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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Autoren: Uwe Voehl
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letzten Geburtstag ein Handy geschenkt hatte, konnte sie nun endlich beide Leidenschaften miteinander verbinden: telefonieren und gleichzeitig allgegenwärtig sein.
    Sie sah mir mit einer Miene entgegen, die mindestens eine Woche Regenwetter ankündigte. Muff, der sensiblere der beiden Möpse, hatte sich verdrückt und war nicht mehr zu sehen, während Potter ganz in der Nähe, vor dem Kamin, die Ohren spitzte.
    »Ah, endlich sind Sie da, Moritz!«, begrüßte sie mich erleichtert. Mit zitternden Händen reichte sie mir ein Bündel Papiere. Stirnrunzelnd nahm ich es entgegen. Es handelte sich um Rechnungen. Das war nichts Neues. Was also hatte der Aufruhr zu bedeuten?
    Schweigend schaute ich die Rechnungen durch. Sie kamen von den Stadtwerken, von der Versicherung, von der Telekom und von weiteren, noch viel unangenehmeren Blutsaugern. Auch einige Mahnungen und letzte Aufforderungen waren darunter. Recht befremdlich erschienen mir die Rechnungen ihres Frisörs und sogar eine Aufforderung des Landfrauenklubs, doch endlich die Mitgliedsbeiträge der letzten beiden Jahre zu überweisen.
    »Ist das nicht infam?«, beschwerte sie sich. »Ausgerechnet Hedwig Bollhöfer! Diese Schnepfe, die damals ihren Hans-Peter nur deswegen rumgekriegt hat, weil ich ihr meinen Lippenstift geliehen habe! Sie selbst war arm wie eine Kirchenmaus!«
    Wie sich herausstellte, hatte Hedwig Bollhöfer besagten Hans-Peter im zarten Alter von vierzehn Jahren das erste Mal geküsst. Seitdem waren die beiden ein Paar, und aus Hans-Peter wurde ein vermögender Spediteur. Und das alles hatten die beiden irgendwie der Gräfin zu verdanken und standen seitdem auf ewig in deren Schuld. Jedenfalls war es eine Unverschämtheit, dass ausgerechnet Hedwig, in ihrer Funktion als Kassenwart, die Freundin zur Zahlung aufforderte.
    Wie dem auch sei – viel dringlicher erschienen mir die anderen Mahnungen, darunter die mehrerer Versandhäuser. Daher also die Pakete, die der Postbote in den letzten Monaten ins Haus geschleppt hatte. Ich hatte mich schon gewundert.
    Die Gräfin sank ein wenig auf ihrem Stuhl zusammen, als ich sie nach den Bestellungen fragte. »Ich habe nur das Nötigste bestellt!«, verteidigte sie sich. »Ich kann doch unseren Gästen nicht in Lumpen gegenübertreten!«
    Mir war noch nie aufgefallen, dass ausgerechnet sie Bedarf an neuer Kleidung hatte. Die Gräfin war einem Stil verhaftet, den man auch mit wohlwollender Einschätzung nur als »old fashioned« bezeichnen konnte, doch zeugte die Wahl ihrer Kleidung zumeist von einem gewissen Geschmack und von teuren Schneidern.
    »Otto Gourmet …«, las ich. »Was haben Sie dort bestellt? Schinkenkleider?«
    »Unsinn!«, zischte sie. »Woher, glauben Sie, mein lieber Moritz, stammten wohl die Wagyu-T-Bone-Steaks, die Sie letztens so genüsslich verspeist haben?«
    Entsetzt sah ich auf die Rechnung: Die belief sich auf einen vierstelligen Betrag. »Ich dachte, Sie hätten die Wagyu-Steaks preiswert über die Fleischerei Schlüter bezogen?«, erinnerte ich sie.
    »Leider konnte ich Frau Schlüter von meiner Idee, einheimische Gaumen mit Spitzenfleisch zu verwöhnen, nicht überzeugen«, erwiderte sie kleinlaut.
    »Ich will die Wahrheit hören!«, verlangte ich. »Und zwar die ganze!«
    »Nun ja, um ein wenig aus den Miesen herauszukommen, hatte ich den Plan, diese Wagyu-Steaks zum Auftakt der Grillsaison anzubieten, um die Spitzen der Gesellschaft ins Rübezahl zu locken …«
    Ich hatte so meine Zweifel, ob die Gräfin dabei wirklich nur an die Rettung der Finanzen gedacht hatte. Zu gern bewegte sie sich in den »oberen Kreisen«, die ihr jedoch meistens die Tür vor der Nase zuschlugen.
    »Weiter im Text!«, drängte ich.
    »Wie Sie wissen, lieber Moritz, hatte ich Einladungen an den gesamten lippischen Adel und an die Hochfinanz geschickt.«
    Sie hatte mich nicht eingeweiht, also konnte ich mich auch nicht erinnern. Außer dem Sparkassendirektor und dessen Gattin war das Lokal jedenfalls leer gewesen. Noch tagelang hatten wir uns von Steaks ernährt. Die letzten Reste hatten Muff und Potter verspeist. Ich hatte nicht geahnt, dass es Wagyu-Fleisch gewesen war, das mir die Gräfin vorgesetzt hatte.
    »Ich hatte Frau Schlüter, diesem Aas, vorgeschlagen, das Fleisch gemeinsam einzukaufen. Unverwertete Reste sollte sie nach dem Event in ihrer Metzgerei verkaufen …«
    »Wäre das überhaupt legal gewesen?«, wunderte ich mich. »Ich meine, die hygienischen Auflagen …«
    Sie unterbrach mich mit
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