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Todescode

Todescode

Titel: Todescode
Autoren: Barry Eisler
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was den Wissenschaftlern die Möglichkeit gäbe, in der Zwischenzeit zu entkommen. Wenn er sich als Erstes die Wissenschaftler vornahm, hätten die Bodyguards eine Sekunde mehr Zeit zu reagieren und ihn aus zwei Richtungen anzugreifen. Am besten wäre es, alle vier fast gleichzeitig umzulegen und das Weite zu suchen, was die Sicherheitstypen natürlich so schwierig wie möglich machen würden.
    Diese hatten sich nicht nur taktisch klug positioniert, sondern achteten offensichtlich auch darauf, ob sie beschattet wurden – aber in dieser Hinsicht waren sie im Nachteil. Ben wusste mit ziemlicher Sicherheit, wohin sie gehen würden – zu den Hauptattraktionen zwischen Sultanahmet und Sarayburnu – und welche Strecke sie wahrscheinlich nehmen würden. Er konnte es sich daher leisten, sie dann und wann aus den Augen zu verlieren. Außerdem wimmelte es in der Gegend von Touristen, von denen viele die Sehenswürdigkeiten in derselben Reihenfolge abklapperten wie die Iraner. Somit war zu erwarten, dass man ein und dieselbe Person mehrmals zu Gesicht bekam. Der größte Nachteil war jedoch, dass sich etwa die Hälfte der Leute unter schwarzen Schirmen duckte und die Köpfe gegen die Kälte und den Regen gesenkt hielt, genau wie Ben, was es schier unmöglich machte, einzelne Personen zu erkennen.
    Doch auch Ben hatte einen bedeutenden Nachteil: Er war allein, während die Menschen, die er als Tarnung benutzte, überwiegend zu zweit oder in Gruppen unterwegs waren. Daher schaute er von Zeit zu Zeit in seinen Reiseführer, machte sich ein paar Notizen über die sechs Minarette, schoss das ein oder andere Foto und verschmolz, so gut er konnte, mit den Touristen um ihn herum.
    Als die Iraner wieder auftauchten, gingen einer der Wissenschaftler und einer der Bodyguards die Stufen hinunter und bogen nach links, während die anderen beiden im Säulengang stehen blieben. Ben konnte sich denken, warum sie sich aufteilten: Der Wissenschaftler musste aufs Klo. Er kannte auch die Toilette, in die sie gehen würden – sie wäre ideal gewesen: klein, abgesondert, unten an einer Treppe in der Ecke der Moscheeanlage. Doch falls irgendwas schieflief, hätte er den Job am Ende vielleicht nur zur Hälfte erledigt, wenn überhaupt. Nein, es war besser, den richtigen Moment abzuwarten, wenn sie dichter zusammen waren und er sie alle auf einmal erledigen konnte.
    Der Wissenschaftler und der Sicherheitstyp kamen nach einigen Minuten zurück, und Ben folgte den vier zur Hagia Sophia, wo er wieder unweit des Eingangs wartete, während sie hineingingen. Ihre nächste Station war der Topkapi-Palast, und diesmal wartete einer der Bodyguards draußen. Das bestätigte Ben, was er bereits stark vermutet hatte: Die Sicherheitstypen waren bewaffnet. Der Topkapi-Palast beherbergte eine sagenhaft kostbare Sammlung von edelsteinbesetzten osmanischen Schwertern sowie Kronen und Throne. Ein Metalldetektor am Eingang sollte verhindern, dass jemand eine Knarre zwecks Raubüberfall mitbrachte. Ben tippte, dass der Typ, der draußen wartete, beide Waffen bei sich hatte, solange sein Kollege die Wissenschaftler in den Palast begleitete. Er spielte mit dem Gedanken, die Glock irgendwo zu verstecken und ebenfalls reinzugehen, doch alle drei mit bloßen Händen zu erledigen wäre so gut wie unmöglich. Ganz zu schweigen von den Überwachungskameras, dem einzigen Ausgang und den mit Maschinenpistolen bewaffneten Wachleuten. Nein, es würde sich eine bessere Gelegenheit bieten. Er wartete draußen vor den gewaltigen Palasttoren, feilschte mit Händlern, schoss ein paar Fotos, während er sich hin und wieder mit einem verstohlenen Blick zum Eingang vergewisserte, dass der Sicherheitstyp noch da war. Für den Fall, dass noch ein zweites Team im Einsatz war, beobachtete er genau die Leute, die kamen und gingen. In den Geheimdienstinformationen hatte nichts davon gestanden, aber die waren nie vollständig, und man musste stets auf der Hut sein. Er bemerkte nichts, was ihn stutzig machte.
    Nach dem Topkapi-Palast gingen die Iraner in westlicher Richtung durch die einbrechende Dämmerung. Ben meinte zu wissen, wohin sie wollten: entweder zum Großen Basar oder zum Gewürzbasar. Wenn er richtig lag, rückte seine Gelegenheit in greifbare Nähe.
    Sie schlenderten schmale Kopfsteinpflastergassen hinunter, mal durch helle, mal durch dunkle Abschnitte, und das Geräusch ihrer Schritte hallte von den Steinwänden links und rechts wider, um sich mit dem Geplauder und Gelächter von
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