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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)
Autoren: Irene Rodrian
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mehr. »Du hattest zuviel Blut verloren. Wir haben dich gleich in die nächste Klinik geschafft. Wie geht es dir jetzt? Kannst du sprechen?«
    »Zu ihm?« Paul nickte schwach zu dem Polizisten hin, der keine Miene verzog. Der dritte Mann beugte sich vor.
    »Mein Name ist Reiber, ich bin Ihr Rechtsanwalt. Er« – er zeigte auf den zweiten Mann – »hat mit Ihrem Arzt gesprochen, aber wenn Sie sich zu schwach fühlen oder unter dem Einfluß von Medikamenten stehen, dann brauchen Sie nicht ...«
    Paul schüttelte matt den Kopf. »Nein, nein, ich will es hinter mich bekommen ...«
    Paul berichtete, und je länger er sprach, desto weniger spürte er die Schmerzen, desto klarer wurden seine Gedanken und desto mehr Einzelheiten kehrten zurück. Er sah, daß der Polizist mitstenographierte, und sprach langsam und betont. Reiber versuchte, ihn mehrmals zu unterbrechen, aber Paul ließ ihn nicht zu Wort kommen. Als er fertig war, holte er erschöpft Luft.
    Kulmhof war der erste, der sprach. »Das Dumme ist, daß ich deine Geschichte von Anfang an geglaubt habe, sogar deine Version von vor zwei Jahren.«
    »Sie haben das aber sehr geschickt verborgen.«
    »Das mußt du gerade sagen! Natürlich war ich nicht sicher. Ich merkte nur, daß du in Schwierigkeiten warst. Ich dachte, du wolltest deinen früheren Freunden zusetzen, und bin dir unentwegt auf den Fersen geblieben, um dich vor einer Dummheit zu bewahren oder um dir zu helfen – je nachdem. Aber daß du so etwas Verrücktes tun würdest, das kam mir nicht in den Sinn! Wie bist du nur auf diese Wahnsinnsidee gekommen?«
    Paul sah an Kulmhof vorbei zum Fenster. »Ich weiß es selbst nicht. Mir erschien sie ganz vernünftig, so, als wäre es der einzige Weg ...«
    Kulmhof sah ihn an. Reiber steckte sich eine Zigarette an, bot die Schachtel dem Beamten an und hielt sie auch Kulmhof hin. Kulmhof bemerkte es nicht.
    »Ich glaube fast, ich kann dich verstehen«, murmelte er.
    Paul wollte sich aufsetzen, aber ein stechender Schmerz warf ihn zurück. »Was ...?«
    »Fleischwunde«, sagte Kulmhof. »Sechs Wochen mindestens.«
    Paul fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, sie waren wie ausgedörrt. »Wie ... Wie steht es sonst?«
    »Es hat einen ungeheuren Rummel gegeben.« Kulmhof sah plötzlich auf und entdeckte die Zigarettenpackung, die ihm der Rechtsanwalt noch immer hinhielt. Er nahm sich eine Zigarette und steckte sie an. »Es stört dich doch nicht, wenn wir rauchen? Na, nach deinem Anruf bei der alten Ohlsen bin ich auf die Idee gekommen, es noch einmal im Helgoländer zu versuchen. Die Polizei war genauso schlau. Wir versteckten uns im Schankraum und haben fast alles mit angehört. Franz hat zwar bisher hartnäckig geleugnet, aber Fred und Harald und die anderen, die noch alle dazugehören, überbieten sich gegenseitig. Auch die betroffenen Barbesitzer packen ganz schön aus.«
    »Und ich?« flüsterte Paul.
    Kulmhof warf den anderen einen kurzen, bedeutsamen Blick zu. »Wir haben viel über dich gesprochen. Vor der Verhandlung kann man natürlich nicht viel sagen. Immerhin bist du volljährig und hast einen handfesten Einbruch begangen.«
    »Was ich getan habe, das hab ich getan!« Paul grinste schwach. »Da beißt die Maus keinen Faden von ab.«
    »Schön. Aber es gibt eine ganze Menge mildernder Umstände. Du wurdest vor zwei Jahren ungerechtfertigt hoch verurteilt und kamst unter den ungünstigsten Umständen wieder raus. Zweifellos warst du in einer Zwickmühle und standest unter einem gewissen Druck. Und dann kommt noch dazu, daß du dich stellen wolltest. Du machst jetzt einen ganz vernünftigen Eindruck, und wenn du dich weiter so hältst, werden wir es schon schaffen!« Kulmhof nickte zu Reiber hin. »Unser Rechtsspezialist tippt auf sechs Monate mit Bewährung.«
    »Und damit sitzen Sie mir wieder auf der Pelle!« Paul schloß müde die Augen.
    Im gleichen Augenblick wurde die Tür aufgerissen. Eine resolute Krankenschwester stürmte herein. »Aber das ist doch die Höhe!« polterte sie los. »Der Doktor hat Ihnen eine Viertelstunde zugebilligt, und jetzt sind Sie immer noch hier! Und noch dazu haben Sie die ganze Luft verpestet! So etwas Rücksichtsloses! Hinaus!«
    Sie packte Kulmhof am Arm, aber der klammerte sich an Pauls Bettgestell fest.
    »Moment! Ich muß ihm noch was sagen ... Da draußen wartet schon seit Stunden so eine rothaarige Stupsnase. Sie will unbedingt wissen, wie es dir geht.«
    »O je, die neugierige Ziege!« Paul wollte grinsen und noch
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