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Todesfinal

Todesfinal

Titel: Todesfinal
Autoren: G Schuberth
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bezahlen.«
    Dann nahm er seinen Koffer in die Hand und ging zur Tür. Dort blieb er stehen.
    »Ich werde jetzt öfters kommen.« Er nickte ihm zu, öffnete die Tür und verschwand.
    Nachdem der Graue gegangen war, spürte Morlov wieder seine Kopfschmerzen. Während des Gesprächs waren sie weg gewesen. Doch dann pochte wieder etwas in seinem Kopf und Morlov nahm zwei Tabletten.
     
    Dr.   Barin entfernte die Blutdruckmanschette von Morlovs Arm. Er beugte sich über seine Unterlagen und schrieb etwas in unleserlicher Schrift auf einem Notizblock. Morlov zog seinen Pulloverärmel wieder nach unten.
    Er blickte den Arzt an. Morlov schätzte ihn auf Ende zwanzig. Er hatte ein jungenhaftes, etwas dickliches Gesicht und auf Morlov wirkte er wie ein pickliger Schüler, der sich den Arztkittel seines Vaters angezogen hatte, um mit seiner Freundin schmutzige Doktorspielchen zu veranstalten.
    »Die Werte sind alle in Ordnung. Vielleicht ist der Cholesterinspiegel etwas hoch. Aber   …« Barin blickte auf seine Notizen. »Nein, für Ihr Alter ist das völlig okay.«
    Morlov war Anfang fünfzig, wirkte aber viel jünger. Er war schlank und drahtig und man sah ihm an, dass er täglich trainierte.
    »Haben Sie denn noch die Kopfschmerzen?«
    Morlov nickte.
    »Haben Sie die Tabletten genommen, die ich Ihnen verschrieben habe?«
    »Ich habe die Tabletten genommen, sie helfen, aber nicht lange.«
    Barin lehnte sich zurück, betrachtete Morlov. Unter dem grauen, dünnen Pullover zeichnete sich der Ansatz eines Bauches ab. Die Arme waren dünn, die Schultermuskeln kaum ausgeprägt.
    Der Junge braucht Training, dachte Morlov. Morgens hundert Liegestütze und danach einen scharfen Waldlauf. Das würde helfen, dass er nicht in zehn Jahren aussah wie ein Knautschsessel.
    »Wissen Sie«, sagte Barin. »Wenn ich Kopfschmerzen habe, nehme ich einen Löffel Honig am Morgen und einen Baldriantee. Das ist manchmal besser als Tabletten.«
    Morlov sah ihn stumm an.
    »Nun gut, Baldriantee ist nicht jedermanns Sache. Schmeckt etwas eigenartig. Aber ich schwöre darauf.«
    Was soll dieses Gerede, dachte Morlov. Er spürte wieder den Druck in seinem Schädelinnern. Die Tabletten waren das Einzige, das den Schmerz etwas dämpfen konnte.
    »Sie können das ja mal probieren. Wenn es nicht klappt, verspreche ich Ihnen, dass ich Ihnen sofort wieder die Tabletten verschreibe.«
    Morlov fing an zu begreifen. Der Kerl wollte ihm die Tabletten nicht verschreiben. Vielleicht hatte er sein Budget schon ausgeschöpft und musste sparen.
    »Oft sind Schmerzen auch ein Zeichen«, redete Barin weiter. »Ein Zeichen dafür, dass wir mit uns nicht im Reinen sind. Vielleicht gibt es ja etwas, das Sie bedrückt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine das seelisch. Wenn Sie Kummer haben, dann kann sich das in Kopfschmerzen äußern. Das ist durchaus üblich.« Der Arzt rutschte auf seinem Stuhl herum. »Als ich ein Kind war und mein Hamster starb, was glauben Sie, was ich für Kopfschmerzen hatte, das hat gar nicht mehr aufgehört.«
    Was ist mit diesem Arzt los, dachte Morlov.
    »Ist da vielleicht etwas, was Sie bedrückt?«
    »Ich hatte nie einen Hamster«, sagte Morlov.
    »Ach so.« Barin versuchte ein Lachen, es klang unecht.
    »Das war ja auch mehr ein Beispiel, wissen Sie.«
    »Ich weiß.«
    Der Arzt rutschte wieder unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Morlov sah ihn direkt an, Barin hielt dem Blick nicht stand. Er senkte seine Augen.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl?«, fragte Morlov.
    Barin blickte auf. »Aber nein, ich fühle mich sehr gut. Wie kommen Sie auf diese Frage?«
    Morlov lehnte sich zurück. Das Pochen in seinem Kopf wurde stärker. »Verschreiben Sie mir die Tabletten«, sagte er.
    Barin zögerte einen Moment, dann nickte er eifrig. »Natürlich, ich verschreibe sie Ihnen, gleich. Baldriantee ist ja nicht jedermanns Sache. Das verstehe ich.«
    •

Paul Skamper stand gebeugt vor der geöffneten Motorhaube seines alten Ford Kombi und horchte auf das gleichmäßige Geräusch des Motors. Geschafft, das Auto lief wieder. Drei Stunden hatte er damit verbracht, den alten Kasten zu reparieren.
    Er wollte die Haube wieder schließen und zurück zum Hintereingang des Hauses, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte. Skamper drehte sich blitzschnell um. Er sah in das rosige, runde Gesicht seines Freundes Viktor Boritsch, der mit breitem Grinsen vor ihm stand.
    »Paul, alter Freund.«
    Boritsch drückte ihn an seine massige Brust und würgte
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