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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Autoren: Uwe Voehl
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weiß, die Wut ist eine äußerst jähe Leidenschaft«, zitierte ich ihn.
    »In der Tat. So beginnt Evagrius seine äußerst lebendige Beschreibung des Dämons des Zorns.«
    »Grüßen Sie ihn von mir«, sagte ich und ließ den Mönch stehen.
    Irgendetwas stimmte nicht. Es war nur so ein Gefühl, das ich nicht wirklich begründen konnte. Die Ahnung, dass etwas noch viel Schlimmeres in der Luft hing.
    Während ich mich der Schranke näherte, hielt ich weiter nach Frau Heuwinkel Ausschau. War sie der Grund für meine Sorge? Was war, wenn sie ihren Hund gefunden hatte? Und derjenige, der ihn entführt hatte, identisch war mit dem Axtwerfer?
    Ich blickte zum Bahnhof hinüber. Der Zug fuhr an. Ich spürte den warmen Luftzug, als er vorüberfuhr. Als sich die Schranken endlich öffneten, drehte ich mich um und ging zur Metzgerei zurück. Die Menschentraube vor dem Eingang war womöglich sogar noch weiter angewachsen.
    Eine schmale Gasse, in der höchstens ein Lieferwagen Platz hatte, führte zur Seitenmauer des Hauses. Mir fiel auf, dass eine Tür offen stand. Wahrscheinlich führte sie zum Kühlhaus.
    Aus irgendeinem Grunde weckte die Tür meine Neugier. Spontan bog ich in die Gasse ab. Meine Gedanken überschlugen sich. Was war, wenn der Vermummte gar nicht so weit gelaufen war, wie ich gedacht hatte. Wenn er nur bis hierher in die Gasse gerannt und durch die geöffnete Tür in die Metzgerei geschlüpft war?
    Die Hauswände standen hier so dicht zusammen, dass ich nur die Arme hätte ausbreiten müssen, um sie berühren zu können. Es war ziemlich dunkel hier, wie gemacht für jemanden, der sich verstecken wollte. Aber welchen Sinn sollte das haben?
    Der Lärm der Hauptstraße drang nur gedämpft zu mir, so als hätte ich Watte in den Ohren.
    Dann hörte ich eine Frau schreien.
    Sie schrie sich die Seele aus dem Leib.
    Ich ging in die Richtung, aus der der Schrei kam. Ich rannte in die Einfahrt, lief durch die geöffnete Tür, die von der Seite in die Metzgerei führte, und hastete den Korridor dahinter entlang.
    Ich wäre fast auf sie geprallt.
    Sie stand vor der Kühlkammer und schaute hinein. Der Schrei war in ein Schluchzen übergegangen.
    Ich drängte mich an ihr vorbei und blickte ebenfalls in die Kammer.
    Wir hatten Paule gefunden.
    Sein winziger blutender Körper hing an einem Fleischerhaken von der Decke. Man hatte ihn fachgerecht aufgeschnitten und ausgeweidet. Sein Inneres lag auf dem Fliesenboden verteilt in einer Lache aus Blut und Eingeweiden.
    Der berüchtigte Metzger hatte wieder zugeschlagen.

2.
    Das war ein gutes Omen: Ein Storchenpaar nistete auf dem Schlossturm des Braker Schlosses. Vor Jahren hatte man dort ein Wagenrad angebracht, in der Hoffnung, die Störche würden dort ihr Nest bauen. Nun hatten sie es tatsächlich getan.
    Steffi Klug von Radio Teuto Eins verkündete es wie das Lippische Weltwunder.
    Seitdem ich die Moderatorin im letzten Jahr persönlich kennengelernt hatte, hatte ich mich sogar an ihre Stimme gewöhnt, die ich vorher immer ein bisschen nervtötend gefunden hatte.
    Aber Steffi hatte noch mehr gute Nachrichten zu bieten:
    In einer Bad Meinberger Klinik kredenzte der Küchenchef für die Patienten, die unter Schluckbeschwerden litten, eine geschäumte Bratwurst. Angerichtet wurde in Tassen, damit die Schaumkost nicht zerfloss. Irgendwie verging mir der Appetit auf mein Frühstück, wenn ich an Eiermus und Schinkenschaum dachte …
    Bezüglich des geplanten lippischen Nationalparks hatte sich jetzt ein wichtiger Minister dafür ausgesprochen. Ich wettete, dass die tausend lippischen Jäger schon jetzt eine Kugel für ihn polierten.
    Bei Ausgrabungen auf der Falkenburg war eine aus Knochen geschnitzte Schachfigur gefunden worden. Sie stellt einen Bischof dar, der auf einem Thron sitzt. Kopf und Thron waren verschwunden. Gar nicht so schlecht, dachte ich, wenn die Symbole der Macht auch in der Wirklichkeit verschwinden würden. Dann musste ich wieder an gestern denken. Hatte ein autonomer Fleischhasser das Beil geschwungen? Aber wieso war ein unschuldiger Dackel auf bestialische Weise getötet worden?
    Wie auch immer, das ging mich nichts an. Nicht wirklich.
    Unten hörte ich einen Motor aufheulen. Spätestens jetzt war ich putzmunter.
    Es war kurz nach sieben. Ich schwang mich aus dem Bett und schaute aus dem Fenster.
    Ollie saß in seinem Morgan. Er trug einen beigen Overall und eine lederne Pilotenkappe, so als wollte er an einem Rennen teilnehmen. Neben ihm saß die Gräfin und
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