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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Autoren: Uwe Voehl
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zufällig im letzten Jahr zur Seite gestanden. Und zweitens wird es nicht reichen, ein gutes Wort einzulegen. Sie brauchen entweder einen Bürgen, oder Sie müssen dieses Anwesen weiter beleihen.«
    »Das habe ich schon«, sagte sie kleinlaut.
    »Was? Einen Bürgen?«
    »Hypotheken aufgenommen. Die Sparkasse hat den Hahn zugedreht.«
    Ich atmete laut aus. Alles war noch viel schlimmer, als ich dachte.
    In diesem Moment vernahm ich Schritte, die polternd die hölzernen Stufen herabklickten. Ein paar Sekunden später stand Ollie im Raum.
    Sein eigentlicher Name lautete Oliver Dylan Dickens. Seine früh verstorbenen Eltern waren sowohl Charles Dickens-Fans als auch den Balladen Bob Dylans zugeneigt. Ollie war Engländer, mit sämtlichen Spleens und Macken, aber auch mit den positiven Eigenschaften, die man gemeinhin mit diesem Inselvölkchen verbindet. Er war hochgewachsen, sah gut aus, und wenn sich seine Wangen rötlich färbten, erinnerte er irgendwie an Prinz William. Allerdings waren Ollies Haare von dichtem Wuchs und recht störrisch. Vor einem Jahr war Ollie mit seinem Morgan im Lipperland erschienen wie ein Komet, hatte sämtliche Eingeborenen verwirrt und gleich sein Herz an eine Rundfunkmoderatorin verloren, nämlich an besagte Steffi Klug.
    Das Anwesen gehörte ihm. Er hatte es von seinem verstorbenen Großonkel Reginald geerbt, den alle Welt nur den Major genannt hatte. Zumindest auf dem Papier gehörte es ihm. Allerdings war sowohl das Haus als auch der Grund und Boden derart mit Hypotheken belastet, dass der eigentliche Besitzer die Sparkasse war.
    Dennoch hatten er, die Gräfin und Duffy mit meiner bescheidenen Hilfe eine Gaststätte wiedereröffnet, das Rübezahl – in der Hoffnung, es möge Ollie Ruhm und Reichtum bescheren.
    »Tante Liza, alte Schachtel!« Er strahlte und küsste sie auf die Wangen. »Hi, Duffy, altes Haus!« Der Butler nickte pikiert. »Moritz, alter Schwede!« Er schüttelte mir die Hand.
    Ollie konnte perfekt Deutsch. In letzter Zeit nervte er jedoch mit gewissen Redewendungen und aufgeschnappten Anreden, die seltsam unpassend erschienen.
    »Setz dich, mein lieber Junge«, sagte die Gräfin. Sie machte eine bedeutungsschwangere Pause, ehe sie fortfuhr: »Ich habe Herrn Moritz bereits unsere momentane finanzielle Situation erläutert. Er wird uns helfen …«
    »Moment!«, protestierte ich, aber Ollie war bereits aufgesprungen, kam zu mir herüber und schlug mir auf die Schulter. »Dann ist ja alles im Ruder, dear friend! Wir zusammen werden den Laden schon schaukeln. Wie wär’s mit einem Schluck Whisky, um das Abkommen zu beflügeln?«
    »So weit ist es leider noch nicht!«, stoppte ihn Tante Lisa. Ollie schaute verwundert drein.
    »Aber warum nicht?«
    »Weil ich nicht daran denke, meine letzten Ersparnisse in ein sinkendes Schiff zu stecken«, erklärte ich. »Ich weiß, dass ihr Engländer da ein bisschen anders tickt …«
    Er wich einen Schritt von mir zurück und sagte stolz: »Jawohl, mein Freund. Es waren zumeist männliche Engländer, die beim Untergang der Titanic ertranken. Weil Erziehung und Ehrgefühl ihnen verboten, sich vor den anderen in die Rettungsboote zu drängen. Zuerst ließen sie den Frauen, Kindern und Alten den Vortritt. Einer meiner Vorfahren war so jemand. Er soll laut ›God save the Queen‹ geschmettert haben, als die kalten, tödlichen Finger des Atlantik bereits nach seinem Herzen griffen …«
    »Meines Wissens war es aber auch ein Engländer, der die Titanic gegen den Eisberg gefahren hat«, sagte ich ungerührt und brachte seinen poetischen Erguss zum Schmelzen.
    »Wie dem auch sei«, fuhr die Gräfin dazwischen. »Ich habe hier ein paar interessante Angebote, die wir uns anschauen sollten.« Duffy beugte sich neugierig vor, was ihm sofort einen strengen Blick eintrug. »Duffy, bitte bereiten Sie uns einen Tee, während ich die beiden Herren informiere. Lassen Sie ihn sehr lange ziehen …«
    Die Botschaft war eindeutig, und Duffy verließ pikiert den Raum.
    »Er muss nicht alles wissen«, lächelte die Gräfin unschuldig.
    »Und um was für Angebote handelt es sich diesmal?«, fragte ich skeptisch.
    Unwillkürlich musste ich an die Ereignisse des letzten Jahres denken. Damals wollte ein amerikanisches Gen-Mais-Konsortium das Anwesen kaufen. Fast hätten wir alle dabei ganz schön draufzahlen müssen. Wir hatten zumindest Lehrgeld bezahlt …
    »Die ›Hühnermeier – macht Hühner glücklich‹-GmbH fragt an, ob wir Interesse haben,
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