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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)
Autoren: Irene Rodrian
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des Hauses. Ich hab dir auch Zigaretten reingetan.«
    »Ich rauche nicht.« Paul legte ein Fünfmarkstück auf das matte Metall. »Du sollst dein Geld behalten!« knurrte Franz und fuhr mit dem Wischlappen drum herum.
    Paul schwieg.
    Franz hatte sich nicht verändert. Es war nicht nur der Bauch, alles war gleich geblieben. Das rosige Mondgesicht, die buschigen Augenbrauen, die Augen, die so dunkel waren, daß sie fast schwarz wirkten, und das dünne, weißblonde Haar. Oder war es grau?
    »Nein; ich bezahle, was ich bekomme!« sagte Paul knapp. »Bin das so gewohnt.« Er nahm das Päckchen und griff nach dem Koffer, um zu gehen.
    »Paul, warte mal!« Franz räusperte sich.
    Paul blieb stehen. »ja?«
    »Was hast du denn jetzt vor, Paul?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du bist jetzt raus. Natürlich, es war nicht leicht, aber willst du ... Ich meine, was willst du jetzt anfangen?«
    »Ich werde mir ein Zimmer suchen.« Paul lächelte schief.
    Franz griff unter seine grüne Schürze und holte einen Schlüssel aus der Hosentasche. Er hielt ihn über die Theke. »Es ist dein altes Zimmer im Nachbarhaus. Ich habe die Miete für einen Monat bezahlt.«
    Paul sah den Schlüssel an, dann Franz. Unmerklich schüttelte er den Kopf, aber seine Hand streckte sich wie ein selbständiges Wesen nach dem Schlüssel aus. »Ich habe etwas Geld; ich werd es dir zurückzahlen.«
    »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Was willst du tun?«
    »Die Rechnung begleichen.«
    »Paul!«
    »Die Rechnung für zwei Jahre begleichen. Dann sehen wir weiter.«
    Er war schon an der Tür, als Franz sagte:
    »Sie waren in der letzten Zeit dauernd hier und haben nach dir gefragt. Fred und Harald. Gestern sind sie nicht gekommen.«
    Paul blieb stehen, ohne sich umzudrehen.
    Die Stimme von Franz wurde zum Flüstern: »Paul, sie wissen, daß du heute kommst!«

2
    Paul zwang sich weiterzugehen. Hinaus auf die helle, heiße Straße, die mit einem Mal etwas Drohendes bekommen hatte.
    Es ist noch zu früh, dachte er. Ich brauche noch Zeit, ich will erst mal essen ... Er wußte, daß er nicht das Essen meinte, aber er wollte sich nicht eingestehen, daß er Angst hatte.
    Am Randstein stand der klapprige Lieferwagen von Franz. Dahinter parkte ein schwarzer VW. Sonst war die Straße leer.
    Im Treppenhaus war es kühl und dunkel, und der Geruch von Bohnerwachs, Chlor, Zwiebeln und Kohl war der gleiche wie in den zwei Jahren.
    Paul schaute auf den Schlüssel in seiner Hand. Das alte Zimmer ... Morgen würde er sich ein anderes suchen. Nur heute war es gut, hier zu bleiben, als Anfang. Er schob den Schlüssel in das Schlüsselloch und versuchte ihn nach links zu drehen.
    Die Tür war nicht abgeschlossen.
    Noch hätte er Zeit gehabt, umzukehren und die Treppe hinunterzulaufen. Er blieb stehen, legte die Hand auf die Klinke und drückte die Tür auf. Sofort zog sich sein Magen zu einer kleinen Metallkugel zusammen.
    Sie waren zu viert.
    Harald, Fred und noch zwei, die er nicht kannte.
    Paul ließ die Tür los und machte noch zwei Schritte in das Zimmer hinein. Wie eine automatische Kamera registrierte er alle Einzelheiten der Einrichtung. Den Schrank mit dem halbblinden Spiegel und den breiten Schubladen, den Waschtisch, das eiserne Bettgestell, den durchgetretenen Teppich, das schmale, grauverstaubte Fenster.
    Kein großer Unterschied, auch wenn kein Gitter davor ist, dachte er und wurde ruhiger.
    Die beiden Neuen standen im Hintergrund an der Wand und starrten ihn neugierig an. Sie waren nervös und sprungbereit. Fred und Harald dagegen schienen ihn gar nicht zu bemerken. Sie hatten sich auf das Bett geflegelt und rauchten. Der Boden war mit zertretenen Kippen bedeckt.
    Paul legte das Paket mit dem Essen auf den Waschtisch und stellte den Koffer neben den Schrank.
    »Mach doch die Tür zu, dann ist es gemütlicher«, sagte Harald.
    Paul drehte sich nicht zu den beiden um. »Ihr könnt sie zumachen, wenn ihr geht!« Er wickelte das Pergamentpapier auf und sah unsicher auf die Bierbüchsen.
    »Der Junge hat sogar was zu trinken!« sagte Fred leise. Die Bettfedern knirschten, als er aufstand und zur Tür hinüberging, um sie zu schließen.
    Paul spürte, wie er zurückkam und dicht hinter ihm stehenblieb. Er hörte das Schnappen des aufspringenden Messers; das Geräusch war ihm immer noch vertraut, obwohl er es so lange nicht mehr gehört hatte. Er drehte sich um und sah auf die Klinge hinunter, die ein Stück von Freds Faust zu sein schien.
    »Ich dachte mir, du
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