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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee
Autoren: P Tremayne
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der Abtei.«
    »Sie ist aber nicht über Nacht hiergeblieben?«
    »Sie hatte es eilig, zu ihrem Mann zu kommen. Ja, die junge Liebe!« Die Frau schnaubte verächtlich. »Diese Krankheit hat man ja schnell überwunden. Der schöne Prinz, den man geheiratet hat, stellt sich meist schon bald als fauler Tunichtgut heraus! Mein Mann zum Beispiel …«
    »Du hattest den Eindruck, dass sie in ihren Mann verliebt war?«, fragte Fidelma rasch dazwischen.
    |36| »O ja.«
    »Sie hat keine Schwierigkeiten oder Sorgen erwähnt?«
    »Überhaupt keine.«
    Fidelma dachte nach.
    »War sie die ganze Zeit allein, als sie bei euch im Gasthaus war? Niemand sonst hat mit ihr geredet? Waren andere Gäste da?«
    »Nein, nur mein Mann und ich. Mein Mann hat sich um ihr Pferd gekümmert. Sie hat besonderen Wert darauf gelegt, dass es gut gefüttert wurde. Die junge Frau war offensichtlich die Tochter eines Stammesfürsten, denn sie hatte eine kostbare schwarze Stute, und ihre Kleidung war sehr fein.«
    »Wann ist sie hier aufgebrochen?«
    »Gleich nach dem Essen, nur zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Sie meinte, sie könnte ihr Reiseziel noch vor Einbruch der Nacht erreichen. Was ist mir ihr geschehen? Ist sie von einem Straßenräuber überfallen worden?«
    »Das müssen wir noch herausfinden«, erwiderte Fidelma. Sie erwähnte nicht, dass ein Raubüberfall allein schon wegen der Todesart der jungen Frau ausgeschlossen werden konnte. »Ich möchte jetzt kurz mit deinem Mann sprechen.«
    Corbnait schaute sie missmutig an.
    »Warum musst du mit Echen reden? Der kann dir auch nicht mehr sagen.«
    Fidelma zog streng die Brauen zusammen.
    »Das beurteile ich lieber selbst.«
    Corbnait wollte etwas erwidern, nahm dann aber die Entschlossenheit auf Fidelmas Zügen wahr und zuckte die Achseln. Sie erhob die Stimme zu einem schrillen Schrei.
    »Echen!«
    Das erschreckte den geduldigen Esel und Fidelmas und Laisrans Pferde. Sie hatten einige Augenblicke alle Hände voll zu |37| tun, um die scheuenden Tiere wieder in den Griff zu bekommen.
    Da kam auch schon ein dünner Mann mit einem Frettchengesicht aus der Scheune herbeigeeilt.
    »Du hast mich gerufen, meine Liebe?«, fragte er freundlich. Da sah er Abt Laisran, den er offensichtlich kannte, verneigte sich unterwürfig vor ihm und rieb sich die Hände. »Sei mir willkommen, edler Laisran.« Dann wandte er sich zu Fidelma und fügte hinzu: »Und auch du sei willkommen, Schwester. Du segnest unser Haus mit deiner Anwesenheit …«
    »Ach Mann, sei friedlich!«, fuhr seine Gattin dazwischen. »Die
dálaigh
will dir einige Fragen stellen.«
    Die Augen des kleinen Mannes weiteten sich.
    »
Dáleigh

    »Ich bin Fidelma von Cashel.« Fidelmas Blick fiel auf die verkrampften, verschränkten Hände. »Ich sehe, du hast blaue Farbe an den Fingern, Echen.«
    Der Mann schaute verwundert auf seine Hände.
    »Ich habe gerade Farbe angerührt, Schwester. Ich versuche, einen bestimmten blauen Farbton zu erzielen, indem ich
glaisin
und
dubh-poll
3 mische … das ist ein schwarzes Sediment, das man in Tümpeln im Moor findet und das ich mit
glaisin
vermenge, um ein tiefes Blau zu erhalten …«
    »Still! Die Schwester will dein Geschwätz nicht hören!«, unterbrach ihn Corbnait rüde.
    »Ganz im Gegenteil«, blaffte Fidelma, die sich über die herrschsüchtige Frau ärgerte. »Ich wüsste gern, ob Echen auch gerade Stoff gefärbt hat, als die junge Frau neulich abends hier eingekehrt ist.«
    Echen sah sie verdattert an.
    |38| »Die junge Frau, die nur für eine Mahlzeit und Futter für ihr Pferd hier war«, erklärte ihm Corbnait. »Die mit der schwarzen Stute.«
    Die Miene des Mannes hellte sich auf.
    »Nein, ich habe mit dem Färben erst heute angefangen. Ich erinnere mich gut an die junge Frau. Wie eilig sie es hatte, ihr Reiseziel zu erreichen!«
    »Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Nur, um von ihr Anweisungen über das Futter für ihr Pferd entgegenzunehmen. Und dann ist sie zum Essen ins Gasthaus gegangen. Sie war etwa eine Stunde bei uns, nicht wahr, meine Liebe? Dann ist sie weitergeritten.«
    »Und zwar ist sie allein weitergeritten«, fügte Corbnait noch hinzu. »Genau wie ich es gesagt habe.«
    Echen machte den Mund auf, bemerkte dann aber den Blick seiner Frau und schloss den Mund wieder.
    Das war Fidelma nicht entgangen.
    »Du wolltest noch etwas hinzufügen, Echen?«, ermunterte sie den Mann.
    Echen zögerte.
    »Komm schon, wenn es noch etwas zu ergänzen gibt, dann musst du es sagen«, forderte
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