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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Autoren: Uwe Voehl
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klammerte sich fest. Ich wusste, dass sie seinem Gefährt mit Misstrauen begegnete, und bis vor einigen Monaten hatte sie sich strikt geweigert, in diesem »roten Teufelswagen« mitzufahren.
    Seit zwei Monaten schien sie ihre Meinung jedoch geändert zu haben. Jeden Morgen pünktlich um fünf nach sieben, nachdem Steffi Klug ihre Lokalnachrichten verlesen hatte, traten die beiden vor die Haustür, setzten sich in den Wagen und fuhren davon.
    Am Anfang hatte ich mir keine Gedanken gemacht. Erst als ich eher beiläufig gefragt hatte, wohin sie denn jeden Morgen fuhren, reagierten sowohl Ollie als auch die Gräfin äußerst merkwürdig, und mein Interesse war erwacht.
    Ollie hatte herumgestottert, und die Gräfin war rot angelaufen. Dann hatte Ollie etwas von »Shopping« erzählt, während die Gräfin schnell das Thema gewechselt hatte.
    Dass die zwei shoppen gingen, konnte ich mir so früh am Morgen nicht vorstellen. Die meisten Geschäfte hatten noch zu – außer Bäckereien und Metzgereien. Außerdem kamen die beiden immer ohne Einkäufe zurück. Auch danach konnte man die Uhrzeit stellen. Meist kündete Punkt eins ein lautes Motorknattern ihre Rückkehr an.
    Ollie schaute kurz hoch und sah mich am Fenster stehen. Er hob kurz die Hand zum Gruß. Die Gräfin tat so, als würde sie mich nicht sehen. Als wäre es ihr peinlich, dass ich sie beide ertappt hatte.
    Einmal mehr fragte ich mich, was die zwei zu verbergen hatten.
    »Moritz, Sie ahnen ja nicht, was passiert ist! Sie müssen unbedingt rüberkommen! Beeilen Sie sich!«
    Das klang nicht wie eine Bitte. Das war ein Befehl! Wie lange hatte ich diesen Ruf nicht mehr vernommen? Eine Woche? Ein paar Tage? Oder war es erst vorgestern gewesen, dass mich die Gräfin zu sich hinübergebeten hatte?
    Sie hatte ein ernsthaftes Problem gehabt, das angeblich nur ich zu lösen in der Lage war. Duffy, ihr Butler, hatte seinen freien Tag gehabt, und sie hatte nicht gewusst, wo dieser den Schlüssel zum »Chinesischen Salon« hingelegt hatte. Ich hatte eher den Verdacht, dass ihr langweilig gewesen war und sie unbedingt Gesellschaft brauchte. Und da auch Ollie unterwegs gewesen war, war ihre Wahl auf mich gefallen. Es hatte mich nicht weiter gewundert, dass der Schlüssel wundersamerweise plötzlich wieder aufgetaucht war. Zufällig war auch gerade der Tee fertig geworden, und zusammen mit den noch ofenwarmen Scones und der selbst gemachten Zitronenkonfitüre bildete er den Auftakt zur einstündigen High-Tea-Zeremonie.
    Ich war also auf alles gefasst, als ich meine Wohnung, die im Westtrakt des malerischen Anwesens liegt, verließ und über den Hof Richtung Osttrakt stiefelte. Merkwürdig war, dass sowohl Ollies feuerroter Morgan als auch Duffys quietschgelbe Ente in der Parkbucht standen. Diesmal schien die Gräfin mich also nicht aus purer Langeweile angerufen zu haben.
    Ich ahnte Schlimmes. War vielleicht wieder einer ihrer geliebten Möpse, Muff und Potter, ausgebüxt? Vor ein paar Monaten war Muff in einem Fuchsbau stecken geblieben. Mithilfe der Feuerwehr hatten wir ihn schließlich aus seiner Zwangslage befreien können.
    Muff und Potter waren die dicksten Möpse, die ich je gesehen hatte. Kein Wunder – fütterte die Gräfin sie doch bevorzugt mit Delikatessen, aus denen ihre eigenen Mahlzeiten bestanden. Als Betthupferl bekamen sie jeder eine Praline. Eigentlich war es ein Wunder, dass sie noch nicht geplatzt waren.
    Ich musste plötzlich wieder daran denken, was sich in der Fleischerei zugetragen hatte. Hätte es Muff oder Potter erwischt, die Gräfin würde nicht darüber hinwegkommen.
    Bevor ich klopfen konnte, wurde die Eingangstür auch schon aufgerissen, und unversehens stand ich Duffy gegenüber.
    Mein Verhältnis zu Duffy war in etwa so wie das zwischen Tom und Jerry, Donald Duck und Gustav Gans oder noch besser: zwischen Donald und dessen Onkel Dagobert.
    Zu Anfang hätte er mich am liebsten vom Hof gejagt, weil ich in seinen Augen schon äußerlich nicht in die »feine Gesellschaft« seines geliebten Herrn, des verstorbenen Majors, passte. Ich trug lieber T-Shirt und Jeans als Uniform und Anzug. Und auch mit dem Paisley-Hausmantel des Majors konnte ich nicht mithalten. Der war zwar ebenso verschlissen wie mein Frottee-Bademantel, aber aus chinesischer Seide.
    Seit wir im letzten Jahr Seite an Seite gewisse Widrigkeiten aus dem Weg geräumt hatten, war mir Duffy nicht mehr ganz so feindlich gesonnen. Allerdings sah er noch immer auf mich herunter, wähnte er
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