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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Anette Strohmeyer
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Prolog

    18. Juli 1899 Colorado Springs kurz nach 11 Uhr morgens

    Philemon Ailey stieg aus dem Zug, streckte seinen gepeinigten Rücken und wandte das Gesicht dem klaren Sommerhimmel entgegen. Ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Was für eine Reise! Fünf Tage und Nächte auf einer holperigen Bahnstrecke in einem Waggon zweiter Klasse. Zweitausend Kilometer, harter Sitz, harte Sitznachbarn! Irgendwelche religiösen Fanatiker auf dem Weg nach Westen, Salt Lake City. Ihm tat nicht nur sein Gesäß weh, sondern auch sein Nacken vom ewigen Wackeln und Ruckeln des Zuges. Philemon holte sein Taschentuch hervor und schnaubte leise hinein. Seine Nase war gereizt vom rußigen Qualm der Lokomotive, denn kurz vor Colorado Springs waren sie durch mehrere Tunnel gefahren.
    Er steckte das Taschentuch wieder weg und hob den Koffer auf. Zuerst einmal wollte er ins Hotel. Dort würde er in aller Ruhe auspacken und sich irgendwo in einer Kneipe ein kühles Bier gönnen, falls es so etwas hier in diesem Nest überhaupt gab. Philemon ließ seinen Blick über den verlassenen Bahnsteig gleiten. Im Westen war eine Ansammlung von Holzhäusern zu sehen, dahinter erhob sich ein majestätischer Gipfel aus den Rocky Mountains. Der berühmte Pikes Peak. Und im Osten öffnete sich der Blick auf den vornehmen Teil von Colorado Springs mit seinen viktorianischen Steinhäusern.
    Philemon nahm seinen Koffer, ließ das Bahnhofsgebäude hinter sich und ging durch einen kleinen Park auf eine Baustelle zu, auf der es geschäftig zuging. Er sprach einen der Arbeiter an und fragte nach dem Weg.
    „Das Alta Vista Hotel?“, rief der Bauarbeiter und wischte sich über die Stirn. „Biegen Sie da vorne an der Cascade nach links ab, es liegt nur einen Häuserblock entfernt.“
    „Was bauen Sie hier?“, wollte Philemon wissen.
    „Das neue Antlers Hotel. Das alte ist letztes Jahr abgebrannt.“
    „Aha, vielen Dank.“ Philemon tippte sich an den Hut und ging in die ihm beschriebene Richtung. Die breite Cascade Avenue war wie alle anderen Straßen eine staubige Piste, gesäumt von Eichen und Wohnhäusern. Es sah aus, als hätte man einen Straßenzug aus Queens mitten in die Prärie gestellt und den Rest vergessen. Neugierig beobachtete er die Passanten. Ein Einspänner rumpelte an ihm vorbei.
    „Kutsche, Sir?“, rief der Chauffeur ihm zu.
    Philemon winkte dankend ab. Er wollte das Geld sparen und den kurzen Weg zu Fuß laufen.
    Wenige Minuten später stand er vor dem dreigeschossigen Backsteingebäude des Alta Vista Hotels. In der kleinen und gemütlich eingerichteten Eingangshalle nahm er seinen Hut ab und trat an die Rezeption.
    „Guten Tag, ich bin Philemon Ailey aus New York City.“
    Der Herr hinter dem Empfangstresen trug eine schwarze Livree. Unter seinem sorgfältig gezwirbelten Schnurrbart erschien ein unverbindliches Lächeln.
    „Ah, Sie werden bereits erwartet, Sir. Wenn Sie bitte hier unterschreiben möchten.“ Der Concierge reichte Philemon ein Formular und er signierte es.
    „Aufrichtigen Dank, Mr. Ailey. Gestatten Sie, dass ich frage, wie viel Gepäck Sie dabeihaben?“
    „Nur diesen Koffer hier.“
    Der Concierge hob die Brauen „Ah, jaja soso. Nun denn, der Page wird das Gepäck auf Ihr Zimmer bringen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt in Colorado Springs!“ Er verneigte sich und grinste dabei leicht spöttisch.
    Irritiert ließ Philemon sich auf sein Zimmer geleiten. Es lag im ersten Stock mit Blick auf die Straße. Das war nicht gerade „Alta Vista“, dachte er, zur anderen Seite hin hätte er eine prima Aussicht auf den Pikes Peak gehabt. Es erwies sich wohl als richtig, was er in New York über den Mann gehört hatte, der in Kürze sein neuer Arbeitgeber sein sollte. Die billigen Zimmer für das Personal, während der feine Herr persönlich in den besten Gemächern residierte. Aber er wollte sich nicht schon jetzt darüber beschweren. Schließlich hatte sein neuer Dienstherr einen vorauseilenden Ruf von Weltrang, und es war eine Ehre, für ihn arbeiten zu dürfen.
    „Was ist das für ein Koffer?“, fragte Philemon den Pagen und zeigte auf ein riesiges Ungetüm von einem Kasten, der mitten in seinem Zimmer stand.
    „Oh, verzeihen Sie, Sir. Der gehört dem Gast, der vor Ihnen hier gewohnt hat. Wir haben den Auftrag, ihm das Gepäck hinterherzuschicken. Es ist wohl vergessen worden, den Koffer abzuholen. Ich werde unverzüglich veranlassen, dass man ihn aus dem Zimmer schafft.“
    „Gut.“ Philemon drückte
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