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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Anette Strohmeyer
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Joe!“, polterte der Wirt dazwischen. „Mach mir meine Kunden nicht abspenstig!“
    „Wenn es hier doch aber so furztrocken zugeht wie zwischen den Beinen einer Nonne, dann muss man den armen Leuten doch sagen, wo sie ein wenig Spaß finden können!“ Der Blonde lachte lauthals und seine Tresennachbarn stimmten mit ein. Säuerlich verzog der Wirt den Mund.
    „Vielen Dank für die Information“, entgegnete Philemon leicht pikiert und zog seine Geldbörse hervor.
    „Nichts für ungut, Kumpel.“ Die Hand des Blonden krachte auf seine Schulter. „Aber so ist das hier eben. Nur so nebenbei, wie werden Sie Ihr Einkommen hier in Colorado Springs bestreiten, wenn man fragen darf?“
    Philemon hatte wenig Lust zu antworten, der Kerl ging ihm auf die Nerven, aber alle, die das Gespräch mitgehört hatten, sahen ihn erwartungsvoll an.
    „Nun, ich bin Elektroingenieur und werde für einen gewissen Dr. T–“
    Ein entferntes Donnergrollen wischte den Männern das Grinsen aus den Gesichtern. Die Gespräche verstummten jäh und düsteres Schweigen sank auf die Tische nieder. Jemand fluchte verhalten, ein anderer bekreuzigte sich.
    „Was war das? Ein Gewitter?“, fragte Philemon in die Stille hinein. Er wunderte sich, denn draußen schien die Sonne noch durch die schmierigen Fensterscheiben hinein.
    Der Wirt schüttelte langsam den Kopf. „Kein Gewitter“, sagte er mit finsterer Miene. „Sehen Sie.“ Er öffnete den Wasserhahn an der Rückwand hinter der Theke und braunes Wasser kam herausgesprudelt. Philemon wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, und beobachtete, wie der Wirt einen Löffel in die Nähe des Wasserstrahls hielt. Ein bläulicher Blitz sprang auf das Metall über und ein leises Knistern ertönte.
    Erschrocken riss Philemon die Augen auf. „Beim Heiligen Joseph … Was war das?“
    Es donnerte erneut und auf dem Regal an der Rückseite der Bar klapperten die Gläser.
    „Das kommt von diesen unseligen Versuchen, die dieser Geisteskranke draußen in der Prärie durchführt!“, wetterte der Wirt und ballte eine Hand zur Faust. „Dieser Blitzemacher, der von sich glaubt, er könne Gott spielen! Seit er hier ist, spielt die Welt verrückt!“
    „Stimmt“, bestätigte der Blonde. „Alles begann mit diesem ominösen Laboratorium!“
    Philemon schwante nichts Gutes, aber er ließ die Männer weiterreden.
    „Seit dieser verrückte Professor seine gefährlichen Experimente macht, ist man hier seines Lebens nicht mehr sicher. Manchmal bekommen die Pferde durch die Erde einen Stromschlag und gehen mit ihren Kutschen durch, oder man selbst sprüht unter den Sohlen Funken, wenn man die Straße überquert. Kinder bekommen einen Schlag, wenn sie an den Hydranten mit dem Wasser spielen, was ihnen buchstäblich die Haare zu Berge stehen lässt! Genau so, wie Sie es eben mit dem Wasserhahn erlebt haben. Und mein Schwager sagt, dass bei ihm die ganze Nacht die Lampe brennt, obwohl er sie ausgeschaltet hat. Er bekommt kein Auge zu! Von dem Gedonner und Gezische ganz zu schweigen, das der verrückte Doktor verursacht!“
    „Ja, und der alte Benjamin Foley sagt, er habe in der Nähe des Laboratoriums seltsame Lichter beobachtet“, warf ein anderer Mann neben dem Blonden ein. „Elmsfeuer. Das Gras hätte in einem unheimlichen Blau geleuchtet und glühende Bälle seien daraus aufgestiegen. Jetzt traut er sich nicht mehr, seine Ziegen dort auf die Weide zu bringen, aus Angst, dass der Spuk auf sie übergeht!“
    „Das ist noch gar nichts!“, ereiferte sich der Wirt erneut. „Ich habe gehört, dass vor zwei Wochen einer der Assistenten im Labor von einem Blitz getroffen wurde und auf der Stelle seinen Verstand verloren hat.“
    „Quatsch, er wurde gegrillt wie eine Forelle überm Feuer. Pulverisiert wurde er. Zu Staub ist er zerfallen!“
    „Wo hast du das denn her, Joe?“, fragte der Wirt ungläubig.
    „Na, vom alten Ben. Der hat’s selbst miterlebt!“
    Philemon spürte Unbehagen in seinem Bauch rumoren. Die Stimmung der Männer war gereizt und feindselig. Er würde es also besser für sich behalten, für wen er ab morgen arbeitete. Schließlich wusste er, dass das, was hier nach einem Ammenmärchen klang, die verhängnisvolle Wahrheit sein konnte, zumindest das mit den Blitzen und dem Elmsfeuer. Das mit dem gegrillten Mann war ihm allerdings neu. Eine dunkle Ahnung manifestierte sich in seinem Hinterkopf. Er war hierhergeschickt worden, um einen Assistenten zu ersetzen, der angeblich wegen einer dringenden
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