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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee
Autoren: P Tremayne
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wie du es vorhin erklärt hast: eine Möglichkeit auszuschließen ist genauso wichtig wie ein endgültiges Ergebnis. Den jungen Conri hast du bereits ausgeschlossen, und jetzt versuchen wir am einzig möglichen verbliebenen Ort zu ergründen, wer die junge Frau ist.«
    |33| Fidelma lächelte still vor sich hin, während sie sich wieder nach Norden wandten und zur Abtei und weiter nach Ballacolla ritten.
    Das Gasthaus stand an einem Kreuzweg. Es war ein großes, finster wirkendes Gebäude. Sie bogen gerade in den Hof ein, als eine drahtige Frau mittleren Alters einen Eselskarren zum Halten brachte und ihnen beinahe den Zugang versperrte. Die Frau blieb auf ihrem Karren sitzen und schaute sie missmutig an.
    »Ordensleute!« Sie spuckte das Wort beinahe aus.
    Fidelma schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Du scheinst alles andere als erfreut, uns hier zu sehen«, bemerkte sie mit einiger Belustigung.
    »Arme Leute wie ich verlieren ihren Broterwerb wegen der freigebigen Gastfreundschaft eurer Klöster«, knurrte die Frau.
    »Nun könnte es aber doch sein, dass wir gekommen sind, um bei dir eine Erfrischung zu erwerben«, erwiderte Fidelma beschwichtigend.
    »Wenn ihr dafür bezahlen könnt, geht ins Haus zu meinem Ehemann und sagt ihm, was ihr haben möchtet.«
    Fidelma machte keinerlei Anstalten, ihrer Aufforderung zu folgen.
    »Ich nehme an, du bist hier die Wirtin?«
    »Ja und?«
    »Dann würde ich dir gern einige Fragen stellen. Ist hier vor zwei Nächten eine junge Frau vorübergeritten? Eine junge Frau, die auf der Straße von Norden gekommen ist, aus der Richtung von Tir Bui?«
    Die Augen der Wirtin verengten sich misstrauisch.
    »Und was geht das dich an?«
    »Ich bin eine
dálaigh.
Auf meine Fragen musst du antworten«, erwiderte Fidelma nachdrücklich. »Wie heißt du, Wirtin?«
    |34| Die Frau blinzelte. Sie wirkte streitlustig, verkniff sich aber dann ihre Bemerkung. Wenn man sich weigerte, die Fragen einer
dálaigh
zu beantworten, konnte es einem blühen, dass man eine Strafe zahlen musste, weil man den Lauf der Gerechtigkeit behindert hatte. Das Gesetz legte die Pflichten der Wirte, die öffentliche Gasthäuser betrieben, ganz genau fest.
    »Ich heiße Corbnait«, erwiderte sie schließlich unwirsch.
    »Und die Antwort auf meine erste Frage?«
    Corbnait hob ihre Schultern und ließ sie resigniert sinken.
    »Vor drei Nächten ist eine Frau hierhergekommen. Sie wollte aber nur etwas zu essen und brauchte Heu für ihr Pferd. Die war aus Tir Bui.«
    »Hat sie dir ihren Namen genannt?«
    »Nicht dass ich mich erinnere.«
    »War sie jung, hatte helle Haut und goldenes, zu einem Zopf geflochtenes Haar?«
    Die Wirtin nickte bedächtig.
    »Ja, das stimmt.« Plötzlich trat ein wütender Ausdruck auf ihre Züge. »Hat sie sich über mein Gasthaus oder über die Bedienung beschwert? Ja?«
    Fidelma schüttelte den Kopf.
    »Sie kann sich nicht mehr beschweren, Corbniat. Sie ist tot.«
    Die Frau zwinkerte und sagte missmutig: »An dem Essen, das sie hier bei mir bekommen hat, ist sie jedenfalls nicht gestorben. Ich führe ein gutes Wirtshaus.«
    »Ich habe doch noch gar nicht über ihre Todesursache gesprochen.« Fidelma legte eine Pause ein. »Ich sehe, ihr habt einen kleinen Karren.«
    Corbnait schaute überrascht wegen des plötzlichen Themenwechsels.
    »So einen haben viele hier. Ich hole damit meine Vorräte |35| von den umliegenden Höfen. Was soll denn daran verkehrt sein?«
    »Färbt ihr in eurem Gasthof auch Stoff?«
    »Jetzt geht’s ums Färben? Was für Spielchen treibst du hier mit mir, Schwester?« Corbnait schaute zu Abt Laisran und dann wieder zurück zu Fidelma, als überlegte sie, ob sie es vielleicht mit einer gefährlichen Irren zu tun hatte. »Alle färben hier ihre Kleider selbst, nur die feinen Herrschaften nicht.«
    »Bitte zeige mir deine Hände und Arme«, forderte Fidelma die Frau auf.
    Die schaute erneut verdutzt hin und her, beschloss aber, als sie die ungerührten Mienen sah, nicht weiter zu hadern, sondern streckte ihnen ihre kräftigen Unterarme entgegen. Es war kein einziger Farbfleck darauf zu sehen.
    »Zufrieden?«, bellte sie.
    »Du pflegst deine Hände gut«, meinte Fidelma.
    Die Frau schniefte.
    »Wozu habe ich denn einen Ehemann, der die Schmutzarbeit machen kann?«
    »Ich nehme an, du hast der jungen Frau das Essen serviert?«
    »Das habe ich.«
    »Hat sie viel geredet?«
    »Ein bisschen. Sie sagte mir, dass sie zu ihrem Ehemann unterwegs wäre. Er wohnt irgendwo südlich
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