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Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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sich an Kuchenkrümeln und hustete, bis sein Gesicht rot anlief. Dann telefonierte er mit seiner Mutter und riet ihr, in den nächsten Tagen besser nicht zum Markt zu gehen, am besten den ganzen Einkauf ausfallen zu lassen und sich aus der Tiefkühltruhe zu versorgen. »Wer sich zu Hause in seiner Wohnung einschließt«, sagte er, »dem kann nichts passieren.«
    Linda betrat den Raum. Maiwald mochte sie und ihre praktische Art. Sie arbeitete in der Krankenhausverwaltung. Sie war klug und weit unterfordert mit dem, was sie da tat. Gleichzeitig erstickte sie fast in einem Wust von Formularen. Sie versuchte, die schlimmsten Auswüchse der Bürokratie vom Personal fernzuhalten, und verzweifelte manchmal an den immer neuen »Reformen«, die jeweils eine neue Papierflut mit sich brachten.
    Sie gehörte zu den sympathischen Menschen, die noch der Meinung waren, ein Krankenhaus sei dazu da, Kranke gesund zu machen. Mit dieser Meinung standen sie und Maiwald manchmal ziemlich allein da. Denn inzwischen setzte sich die Ansicht durch, Krankenhäuser seien dazu da, Gewinne zu machen.
    Linda sah ihn besorgt an. »Stimmt das oder ist es ein Gerücht?«
    Er antwortete nicht. Es war auch nicht nötig. Sein Gesicht sprach Bände.
    Sie nickte und legte die Bäckereitüte auf den Tisch. Er aß Marzipanteilchen genauso gerne wie sie. Sie kaufte immer zwei davon und trank gern Kaffee mit ihm. Es war wie ein Ritual zwischen ihnen.
    »Also absolute Urlaubssperre und alle aus den Ferien zurückbeordern?«
    »Ja. Wir sollten uns rasch vorbereiten. Viel Zeit wird uns nicht bleiben.«
    Maiwald massierte sich die Schläfen. Er bekam Kopfschmerzen, heftig und anfallartig. Eine Geräuschempfindlichkeit, die er von sich nicht kannte, brachte ihn fast dazu, sich die Ohren zuzuhalten. Selbst das Geraschel der Tüte, aus der Linda jetzt die Marzipanschnecken nahm, nervte ihn, statt seine Vorfreude zu wecken. Hörte er die Sirenen der Rettungs- und Notfallwagen heute öfter als sonst oder kam ihm das nur so vor? Waren sie lauter geworden?

 
    7 Chris hatte sich gegen ihren weinroten Push-up-BH und den dazu passenden String aus softer Mikrofaser mit Spitzenblende entschieden. Die Unterwäsche saß zwar perfekt und sah verführerisch aus, aber es war ihr ein bisschen too much für den ersten gemeinsamen Abend mit Benjo nach so langer Zeit.
    Der superbequeme BH ohne Bügel und die schlichten weißen Panties erschienen ihr passender. Außerdem hatte die ostfriesische Sonne ihre Haut fast gleichmäßig gebräunt. Durch den Kontrast wirkte die weiße Wäsche geradezu strahlend.
    Jetzt pellte sie sich wieder aus der Jeans und probierte noch einmal das weiße Leinenkleid an. Es war vorn geknöpft und gab ihr viel Beinfreiheit.
    Sie schaltete den Fernseher ein, um den Wetterbericht zu hören, während sie die passenden Schuhe aussuchte. Die Flip-Flops passten nicht zum Kleid, die braunen Sandalen aber eigentlich auch nicht. Es wurde Zeit, mal wieder so richtig in Ruhe shoppen zu gehen.
    Chris betrachtete sich im Ankleidespiegel. Sie war nicht wirklich zufrieden mit sich. Trotzig schob sie die Hüfte vor. Sie wollte schön sein für Benjo, aber aufdonnern wollte sie sich auf keinen Fall. Also blieb es bei dem Kleid.
    Entwickelte sich da neben ihrer Nase ein kleiner Pickel oder war das nur ein Mitesser? Sie wollte sich den Störenfried gerade genauer anschauen, da sogen die Fernsehbilder ihre ganze Aufmerksamkeit auf.
    In einem New Yorker First-Class-Hotel, in Manhattan, nahe beim Central Park, waren die Gäste unter Quarantäne gestellt worden. Niemand durfte das Hotel verlassen. Die Eingesperrten wurden von Hilfskräften versorgt, die aussahen wie die ersten Astronauten in ihren Raumanzügen bei der Mondlandung.
    Zwei Leichen wurden in merkwürdigen Särgen aus dem Hotel gebracht. Angeblich hatten beide Männer zwei Tage zuvor ein Edelbordell in Harlem besucht, was etwas mit ihrem Tod zu tun haben könnte, wie der Nachrichtensprecher mutmaßte. Jedenfalls war das Bordell geschlossen worden und nach dem Besitzer und seinem Personal wurde gefahndet. Ein dritter Mann, der mit den beiden unterwegs gewesen war, wurde fieberhaft gesucht.
    Der Manager einer texanischen Bank hatte vor dem Hotel die Absperrungen durchbrochen, um sich zum Flughafen durchzuschlagen. Mit Waffengewalt hatte er einen Taxifahrer gezwungen, ihn aus Manhattan rauszubringen. Über den Bildschirm gingen jetzt ein paar mit dem Handy aufgenommene Szenen. Die Flucht des Mannes endete an einer
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