reihe abziehen musste, das während seines ganzen Vortrags selig geschlafen hatte.
    »Haben Sie vielleicht Fragen?«
    Skamper blickte in die Runde, sah dann zu dem großen Mann mit Halbglatze, der ganz vorne saß und sich die ganze Zeit über Notizen gemacht hatte. Wahrscheinlich jemand von der Presse.
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. Der Brillenträger aus der zweiten Reihe ließ ein unterdrücktes Röcheln hören, als würde er gleich wieder von einem Hustenanfall geschüttelt, konnte das aber unterdrücken.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür. Eine ältliche Frau mit kunstvoll toupierten Haaren streckte den Kopf herein. Alle blickten sie erwartungsvoll an.
    »Bin ich hier richtig bei dem Vortrag ›Urintherapie für Fortgeschrittene‹?«
    Arabella antwortete für Skamper. »Das ist einen Stock höher, direkt über uns. Aber passen Sie auf, dass Sie nicht versehentlich in den Kurs daneben reinplatzen. Da läuft das Anti-Aggressionstraining für Senioren. Die alten Herrschaften können ganz schön sauer werden, wenn man sie bei ihrem Kurs stört.«
    Die ältere Dame nickte und schloss wieder die Tür, die mit lautem Quietschen ins Schloss fiel.
    Der hustende Brillenträger hatte sich vorgebeugt, um einen besseren Blick auf das Artefakt zu haben. »Meines Wissens nach ist dieses Artefakt nichts weiter als ein würfelförmiger Stein, der überhaupt keine Bedeutung hat.«
    »Sie können es so sehen«, sagte Skamper.
    »Da habe ich aber etwas anderes gelesen.« Die blonde Frau aus der vierten Reihe hatte sich zu Wort gemeldet. Sie war mollig, trug eine rosa Bluse und hielt mit beiden Händen ihre hellblaue Handtasche auf ihrem Schoß fest.
    »Solche Artefakte gibt es doch wie Sand am Meer.« Der hustende Brillenträger lehnte sich zurück, nahm seine Brille ab und fuchtelte bei seinen weiteren Worten damit herum.
    »Bei Ebay kann man Dutzende davon kaufen. Und alle sollen irgendeine geheimnisvolle Kraft haben. Aber seriöse Wissenschaftler haben festgestellt, dass es sich fast immer um Fälschungen aus dem 19.   Jahrhundert handelt. Mit modernsten Labormethoden hat man das untersucht. Aber die Leute glauben lieber, dass da ein großes Geheimnis dahintersteckt.«
    »Seriöse Wissenschaftler«, schnaufte jetzt Arabella. Sie konnte es nicht stehen lassen, dass jemand die Echtheit des Artefakts anzweifelte. »Diese
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