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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton
Autoren: Jo Zybell
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Kommandantin bevorzugte zur Zeit allerdings die Kabine und das Bett eines Sanitäters namens Koboromajew, wenn sie sich in ihren knappen Pausen zum Schlafen zurückzog. Roschen beobachtete diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen.
    In seiner Suite, über der Schnittstelle vor der Sichtkuppel, flammte das Sichtfeld auf, als die Luke sich hinter ihm schloß. Flüchtig registrierte er die Zeitangabe unten rechts – und wunderte sich: schon der 26. März?
    Im Viquafeld bauten sich Gesicht und Oberkörper eines Mittdreißigers auf. Der Mann hatte langes blondes Haar und makellose, ebenmäßige Züge. Er schien von perfekter Statur: gerade, schlank und zugleich athletisch. Eine dunkelrote Toga lag in korrekten Falten über seiner Schulter. Darunter trug er einen schneeweißen Anzug. Auf dessen Brusttasche war kein Namensschild genäht, sondern das Emblem der Galaktischen Republik Terra: eine goldene Spirale aus 793 Sternen auf blauem Grund.
    »Wie geht es Ihnen, verehrter Roschen?« erkundigte er sich höflich.
    »Es geht mir gut genug, verehrter Gabrylon.« Der legendäre Mann mit dem langen, blonden Haar und dem engelsgleichen Gesicht gehörte dem ebenso legendären Sicherheitsrat von Terra Prima an. Er war dessen Zweiter Vorsitzender. Und er war zur Zeit der einzige in der GRT bekannte Mensch, der den P.O.L. regelmäßig von Angesicht zu Angesicht sah. »Sie haben gehört, daß Bergen uns entkommen ist?« erkundigte sich Roschen vorsichtig.
    »O ja, verehrter Direktor, selbstverständlich habe ich es gehört. Unter großen Schmerzen.« Das Gesicht lächelte wehmütig. »Und nun ist der Hitzkopf auf dem Weg nach Terra Prima, und eine Handvoll Gesetzesbrecher begleiten ihn.«
    »Ein Skandal!«
    »Sicher doch, ein Skandal. Andererseits benötigen wir solche Skandale. Sie offenbaren die Schwachstellen unserer Republik. Konnten Sie die RHEINGOLD schon orten?«
    »Nein. Und ich glaube nicht, daß wir sie einholen werden, bevor wir das Sol-System erreichen.«
    »Das ist auch nicht nötig. Nun aber zum eigentlichen Anlaß meines virtuellen Besuches, verehrter Direktor. Wie geht es General Ferròn?«
    Waller Roschen zögerte. »Nun, sie scheint mir fest entschlossen, Bergen, Tellim und die Tigernbrut zu fangen.«
    »Das will ich ihr auch geraten haben.« Das schöne Gesicht und die freundlichen grauen Augen des Blonden lächelten. Aber es war ein Lächeln jener Art, dem man nicht ohne weiteres glauben und nur in Notfällen Vertrauen schenken wollte. »Ich denke, es gibt mehr über Anna-Luna Ferròn zu berichten als nur das. Seit Tagen warte ich auf Ihren Bericht über sie, verehrter Direktor.«
    »Er ist fast fertig und wird Ihnen in kürze zugehen, verehrter Gabrylon«, sagte Roschen ohne Eile.
    »Darf ich um eine kleine Vorschau bitten?«
    »Wie Sie wünschen, verehrter Gabrylon«, sagte Roschen. »Anna-Lunas Entscheidungen scheinen mir von starken Affekten geprägt zu sein. Sie hat einen Navigator erschossen, der Bergen und seinen Roboter vor versammelter Besatzung der Kommandozentrale als ›schlaue Burschen‹ bezeichnete …«
    »Wie unvorsichtig!«
    »… und sie verbringt viele Stunden in der Kabine eines Mannes von niederem Dienstrang, seit über einem Monat bereits. Eine exzessive Lebensweise alles in allem. Ich mache mir Sorgen …«
    »Sparen Sie sich die Sorgen, Verehrtester. Sie entwickelt sich doch wunderbar. Ein gutgebauter Mann, nehme ich an?«
    »Ja, soweit ich das beurteilen kann.« Waller Roschens gebräuntes Gesicht blieb ausdruckslos. »Verzeihen Sie, wenn ich Ihren Optimismus nicht teilen kann, verehrter Gabrylon. Darf ich Sie an die Expedition nach NGC 5897 erinnern? Anna-Luna hatte das Kommando, und Anna-Luna hatte den Befehl gegeben, die fremde Station zu besetzen. Es war ein unvernünftiger Befehl, geboren aus leidenschaftlichem Willen zum Erfolg und aus Zorn – Sie wissen selbst, wie hoch der Preis war.«
    »Selbstverständlich weiß ich das, mein Verehrtester. Sie zum Beispiel haben mit dem größten Teil Ihres Körpers dafür bezahlt. Aber sind Sie im Rückblick nicht dankbar für diese Erfahrung? Immerhin hat sie Ihnen das Geschenk eines relativ unsterblichen Instrumentes beschert!«
    Roschen nickte langsam. »Das allerdings ist wahr …« Er zögerte. »Wahr ist aber auch, daß damals drei Schiffe verlorengingen, daß viele starben und die Expedition …«
    »… letztlich scheiterte, ich weiß, ich weiß.« Ein Mißton des Unwillens hatte sich in die Stimme Gabrylons geschlichen. »All das
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