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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)
Autoren: Irene Rodrian
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nicht, Franz – warum? Warum ich? Warum das alles?«
    »Sie haben mir das Wasser abgedreht«, sagte Franz leise. Unmerklich rutschte er an den Tischen vorbei zum zweiten Schrank.
    »Wer?«
    »Die anderen, die großen Bars. Plötzlich gab es hier überall einen riesigen Aufschwung, so wie ich mir das immer gedacht hatte, und ausgerechnet die Fehrstraße blieb links liegen. Sie wollten den Kuchen für sich allein haben.«
    »Deine alten Kumpane?«
    »Natürlich. Aber ich zwang sie, mich zu beteiligen. Ich kaufte mir die übelsten Schläger und ließ sie in den Lokalen arbeiten. Schlägereien, Anpöbelungen, Radau und Trümmer. Du kennst das ja. Ich hatte gegen jeden von ihnen etwas in der Hand, sie konnten nicht zur Polizei gehen. Also zahlten sie an mich, und nicht wenig.«
    »Und ich? Warum mußtest du mich fertigmachen?« Pauls Stimme schwankte.
    Franz sah ihn lange an. »Es hat mir leidgetan. Das schwöre ich dir. Ich mochte dich wirklich. Mehr als die anderen. Ich hab dich richtig gern gehabt. Aber du kamst und warst besessen von dem Gedanken, dich zu rächen. Du warst kein Gauner mehr. Alles hätte auffliegen können. Ich hatte nicht nur die Polizei zu fürchten, sondern auch halb St. Pauli. Ich hab's zuerst anders versucht ... Du mußt zugeben, ich habe alles getan, um dich fortzubekommen. Daß es so gekommen ist, das habe ich nicht gewollt.«
    »So, das wolltest du nicht?« Paul schluckte.
    »Nein, bestimmt nicht. Aber ich bin alt. Ich hatte mir den Ring in den zwei Jahren aufgebaut; ich konnte nicht noch einmal anfangen. Ich hatte zuviel zu verlieren.«
    »Und ich? Was habe ich verloren?«
    »Was wirst du tun, Paul?«
    »Ich gehe zur Polizei. Vielleicht gibt es noch einmal einen Anfang für mich.«
    »Tu's nicht, Paul! Ich werde dir raushelfen. Ich geb dir Geld!«
    »Fliehen? Erst für einen Totschlag büßen, den ich nicht begangen habe, und dann fliehen wegen drei Morden, die mein bester Freund auf dem Gewissen hat? Nein! Ich habe in der Bank eingebrochen – das sitze ich ab. Aber damit basta!«
    »Es sind nicht drei Morde! Das mit Bertie ... Und überhaupt, es war Fred ...« Die Hand von Franz glitt langsam über die Schranktür.
    »Und Harald? Und Susann?« fragte Paul scharf.
    »Susann war eine Hexe!« zischte Franz. Seine Hand glitt in ein Schrankfach.
    Paul sah auf den Boden. »Ach, Quatsch, auf ihre Art war sie genauso dämlich wie ich.« Er sah auf. Seine Augen weiteten sich. »Franz!«
    Franz hielt einen Revolver in der Hand, den Lauf auf Paul gerichtet.
    »Franz! Das kannst du doch nicht machen! Du kannst doch nicht schießen! Du hast doch nie ... Immer hat Fred ...« Paul brach ab.
    »Es tut mir leid, mein Junge«, sagte Franz. Sein rundes Gesicht hatte sich gerötet. »Mein Gott, es tut mir wirklich leid, aber ich muß es tun.«
    »Du mußt? Du mußt mich ermorden? Ist das dein Ernst?«
    Franz sah ihn stumm an.
    Paul lachte plötzlich hysterisch auf. »Dann schieß doch! Los, hier bin ich.« Er warf beide Arme hoch.
    Der Schuß krachte.
    Paul hatte das Gefühl, jemand wollte ihm auf die Schulter klopfen. Irgend etwas rumpelte über ihn hinweg, dann erkannte er verwundert, daß er auf dem Fußboden lag.
    So was Komisches! dachte er. Dann wurde es dunkel.

33
    Paul hatte das deutliche Empfinden, auf einer weichen Wolke zu schweben. Es war hell und warm, und irgend etwas daran reizte ihn zum Lachen. Was war da nur so komisch?
    Er öffnete vorsichtig die Augen und sah ein breites Gesicht, das wie eine Glaskugel auf ihn zuschwebte und wieder verschwand. Seifenblasen. Alles war weiß, viel zu weiß ... Die Umrisse wurden etwas klarer, und er sah das Bett, den Schrank und das Fenster mit den weißen Vorhängen. Und den Stuhl an seinem Bett.
    »Schon wieder Sie!« krächzte er.
    Kulmhof grinste. »Es ist schließlich mein Job, oder?«
    »Krankenschwester, oder was?« Paul erkannte, daß noch mehr Männer Im Raum waren, und versuchte den Kopf zu drehen, aber sein Hals war bandagiert. Kulmhof rieb die Hände aneinander und lachte. »Du warst ganz schön lange weggetaucht. Über 48 Stunden. Aber wir haben brav gewartet.«
    »Wer, wir?« Paul hustete. Es tat weh, ziemlich weh sogar.
    Die Männer kamen etwas näher, und Kulmhof rückte seinen Stuhl zur Seite. Paul erkannte, daß einer der Männer eine Polizeiuniform trug und einen Notizblock dabei hatte. Die beiden anderen waren in Zivil. Paul kroch tiefer unter die Decke.
    »Ist das ... Ist das ein Gefängniskrankenhaus?«
    »Nein.« Kulmhof lachte nicht
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