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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Autoren: Uwe Voehl
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einer herrischen Handbewegung. »Sie hat sich von Anfang an geweigert. Sie hielt meinen Plan für größenwahnsinnig und hat mir stattdessen angeboten, uns mit Schweinesteaks zu beliefern! Schweinesteaks! Außerdem hat sie darauf bestanden, dass wir zunächst unsere Schulden bei ihr bezahlen sollten …«
    »Schulden? Und wieso unsere Schulden?«
    »Na, Ihr Geld steckt doch schließlich auch im Rübezahl !«, erwiderte die Gräfin tadelnd.
    »Ganz genau: mein Geld!«, bestätigte ich. Ich hatte ihr und Ollie im letzten Jahr mit einem Teil meiner Ersparnisse unter die Arme gegriffen. So ganz nebenbei hatte ich dadurch dem guten Duffy auch noch den Job gerettet. Eigentlich war die Rückzahlung des Geldes längst fällig gewesen, doch bisher hatte sich die Gräfin stets geschickt aus der Affäre gezogen.
    »Sie haben sogar beim Metzger Schulden?«, fragte ich entsetzt. Eigentlich hatte ich gedacht, dass das Rübezahl ganz gut lief.
    »Also musste ich die Steaks bei diesem Gourmet-Versand bestellen«, beantwortete sie indirekt meine Frage. »Schließlich waren die Einladungen schon verschickt. Hätte ich mich vielleicht blamieren sollen?«
    Ich antwortete nicht. Der Klumpen in meinem Magen wurde größer, während ich die Rechnungen weiter durchsah. Eines stand fest: Trotz ihrer Beteuerungen verstand die Gräfin nichts, aber wirklich gar nichts von solider Haushaltsführung. Kein Wunder – hatte sie doch zu Zeiten, als der Major noch lebte 1 , stets aus dem Vollen schöpfen können. Und wenn es noch nicht einmal für den eigenen Haushalt reichte, wie sollten ihre Finanzkünste dann erst für das Restaurant reichen?
    Mit einem mehr als unguten Gefühl legte ich die Rechnungen schließlich zur Seite.
    »Ich weiß nicht, wie ich da helfen kann«, sagte ich. »Ich bin Journalist, kein Steuerberater. Wenngleich Ihnen selbst ein gewiefter Finanzjongleur kaum mehr helfen kann …«
    »Ollie und ich haben sogar morgens gearbeitet, um weiteres Kapital zu erschließen.«
    »Sie haben gearbeitet?«
    »Jeden Morgen in der Schlemmer-Filiale in Detmold. Ich an der Kasse, und Ollie hat im Lager geschuftet.«
    Jetzt wusste ich, warum die beiden jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe das Haus verlassen hatten!
    »Heute Morgen haben wir die Kündigung bekommen. Insolvenz! Ist das nicht die Höhe? Wir wissen noch nicht einmal, ob sie uns unseren restlichen Lohn noch auszahlen!« Sie schaute mich an, als wäre ich für ihre Lage verantwortlich. »Sie haben uns doch schon einmal aus der Patsche geholfen«, erinnerte sie mich, während sie mich mit einem treuherzigen Augenaufschlag zu überzeugen versuchte.
    »Ja, aber das wird diesmal nicht reichen. Sie haben über Ihre Verhältnisse gelebt!«
    »Also gut, dann zwingen Sie mich, zum letzten Mittel zu greifen, mein lieber Moritz«, seufzte sie.
    Da war ich aber mal gespannt!
    »Ich werde Ihnen die Miete erhöhen müssen.«
    Aus den Augenwinkeln sah ich Duffy befriedigt grinsen. Na warte, Bürschchen, dachte ich.
    »Das haben Sie schon im letzten Jahr«, erinnerte ich die Gräfin. »Sie haben die Erhöhung bis zum Äußersten ausgeschöpft!«
    »Daran sehen Sie, dass ich mich in solchen Dingen einfach nicht auskenne!«
    »Ich habe eine bessere Idee, als dass sie mir die Miete erhöhen. Abgesehen davon, wie gesagt, dass es nicht rechtens wäre und ich sie dann verklagen müsste. Warum entlassen Sie nicht endlich Duffy?«
    Das Grinsen verschwand augenblicklich aus dem Gesicht des alten Burschen.
    »Ich protestiere!«, mischte er sich ganz unbutlerhaft in unser Gespräch ein. Seine Kaubewegungen verrieten, dass er äußerst aufgebracht war. »Ich bin unkündbar. Der Major hat es mir sogar schriftlich gegeben!«
    »Ja, aber jetzt stehen Sie in Diensten der Gräfin, mein Lieber. Da sind die Verträge eines Toten leider null und nichtig.«
    »Jetzt reicht es aber!«, fuhr die Gräfin dazwischen. »Moritz, seien Sie nicht so fies zu Duffy. Und Sie, Duffy, schlucken Sie bitte diesen entsetzlichen Kaugummi hinunter!«
    Duffy gehorchte stumm.
    »Wenn Sie uns schon nicht mit Ihrem eigenen Geld helfen wollen, dann müssen Sie uns wenigstens fremdes Geld verschaffen!«, verlangte die Gräfin und lenkte damit die Aufmerksamkeit wieder auf ihr Problem.
    »An was haben Sie denn da gedacht? Soll ich eine Bank ausrauben?«
    »Nicht ganz. Aber Sie könnten bei Ihrem Freund, dem Sparkassendirektor, ein gutes Wort einlegen …«
    »Erstens ist Krautkrüger nicht mein Freund«, erwiderte ich. »Er hat uns nur
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