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Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Straßensperre in einem Feuergefecht mit den Sicherheitskräften.
    Der Bericht aus New York endete und ein Virologe vom deutschen Robert-Koch-Institut wurde hinzugeschaltet. Er sah gar nicht aus, wie Chris sich einen Wissenschaftler vorstellte, sondern eher wie ein Marathonläufer. Er erklärte, die weltweite Verbreitung der hoch infektiösen Viren sei nur noch durch einen Stopp der ungebremsten Reiseströme möglich.
    Auf einer Karte wurden rote Punkte eingeblendet. Dort überall sei es zu Ausbrüchen der ansteckenden Krankheit gekommen. Es seien Grippesymptome, aber der Verlauf sei ungewöhnlich hart. Hohes Fieber mit Todesfolge durch Organversagen. Der Virologe empfahl allen Menschen, »die nicht unbedingt verreisen müssen, zu Hause zu bleiben«.
    Der ist gut, dachte Chris, mitten in den Sommerferien. Die Leute haben längst gebucht und freuen sich auf ein paar schöne Tage. Die Sonne knallt vom Himmel und der erzählt was von »Reisestopp«.
    Sie nahm jetzt doch die Flip-Flops. Sie wollte das TV-Gerät ausschalten, aber dann kamen Bilder von den Flughäfen Düsseldorf und Frankfurt, wo Passagiere aus New York von Ärzten in Schutzkleidung in Empfang genommen und in Quarantänestationen geleitet wurden. Ihre aufgebrachten Angehörigen, die die Heimkehrer abholen wollten, beschwerten sich vor laufender Kamera, weil ihnen Informationen über den Gesundheitszustand ihrer Liebsten vorenthalten wurden.
    Paris hatte sämtlichen Flügen aus New York die Landeerlaubnis entzogen, was eine Maschine in deutliche Schwierigkeiten brachte, weil auch Ausweichflughäfen abwinkten. Schließlich landete die Maschine mit fast leeren Tanks in Brüssel. Ein Anwalt sprach von einem eklatanten Verstoß gegen internationales Flugrecht und von politischen Konsequenzen.
    Die Luft im Zimmer war drückend. Chris öffnete das Fenster und der Nordseewind blähte die Vorhänge auf. Sie schickte noch eine SMS an Benjo.
    Sag dem Käpt’n, er soll sich beeilen, Liebster. Ich halte es nicht länger aus ohne dich.

 
    8 »Warum behandelt er Sie so ignorant?«, fragte Benjamin Koch. »Sie sind so eine tolle Frau. Was zieht er hier für eine Nummer ab?«
    Margit fächelte sich mit dem Unterteller von ihrem Kaffeepott Luft zu und öffnete einen Knopf ihrer Bluse. Benjo hatte jetzt einen freien Blick auf ihr Dekolleté. Statt seine Frage zu beantworten, sagte sie: »Sollen wir uns nicht duzen?«
    Benjo war sofort einverstanden. Sie schlug vor, er solle sie »Blümchen« nennen. Irgendwie passte der Name nicht zu ihr, fand er – aber vielleicht war er genau deswegen völlig richtig.
    Eine Schweißperle rollte an ihrem Hals hinunter und verschwand zwischen ihren Brüsten im Halbschalen-BH. Benjo hätte gern woanders hingeguckt, aber es gelang ihm nicht. Sie beugte sich über die Tischplatte weiter zu ihm vor und gewährte ihm großzügig einen tiefen Einblick.
    Etwas in ihr, das die Stimme eines kleinen Mädchens im Kindergartenalter hatte, wollte in den Arm genommen und beschützt werden, aber da war noch eine andere Stimme, laut, schrill und höhnisch. Die lachte: Ja bravo! Du weißt, wie man Männer manipuliert. Jetzt wird er alles machen, was du willst. Er hat nur noch eins im Sinn. Er kann an gar nichts anderes mehr denken.
    Aber das stimmte nicht ganz. Benjo ging zur Toilette, auch um die SMS von Chris in Ruhe lesen und beantworten zu können. Neben ihm erleichterte sich eine Frohnatur aus dem Ruhrgebiet. Der Mann war höchstens Mitte zwanzig, hatte aber bereits einen Bierbauch und den Ansatz einer Glatze. Er roch nach einem Rasierwasser mit Weihrauchnote und stöhnte beim Pinkeln wie ein Möbelpacker, der die letzte schwere Kiste auf den Dachboden geschleppt hat.
    »Junge, Junge«, sagte er, »deine Chancen möchte ich haben.«
    »Häh? Was?«
    »Ja sach ma, merkst du das nicht?«
    »Was denn?«
    »Da, diese Sahnetorte, die so unplugged aussieht, die baggert dich doch die ganze Zeit an wie irre. Ihr Mann ist schon total sauer. Ich krieg das Drama volle Kanne mit. Is wie Fernsehgucken, nur spannender …«
    »Das mit ihrem Mann ist nicht wegen mir.«
    »Na, ich an seiner Stelle wäre jedenfalls ganz schön sauer und hätte der Süßen längst gezeigt, wo der Hammer hängt!«
    Benjo antwortete nicht. Was sollte er auch dazu sagen? Die Sache ging schließlich nicht von ihm aus.
    Der Typ aus dem Ruhrgebiet wusch sich jetzt die Hände. Er benützte nicht die Luftdüse, um sich die Finger zu trocknen, sondern wischte sie sich lieber an der Jeans ab.
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