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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee
Autoren: P Tremayne
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hatte. Ein junger Mann kam ihnen auf einer eleganten schwarzen Stute entgegengetrabt. Er saß lässig im Sattel.
    »Das ist Conri, der junge Lord von Conra«, murmelte Laisran, als sie stehen blieben und auf ihn warteten.
    Er war ein gutaussehender Bursche von dunkler Gesichtsfarbe. Seine Kleidung und Haltung wiesen ihn als einen Mann von Rang aus, der es gewohnt ist, zu handeln. Eine Narbe auf seiner Stirn verriet, dass er das Soldatenhandwerk ausgeübt hatte. Sie unterstrich seine Persönlichkeit eher, als dass sie ein Makel war.
    »Guten Morgen, Herr Abt.« Conri grüßte Laisran freundlich, ehe er sich Fidelma zuwandte. »Guten Morgen, Schwester. Was bringt dich nach Ballycrona?«
    Fidelma antwortete, ehe Laisran den Mund aufmachen und eine Erklärung abgeben konnte.
    »Ich bin eine
dálaigh
. Du scheinst Besuch zu erwarten, Lord von Conra. Ich habe gesehen, wie du uns vom Hügel jenseits der Festung beobachtet hast, als wir näher kamen. Dann bist du rasch herbeigeritten, um uns zu begrüßen.«
    Die Augen des jungen Mannes weiteten sich ein wenig, und dann lächelte er traurig.
    »Du hast scharfe Augen,
dálaigh
. Tatsächlich erwarte ich seit einigen Tagen die Ankunft meiner Frau. Ich sah nur die Umrisse einer Frau zu Pferd und dachte einen Augenblick lang …«
    »Deine Frau?«, fragte Fidelma rasch und schaute zu Laisran.
    »Sie heißt Segnat und ist die Tochter des Lords von Tir Bui«, verkündete er mit unverhohlenem Stolz.
    »Und du sagst, du erwartest sie?«
    »Sie muss jetzt jeden Tag eintreffen. Ich dachte, du wärst es bereits. Wir haben erst vor drei Monaten in Tir Bui geheiratet, |31| aber ich musste gleich wieder hierher zurückkehren und mich um dringende Geschäfte kümmern. Segnat sollte mir nachfolgen, aber ihre Abreise hat sich verzögert. Ich habe erst vor einer Woche die Nachricht erhalten, dass sie bald eintreffen würde.«
    Fidelma blickte ihn nachdenklich an.
    »Was hat sie denn so lange aufgehalten?«
    »Ihr Vater ist krank geworden, nachdem wir geheiratet hatten. Er ist unlängst gestorben. Sie war seine einzige nahe Verwandte und ist bei ihm geblieben, um ihn zu pflegen.«
    »Kannst du sie beschreiben?«
    Der junge Mann nickte und sah sie nachdenklich an.
    »Warum fragst du?«
    »Tu mir einfach den Gefallen, Lord von Conra.«
    »Sie ist zwanzig Jahre alt, hat goldenes Haar und blaue Augen. Was haben all diese Fragen zu bedeuten?«
    Fidelma antwortete nicht gleich.
    »Die Straße von Tir Bui hierher führt Reisende nördlich durch Ballacolla und dann um die Abtei herum, nicht wahr?«
    Conri schaute überrascht.
    »Ja, das ist richtig«, pflichtete er ihr verärgert bei. »Noch einmal, wozu all diese Fragen?«
    »Ich bin eine
dáleigh
«, wiederholte Fidelma ernst. »Es ist meine Aufgabe, Fragen zu stellen. In den Wäldern bei der Abtei wurde die Leiche einer jungen Frau gefunden, und wir versuchen herauszufinden, wer sie ist.«
    Conri blinzelte mehrere Male.
    »Willst du sagen, dass es Segnat sein könnte?«
    Fidelma schaute ihn voller Anteilnahme an.
    »Wir ziehen lediglich Erkundigungen in den umliegenden Siedlungen ein, um zu erfahren, ob man dort etwas von einer vermissten jungen Frau weiß.«
    Conri reckte trotzig das Kinn vor.
    |32| »Nun, Segnat wird nicht vermisst. Ich erwarte jeden Augenblick ihre Ankunft.«
    »Aber vielleicht kommst du doch heute Nachmittag in die Abtei und schaust dir den Leichnam an? Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Wir wollen vollends ausschließen, dass es sich um Segnat handelt.«
    Der junge Mann presste die Lippen zusammen.
    »Es kann unmöglich Segnat sein.«
    »Leider ist nichts unmöglich. Manche Dinge sind nur etwas unwahrscheinlicher als andere. Wir würden dein Kommen sehr zu schätzen wissen. Wenn wir eine Möglichkeit ausschließen könnten, so wäre das schon sehr hilfreich.«
    Endlich schaltete sich Abt Laisran ein.
    »Die Abtei wäre dir für deine Mitarbeit sehr dankbar, Lord von Conra.«
    Der junge Mann zögerte und zuckte dann die Achseln.
    »Heute Nachmittag, sagst du? Ich komme.«
    Er riss sein Pferd herum und trabte davon.
    Laisran wechselte einen Blick mit Fidelma.
    »Hat uns das wirklich weitergebracht?«, fragte er.
    »Ich denke schon«, antwortete sie. »Nun können wir unsere Aufmerksamkeit dem Gasthof zuwenden, von dem du mir gesagt hast, dass er nördlich der Abtei in Ballacolla liegt.«
    Laisrans Gesicht hellte sich auf.
    »Ah, jetzt begreife ich, was du vorhast.«
    Fidelma lächelte ihn an.
    »Tatsächlich?«
    »Es ist genau,
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