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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live
Autoren: D.G. Compton
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nach allem, was Sie für uns getan haben.«
    »Sie kennen mich ja. Vergesse nie ein Gesicht oder einen Gefallen… Außerdem sind Sie eine richtig nette Dame.«
    Er fuhr ein Stück weiter, bog dann von der Straße ab und ließ seinen Wagen über einen unebenen Weg holpern.
    »Nicht mehr weit. Nur über die Felder. Sie können die Schule zwischen den Bäumen schon sehen.«
    Er stoppte den Wagen, und wir stiegen aus. »Tommy«, begann ich, »Sie haben uns…«
    »Nur über ein paar Felder. Kein Problem.« Er beugte sich zu mir. »Und kümmern Sie sich ein bißchen um sie. Sie ist nicht mehr die frischeste.«
    Wenn er keinen Dank hören wollte, war mir das recht. »Ich tue mein Bestes«, sagte ich.
    Katherine hatte sich schon ein Stück entfernt und rief: »Sie werden uns fehlen, Tommy.«
    »Hmm. Da wären Sie die ersten.« Er malträtierte sein armes Getriebe und schaltete in den Rückwärtsgang. »Paßt auf euch auf.«
    »Und Sie auch.«
    Er fuhr mit gepeinigt jaulendem Motor davon. In der Ferne veränderte sich der Ton, verstummte kurz, arbeitete sich in den einzelnen Gängen hoch, verebbte schließlich. Andere Wagen kamen in beiden Richtungen vorbei. Vögel zwitscherten. Es roch nach wildem Knoblauch, den die Sonne erwärmt hatte. Hoch über uns zischte das Echo eines Flugzeugs vorbei. Ich war allein mit Katherine Mortenhoe, allein auf einem überwucherten Feldweg, neben zwei formlosen Feldern, unter ungesehenen Bäumen, vor einer unvorstellbaren Schule. Ich hörte, wie sie sich hinter mir bewegte, ein Rascheln von Kleidung, als hätte sie sich gesetzt. Ich ging auf sie zu, tastete den Raum um mich mit den Ohren, mit der Haut ab. Ich lernte. Mein Fuß stieß gegen etwas Weiches. »Das Stehen fällt mir immer schwerer«, sagte sie.
    Aber sie kam ganz tüchtig wieder auf die Beine, als ich ihr aufhalf.
     
    Als sie auch das zweite Feld zur Hälfte überwunden hatten, tastete er um sich und blieb stehen.
    »Wir sind nicht mehr in der Sonne«, sagte er. »Eine hohe Hecke? Könnte man mich sehen, wenn ich hierbliebe?«
    »Ich warte, wenn du müde bist.«
    »Das meine ich nicht. Ich kenne deinen ersten Mann nicht. Und er kennt mich nicht. Es wäre bestimmt besser, wenn du allein weitergehst.«
    »Ich möchte aber, daß du mitkommst.« Er hatte gesagt, er würde sich um sie kümmern. Er hatte versprochen, sich um sie zu kümmern. »Ich schaffe das nicht allein. Bitte, komm mit.«
    Was schaffte sie nicht allein? Einen alten Freund zu besuchen? Von der alten Zeit zu sprechen? Oder endlich jemanden zu finden, dem sie die Schuld zuschieben konnte…? Er begleitete sie weiter am Feldrand entlang und bis zum Tor am Ende. Sie führte seine Hände, und er kletterte mühelos hinüber.
    Sie gingen nun zwischen Bäumen hindurch; die weitläufigen Schulgebäude ragten wenige hundert Meter entfernt hinter Sträuchern und einem Kiesweg auf. Nichts rührte sich. Es war Ferienzeit, die Schule leer. Katherine lehnte sich gegen eine schmale Birke und versuchte wieder zu Kräften zu kommen. Dann schritt sie zwischen Grüppchen von Hyazinthen weiter, dichtauf gefolgt von Roddie. Neben der Auffahrt blieb sie stehen. Vor ihr lag ein Gebäude mit verschlossenen Klassenzimmern. Sie wandte sich nach rechts und folgte dem Weg um ein dreigeschossiges Laborhaus. Große Messingwaagen und Glasgebilde standen in den Fenstern. Die Auffahrt erweiterte sich zu einer Wendefläche mit Gras in der Mitte und einer großen, abstrakten Aluminiumskulptur, die von zahlreichen Vögeln bekleckert worden war. Sie überlegte, ob sie Rod alles schildern müsse, was sie sah. Wo sollte sie da anfangen?
    »Eine nette Schule«, sagte sie, und die Worte kamen ihr dürftig vor. »Sie… sie hat eine Art herabhängendes Dach über dem Hauptgebäude und links und rechts flache Anbauten. Sie ist hauptsächlich blau. Grünblau. Eigentlich türkis…« Das Beschreiben lag ihr nicht. »Da stehen auch Kiefern, und an den unteren Ästen sind Seile mit Schaukeln…« Sie verstummte.
    »Ich rieche die Kiefern.«
    Aber sie blickte in die dunklen Schatten unter den Bäumen und senkte die Stimme. »Und Gerald steht neben einem Baum. Er sieht ziemlich unverändert aus. Er glaubt, wir haben ihn nicht gesehen. Er versucht sich darüber klarzuwerden, was er tun soll.«
    Sie führte Roddie über den Kies auf den Haupteingang zu. Der Gerald, an den sie sich erinnerte, ging gern mit geordneten Gedanken in ein Gespräch. Gemeinsam erklommen sie die flachen Stufen, die zum Eingang führten. Die
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