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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton
Autoren: Jo Zybell
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dieser Angelegenheit loswerden.« Er stellte den Becher mit dem Saugröhrchen neben dem Bett ab und sah die Frau an der Schnittstelle an.
    »Nur zu, Alpar. Sag, was du denkst.«
    »Ein Auftrag ist ein Auftrag, denke ich.« Alpar Koboromajew, Sanitäter der LAURIN, faltete seine großen Hände über der lockigen Brust. »Ja, das denke ich: Ein Auftrag ist ein Auftrag und weiter nichts. Sie aber machen eine persönliche Mission daraus, eine Prüfung, eine Art Bewährungsprobe sozusagen, als würde Ihr Leben davon abhängen.«
    Anna-Luna Ferròn nahm die Hände von der Tastatur. Ein paar Atemzüge lang dachte sie nach. Dann lächelte sie und drehte sich nach ihrem Liebhaber um. »Eine persönliche Mission? Eine Bewährungsprobe? Was für ein interessanter Gedanke …«
     
    *
     
    Ein Ornament von Eisblumen rahmte das Sichtfenster ein. Der Alte beugte sich über die Instrumentenkonsole. Mehr als die Hälfte des eisfreien Kreises im Zentrum des Sichtfensters füllte der Omegaraumer bereits aus. Wie ein großes schwarzes Tier auf viel zu dünnen Beinen ragte der alte Frachter aus der türkisfarbenen Eislandschaft. Der Alte schloß die Augen und sank zurück in den Sessel.
    Er lauschte in sich hinein. Da regte sich etwas. Etwas Vertrautes. So vertraut wie die eigenen Atemzüge und so vertraut wie das unwiderrufliche Stocken der eigenen Atemzüge. Es könnte vorbei sein. Wie oft schon hatte sie ihn angehaucht, diese Ahnung? Heute regte sich mehr als nur eine Ahnung, heute war es eine Gewißheit.
    Vorbei …
    Woher wußte er das? Eigenartig. Lag es an den Gelenkschmerzen? Lag es an den Stichen hinter dem Brustbein? Oder an dem verdammten fahlgrünen Himmel?
    Die Kolonne erreichte den Teleskoplift der TIBORCOHEN. Der Alte blickte auf sein Chronometer: noch dreißig Minuten bis zum Beginn des SPIELS. Der Kugelroboter neben ihm auf dem Pilotensitz, ein alter Kommunikator namens Eddyseven, drückte zweimal auf die Schaltfläche für die Peitsche. Früher öffnete man mit dieser Handbewegung die Heckluke, halbmanuell sozusagen. Heute sandte man damit einen Elektroimpuls aus, der die Kristallspeicher unter dem Schwanzfell der Zugtiere veranlaßte, zwei Schwachstromladungen freizusetzen, Das Gespann stand still.
    Der Alte faßte sich an die Brust. Die Stiche waren nicht schlimmer als sonst, die Gelenke plagten ihn nicht mehr als sonst – jedenfalls nicht wesentlich mehr –, und der verdammte Pseudohimmel war nicht fahler und nicht hassenswerter als sonst. Woher also diese Gewißheit?
    Hatte sie mit dem SPIEL zu tun? Machte er sich am Ende doch mehr Sorgen um seinen Ältesten, als er sich eingestehen wollte?
    Er wußte es nicht. Er wußte nur, daß es vorbei war. Wenn nicht heute, dann morgen oder übermorgen. Was für ein Leben! Was für ein Witz! Er löste seinen Gurt.
    Die sechs Zugbären schwenkten ihre spitzen Schädel und brüllten. Sie forderten ihre Belohnung. Jemand öffnete die Bugluke. Die Halbwüchsigen sprangen aus dem Sparklancer auf die Plattform und von der Plattform in den Schnee hinunter; Söhne und Töchter seiner Eidmänner. Sie konnten es mal wieder nicht erwarten, die Eisbären zu füttern. Jemand warf ihnen den Sack mit dem Fisch aus der Luke.
    Der Alte stemmte sich aus dem Sitz, folgte Eddyseven zur Luke; sein persönlicher Kugler übrigens. Einer von dreien, die ihnen hier, in Tiborcohen , geblieben waren. Man konnte sie nicht ewig versteckt halten; genausowenig wie Waffen. In allen sieben Biosphären führten sie regelmäßig Razzien durch.
    Seine Frau Natalya half ihm aus der Luke auf die Plattform, sein jüngster Sohn von der Plattform hinunter aufs Eis. Es war schmutzig und fahlgrün wie der Himmel. An einigen Stellen schimmerte es türkisfarben, an anderen sogar blau. An manchen brach rötlichbrauner Fels durch das Eis.
    Sein dritter Sohn tauchte neben ihm auf und stützte ihn von rechts. Auch er halbwüchsig und rothaarig. Er erkundigte sich nach dem Befinden seines Vaters. Der Alte brummte abweisend. Er haßte den Eifer, mit dem sie ihm zur Hand gingen. Ihre hektischen Gesten, ihre sorgenvollen Blicke, ihr betont freundliches Gerede, ihre perfekte Organisation jeder noch so kleinen Reise – alles rückte ihm sein Alter ins Bewußtsein – und seine Gelenkschmerzen.
    Seine Frau Karelya stützte ihn von links, ein paar Männer luden eine Sänfte von der Plattform, die Bären brüllten, und die Halbwüchsigen stritten sich um den Sack mit den Fischen.
    Karelya und sein Dritter wollten ihn zur Sänfte
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