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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton
Autoren: Jo Zybell
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führen. Er aber schüttelte ihre Hände ab und faßte die Strecke zum Teleskoplift ins Auge. Noch zwanzig Schritte bis zur Einstiegsluke – die letzten Schritte von wie vielen noch? Er ging sie schleppend, hinkend. Wie aus verwittertem Marmor gemeißelt war sein Gesicht.
    Am Eingang des Lifts sah er sich noch einmal um. Vierzig oder fünfzig Männer, Frauen und Kinder standen um die neun Sparklancer herum. Alles Bewohner der RUBICON, alles Mitglieder seiner Besatzung oder Nachkommen von Mitgliedern seiner Besatzung. Einige kletterten noch aus den Luken, andere sprangen von den Plattformen, wieder andere folgten ihm bereits.
    Die Sparklancer ruhten auf Schwebeplattformen. Die Schwebeplattformen wurden von Eisbärgespannen gezogen. Die Controgravaggregate funktionierten noch, die Triebwerke der Sparklancer nicht. Die der Schiffe schon gar nicht. Kein Glaurux unter dem ganzen verdammten Himmel.
    Das war das erste, was sie beschlagnahmten – Glaurux. Das zweite waren die Roboter, das dritte die Waffen. Angeblich ging das seit Jahrhunderten so. Seit 1250 Jahren, um genau zu sein. Er selbst hätte es nicht beschwören können, er mußte sich auf die Aussagen der anderen verlassen. Er selbst mußte erst seit achtzehn Jahren hier leben, unter diesem verdammten Himmel.
    Er wandte sich dem Lifteingang zu. Der war eisfrei; auch der Unterboden der TIBORCOHEN war weitgehend eisfrei. Ihre Stützen allerdings versanken zu einem Viertel in Schnee und Eis. Immerhin nur zu einem Viertel. Allmählich merkte man doch, daß es Sommer war. Eddyseven glitt als erster in den Lift, der Alte folgte ihm. Der Controgravstrahl erfaßte sie, sie schwebten nach oben.
    Der sogenannte Sommer währte erst drei Jahre. Es war sein erster hier – und ganz gewiß sein letzter. Aber weg mit diesen nutzlosen Gedanken! Immerhin hatte er noch einen Sommer erlebt hier; den Beginn eines Sommers jedenfalls.
    Ein bitteres Lächeln verzog sein zerfurchtes Gesicht. Sommer hieß: Die Außenflächen der Biosphären waren eisfrei, und man konnte die Sonne praktisch ununterbrochen sehen wenn sich nicht gerade einer der Monde vor sie schob oder Schneestürme um die Kuppeln herum tobten. Neulinge erkannten die Sonne übrigens daran, daß sie ein wenig größer war als die meisten anderen Sterne.
    Genaugenommen war der Sommer hier ein einziger, achtzig Jahre währender Tag; wenn man die Terra-Prima-Zeit als Zeitmaß ansetzte jedenfalls; und danach richteten sie sich alle. Das war normal; das war schon früher normal gewesen; früher in der Flotte. Wenn auch sonst nicht viel funktionierte – die Chronometer in den Schiffen funktionierten. Sogar in der über tausend Jahre alten TIBORCOHEN, dem Zentralschiff der gleichnamigen Biosphäre, funktionierten sie noch.
    Sie erreichten den Ausstieg. Eddyseven schwebte auf den Gang hinaus und wartete. Der Alte griff nach den Wandbügeln und kletterte aus dem Lift auf den Gang. Man erwartete ihn – Baldura hatte zwei Eidmänner geschickt. Junge Burschen ganz nach ihrem Herzen: jung, mit Flaum unterm Kinn und kräftig gebaut. Sie geleiteten ihn, seinen Kugler, seine beiden Frauen und seine Söhne in die Zentrale.
    Links und rechts des Eingangs standen wie immer die Tische der Moderatoren. Als Zeichen ihrer Neutralität trugen sie Weiß – der Erste Moderator einen weißen Mantel, Zweiter und Dritter Moderator Overalls. Der Alte wandte sich an den rechten Tisch, weil er Ruluth, einen Sohn von Oberst Sigyard, dahinter entdeckt hatte.
    Sigyard war sein Erster Offizier und sein persönlicher Vertrauter, darüber hinaus auch sein Eidmann. Sigyards Zweitgeborener hatte erst vor kurzer Zeit auf die TIBORCOHEN hinübergeheiratet. Ungewöhnlich, einen derart jungen Mann bereits in der Rolle eines Moderators zu sehen. Hatte die Matriarchin womöglich ein gnädig-begehrliches Auge auf ihn geworfen? »Wie geht es dir, Ruluth?«
    »Danke, mein General, sehr gut geht's«, versicherte der junge Bursche. »Und Euch?«
    »Gut, wie immer.«
    »Das freut mich aufrichtig. Was wollt Ihr setzen, mein General?«
    »Zehn Kilo Mantelstoff auf Rotman«, sagte er. Alle setzten sie auf Rotman, sein Jüngster, sein Dritter, ihre Mutter Karelya und Karelyas ältere Schwester Natalya; jeder nach seinen Möglichkeiten. Auf wen sonst hätten sie setzen sollen? Rotman war sein Zweitältester und Natalyas einziger Sohn.
    »Du bist erstaunlich schnell zu Ehren gekommen, mein Junge«, sagte er leise. »Hat Baldura dein Talent also doch so bald entdeckt?« Ruluth
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