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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton
Autoren: Jo Zybell
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Tigern oder Yakubar Tellim. Nicht zu vergessen auch der diesjährige Sieger des SPIELS.«
    Unitas Gabrylon zog die blonden Brauen hoch und lächelte charmant. »Keinem von diesen stand ein Roboter zur Verfügung, schon gar kein ADAM I, und dennoch beflügelte ihre kriminelle Energie sie zu überdurchschnittlichen Taten. Wie auch immer – das Problem Bergen ist so gut wie vom Tisch. Doch welche Konsequenzen ziehen wir aus diesem Phänomen? Darum muß es heute gehen, meine Damen und Herren! Doch lesen Sie zunächst selbst. Ich präsentiere Ihnen erst einmal die chronologische Zusammenfassung der wichtigsten Daten.«
    Im Sichtfeld trat eine Tabelle mit Datumsangaben und Stichworten in den Vordergrund. Quartalsbericht für den Sicherheitsrat von Terra Prima, 10. April, 2554 nGG , stand in der Titelzeile. Und so lauteten die ersten Zeilen:
    1. – 31. Januar 2554 nGG
    Die Personentransporte nach Baal III gehen in die abschließende und zugleich intensivste Phase. Die letzten 25 Millionen der insgesamt zweihundert Millionen Kolonisten werden ins Baal-System transportiert; täglich im Schnitt etwa 660 000.
    Ende Januar 2554 nGG
    Sträflingsaufstand im System Maligniz. Die Häftlinge auf dem Glaucauris-Planeten Genna überfallen unter dem Kommando von Uran Tigern Frachter der Klasse I. Ein von Sträflingen gekaperter Frachter entkommt nach Doxa IV im System Doxa. An Bord: Venus und Plutejo Tigern.
    27. Januar 2554 nGG
    Dr. Gender DuBonheur, Quanteningenieur und Kunsthirnspezialist von Fat Wyoming, wird für die Entwicklung eines Quantenkernprozessor, der den Turing-Sprung von Kunsthirnen verhindert, mit der Höchsten Ehre ausgezeichnet.
    28. Januar 2554 nGG
    Zwei Tage nach seinem siebzigsten Geburtstag mißachtet der Reeder und Primhauptmann der Flotte a.D. Yakubar Tellim von Doxa IV die Einladung in den Ruhepark. Statt seine gesetzlich vorgeschriebene Entsorgung zu unterstützen, flieht er gemeinsam mit den Rebellen von Genna in seinem Frachter JERUSALEM ins Zentrum der Milchstraße …

 
    1.
     
     
    Ende März 2554 nGG
     
    Musik erfüllte den Kuppelraum. Trommeln, rauhe Flöten und ein Saiteninstrument. Sorgfältig kämmte er sein Haar hinter die Ohren und in den Nacken. Wieder und wieder tauchte er den Kamm in den Blechkrug mit dem Öl. Es stank nach totem Fisch. Es sollte nach totem Fisch stinken.
    Er war allein. Das wollte er so. Seiner Mutter und seiner Geliebten hatte er untersagt, ihn vor der letzten Phase des SPIELS in der Kandidatenkabine zu besuchen. Er brauchte Ruhe, er mußte sich konzentrieren. Und davon abgesehen wollte er nicht, daß sich – falls er sterben würde – ihre Erinnerung an ihn für alle Zeiten mit dem Gestank faulender Fische verband. Ein Blick auf die Zeitangabe am unteren Rand des Sichtfeldes. Noch fünfzig Minuten.
    Er ließ den Kamm in den bereitstehenden Abfalleimer fallen, flocht das ölige Haar zu einem Zopf und verknotete es im Nacken. Danach streifte er ein Netz aus Magnesiumfasern über den Knoten. Jeden Handgriff hatte er in Gedanken schon tausend Mal getan. Jahre vor seinem ersten SPIEL hatte er in Gedanken gesehen, wie er in dieser Kabine stand, sich frisierte, Trommeln, Flöten und Saiten hörte und sich auf die letzte Hürde konzentrierte.
    Im linken Sichtfeld dehnte sich eine schmutziggrüne Fläche, gesprenkelt mit großen und kleinen Flecken. Die großen Flecken waren Fels. An manchen Stellen waren Eis und Schnee über ihm geschmolzen. Die kleinen Flecken bewegten sich und wurden nach und nach größer. Gespanne von den anderen Schiffen. Zu Hunderten kamen die Menschen, um die letzte Phase des SPIELS zu sehen.
    Er tauchte die Hand in den Krug und balsamierte seinen nackten Körper mit Fischöl ein. Brechreiz würgte ihn. Es stank erbärmlich, aber er hatte gelernt, den Geruch zu ertragen, ja, zu ignorieren. Im Spiegel zwischen den Schranktüren bewegte sich sein jugendlicher Körper – muskulös, breitschultrig, geschmeidig. Sein Haar schimmerte wie ein enganliegender Helm aus poliertem Kupfer.
    Im zweiten Sichtfeld sah er die Kampfbühne. Sie war noch leer. Im dritten Sichtfeld schmiegte sich der weiße Leib einer zierlichen Frau an den Körper eines hochgewachsenen blonden Mannes. Beide waren nackt.
    Der Mann war älter als er. Ganz genau sieben Jahre, sechs Monate, zwei Wochen und neunzehn Tage älter.
    Der Mann war sein Gegner. Er wußte alles über ihn. Mit seinen jüngeren Brüdern hatte er gewettet, daß der Blonde die letzte Stunde vor dem SPIEL auf die Weise
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