Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todescode

Todescode

Titel: Todescode
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
Geheiminformationen für diese Operation stammten. Aber er war genau über die Iraner informiert worden, während er praktisch nichts über den Russen wusste. Daher tippte Ben auf einen iranischen Maulwurf – eventuell im Atomprogramm des Landes, mit größerer Wahrscheinlichkeit in den Geheimdiensten. Ein Spion im Atomprogramm hätte die Namen der Wissenschaftler gekannt und wäre über ihre Reiseroute informiert gewesen. Er hätte vielleicht sogar von den VEVAK -Bodyguards gewusst. Doch nur jemand vom Geheimdienst konnte an die falschen Namen und Papiere rankommen, mit denen die Männer reisen würden, sowie an ihre Passfotos. Außerdem wäre es jemandem im Atomprogramm schwerer gefallen, die Wissenschaftler zu opfern. Wenn der Spion ebenfalls Wissenschaftler war, dann hätte er schließlich Kollegen, Männer, die er persönlich kannte, sozusagen zum Tode verurteilt. Den Verrat deines Landes kannst du leichter vor dir selbst rechtfertigen als den Verrat eines guten Freundes.
    Interessanterweise hatte Uncle Sam die Jafaris und Kazemis dieser Welt früher lieber an befreundete Nationen wie Ägypten und Saudi-Arabien »überstellt«, wo sie mit gehöriger Härte verhört werden konnten. Doch dann hatte die CIA Mist gebaut, als sie Abu Omar in Mailand auf offener Straße kidnappen ließ und dabei eine so ungeheuerliche Papierspur hinter sich herzog, dass ein italienischer Richter Haftbefehle gegen die dreizehn CIA -Mitarbeiter ausstellte, die hinter der Operation steckten. Ein Bericht über unangemeldete CIA -Flüge brachte anschließend den ganzen Umfang der geheimen Überstellungen ans Tageslicht, worauf das Pentagon beschloss, in Zukunft lieber diskreter und direkter vorzugehen. Die CIA nahm sowieso keiner mehr ernst, seit ihr Chef dem Director of National Intelligence unterstellt worden war und die Agency das Problem mit den nicht vorhandenen irakischen Massenvernichtungswaffen am Hals hatte. Wer heute verlässliche nachrichtendienstliche Informationen brauchte und wollte, dass auf die Informationen auch Taten folgten, für den war das Pentagon der einzige Ansprechpartner.
    Ben wusste das alles, aber es interessierte ihn eigentlich nicht. Er wollte mit Politik nichts zu tun haben. Verdammt, die Politiker wussten ja nicht mal, dass Männer wie er existierten, und wenn sie einen Verdacht hatten, fragten sie tunlichst nicht nach. Der Spruch »Nicht fragen, nichts sagen« war keine Erfindung des Militärs, sondern des Kongresses.
    Im Grunde war also alles prima. Es gab viel zu tun, und er war gut in seinem Job. Voraussetzung war ein simples Einvernehmen. Wenn er Mist baute, würde man leugnen, dass es ihn gab, nichts mit ihm zu tun haben wollen und ihn seinem Schicksal überlassen. Wenn er weiterhin gute Resultate erzielte, würde man ihn in Ruhe lassen. Mit so einer Abmachung konnte er leben. Die Regeln und die möglichen Konsequenzen waren klar. Nicht so wie das, was seine Familie mit ihm gemacht hatte, nach Katie. Obwohl das alles jetzt ohnehin keine Rolle mehr spielte. Sie lebten alle nicht mehr, außer Alex, und der war vielleicht auch schon tot. Ben hätte ihm jedenfalls keine Träne hinterhergeweint.
    Ein weiterer BMW fuhr vor. Ben beugte sich näher ans Fenster, damit er besser durch die Gardine spähen konnte, und
voilà
, es waren die Iraner, die zum ersten Mal vor Einbruch der Dunkelheit zurück zum Hotel kamen. Das war sie, das war sie ganz sicher, die Chance, auf die er gewartet hatte. Er spürte einen heißen Adrenalinstoß – ein vertrautes, angenehmes Gefühl in Hals und Bauch –, und sein Herz begann, ein wenig lauter zu klopfen.
    Die Iraner betraten das Hotel, ein Sicherheitstyp vorneweg, der andere hinterdrein. Zehn zu eins, dass sie sich binnen einer Stunde, höchstens zwei, wieder auf den Weg machen würden.
    Er stand auf und ließ den Hals knacken, machte dann ein paar Dehn- und Streckübungen. Er hatte lange gesessen und nur kurze Pinkelpausen gemacht. Was kein Problem war, solange er warten musste. Aber die Zeit des Wartens war vorbei.

4 Wartezimmertüren
    Alex’ Handy klingelte. Er sah auf das Display – es war Alisa – und meldete sich.
    »Haben Sie ihn gefunden?«, fragte er.
    »Nein. Aber ich bin vor seinem Apartmenthaus, und hier ist alles voller Polizeiautos. Es steht auch ein Haufen Leute herum. Sie sagen, jemand sei ermordet worden.«
    Alex spürte plötzlich eine seltsame Taubheit hinter den Ohren. Er hörte ein schwaches Surren, wie von einer Neonröhre. »Ach du Scheiße. Ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher