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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)
Autoren: Irene Rodrian
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seines Glases und sagte ebenso leise:
    »Ich habe da so etwas von neuen amerikanischen Methoden läuten hören. Hängst du auch irgendwie mit drin?«
    »Amerikanische Methoden? Na ja, viel fehlt nicht mehr. Aber ich bin zu alt für die neuen Figuren. Meine Kneipe ist auch nicht interessant genug. Nur eine Bierpinte. Sie haben es mehr auf die feinen Nachtlokale abgesehen.«
    »Vor zwei Jahren hast du anders geredet!«
    »So, findest du?« Franz lächelte, sein rundes Gesicht glänzte.
    »Du wolltest aus der Fehrstraße eine zweite ‹Große Freiheit› machen. Ein Super-Vergnügungszentrum – mit all deinen Schmugglerfreunden auf einem Haufen!«
    Franz lachte jetzt laut. »Stimmt, das waren noch Pläne ... Aber irgendwie ist die Fehrstraße vergessen worden. Die Kumpels von früher haben sich zerstreut und über die ganze Reeperbahn verteilt. Hier ist jetzt nichts mehr los.«
    »Und du hast keine Angst?«
    Das Gelächter von Franz wurde noch lauter, und sein Bauch schwappte fast aus der Hose. »Nein, nicht vor diesen grünen Jungen. Ich bin nicht mehr im Geschäft, aber verschaukeln lasse ich mich deshalb noch lange nicht.«
    Paul lachte leise mit, aber Franz war schon wieder ernst geworden. »Was hast du vor?«
    »Dasselbe wie vorher.«
    »Paul, schlag dir das aus dem Kopf! Ich kann dir nicht helfen. Und selbst wenn ich es könnte – ich will es nicht. Ich halte mich raus, solange sie mich in Ruhe lassen. Das ist kein Spiel mehr nach meinem Geschmack.«
    »Du brauchst mir nicht zu helfen.«
    »Das ist Selbstmord!« Franz flüsterte fast.
    Paul versuchte zu grinsen. Plötzlich brannten seine Wunden; sein Gesicht schmerzte und in seinem Bauch tobte ein glühendes Messer. Er preßte die Hand gegen den Magen, bis er sich etwas beruhigt hatte, und fragte dann: »Kennst du Hontar?«
    »Soviel ich gehört habe, sitzt er wegen eines Einbruchs«, sagte Franz vorsichtig.
    Paul nickte. »Wir waren zusammen. Er hat mir viel geholfen.«
    »Auf seinem Gebiet ist Hontar ein Könner, aber ein Einzelgänger.«
    »Er kommt bald zurück.«
    »Auch er wird dir nicht helfen können. Zu der Bande hat er keinen Kontakt. Und selbst wenn er mitmachen würde – was hast du vor? Willst du dir Harald vornehmen, der damals der Chef war? Er ist heute nur noch eine vollgefressene Puppe!«
    »Wer ist heute der Chef – Fred?«
    Franz sah auf. An zwei Tischen riefen die Gäste, aber er reagierte nicht. »Kann sein; ich weiß es selbst nicht. Und ich will es auch nicht wissen. Ich kann dir nur einen einzigen Rat geben: Verschwinde von hier. Möglichst heute noch. Sofort!«
    »Ach, weißt du, mir gefällt's hier.«
    »Paul, du bist doch ein heller Kopf. Du mußt das doch einsehen: die meinen es ernst! Vor zwei Jahren war das alles halb so wild, aber jetzt haben sie viel zu verlieren. Es hängt mehr dran, als du dir vorstellst, und du bist eine Gefahr für sie. Solange sie fürchten müssen, daß du den Mund aufmachst, werden sie dich jagen ... Versprich mir, daß du abhaust?«
    »Kannst du mir sagen, wo ich Susann Hontar finde?«
    »Paul ...«
    »Ja oder nein?«
    »Verdammt noch mal ...«
    »Hontar hat mir gesagt, sie würde mir helfen!«
    Franz beugte sich vor. »Laß die Finger von ihr! Hontar ist in Ordnung, aber seine Schwester ... Das steht auf einem ganz anderen Blatt!« Franz wandte sich ab und bediente ein paar Leute.
    Paul wartete, bis er zurückkam. »Nun?«
    »Also schön, renn in dein Verderben ... Kennst du das Appartementhaus bei der dänischen Kirche?«
    Paul nickte.
    Franz fuhr fort: »Dort wohnt sie, mit Blick über die Elbe.« Er machte eine Pause, aber Paul sagte nichts. »Um diese Zeit findest du sie am sichersten in der Pik Dame. «
    » Pik Dame? « Paul rutschte vom Barhocker.
    Franz schob ihm einen zusammengefalteten Geldschein über die Theke zu. »Als Darlehen.«
    Paul grinste schwach und schob den Schein in die Tasche, ohne ihn näher anzusehen. Er drehte sich um und ging hinaus auf die Straße.

5
    Der Wind war kühl, und Paul blieb aufatmend stehen.
    Die Autos schoben sich jetzt dicht auf dicht durch die schmale Straße, aber die Nacht war klar und frisch, und das Viertel hatte seine Schäbigkeit verloren. Die roten, blauen und grünen Lichtreklamen flammten zu riesigen Sternen, gezackten Schriftzügen oder wandernden Figuren auf. Die Leuchtröhren spiegelten sich in den Fensterscheiben und den Schaukästen.
    Und Menschen ... Massenhaft Menschen! Provinztouristen und Vertreter, Familienväter und Matrosen,
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