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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide
Autoren: Linda Fairstein
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dem Polizeipräsidium ein – ein Zeichen dafür, dass die Chefs von allen Dienststellen in Manhattan Nord, der oberen Hälfte der Insel, eintrafen. Ich ging an der Einfahrt zur Tiefgarage vorbei und rannte die Granitstufen hinauf und um das Gebäude herum zum Eingang, um dem dort postierten Polizisten meinen Ausweis zu zeigen und meine Tasche durch den Metalldetektor laufen zu lassen.
    »Achter Stock«, sagte der Sicherheitsposten. »Der Aufzug ist dort hinter der Wand.«
    Ich kannte den Weg gut. In meinen zehn Jahren als Staatsanwältin war ich schon unzählige Male in diesem Gebäude gewesen. Manchmal schickte mich der Bezirksstaatsanwalt zu Versammlungen, an denen er selbst kein Interesse hatte; hin und wieder nahm ich an einem Brainstorming über Ermittlungsstrategien teil, wenn die Polizei in einem Fall nicht weiterkam. Oft war ich auch hier, um für mehr Unterstützung zu plädieren, wenn es mir schien, als ob die Polizei einer Angelegenheit nicht genügend Beachtung schenkte, und mitunter nahm ich, wenn das städtische Budget es zuließ, auch schon mal an der Beförderungsfeier eines Freundes teil.
    Als Compstat in den frühen Neunzigerjahren eingeführt wurde, hatte es die Verantwortlichkeit der Dienststellenleiter revolutioniert. Mehrere Male im Monat, immer um sieben Uhr morgens, wurden die Chefs der verschiedenen Polizeibezirke ins Präsidium zur One Police Plaza zitiert, wo sie dann drei Stunden lang vom Einsatzleiter und zwei seiner Vertrauensleute in die Mangel genommen wurden. Für den Bürgermeister gab es nur eine Richtung, in die sich die Kriminalitätsrate bewegen durfte; und so mussten alle Rechenschaft ablegen für die Verbrechen, die in ihren jeweiligen Bezirken passierten und die die Statistiken durcheinander brachten, die das Büro für Öffentlichkeitsarbeit regelmäßig an die Presse weitergab.
    Als sich die Aufzugstüren im achten Stock öffneten, sah ich mich einer Wand von blauuniformierten, leitenden Beamten gegenüber. Zusammen mit den geladenen Gästen, die nicht Mitglieder der Polizei waren, drängelten sie sich in den Konferenzraum, um dort ihre Plätze in Erwartung der Ankunft Lunettas, des obersten Einsatzleiters, einzunehmen.
    Erst als ich Chapman meinen Namen rufen hörte, sah ich ihn eingekeilt zwischen zwei Polizeiinspektoren, die gerade über einen seiner Witze lachten. »Hey, Coop! Ich möchte dir Lenny McNab vorstellen. Er ist gerade in den 33. Bezirk versetzt worden, um dort Ordnung zu schaffen. Schau ihn dir gut an, denn ich bezweifle, dass er nach der heutigen Sitzung auch nur eine ruhige Minute haben wird.«
    McNab schüttelte den Kopf und gleichzeitig meine Hand. Die Zeitungen waren voll gewesen von Berichten über eine Serie von Bodega-Einbrüchen in McNabs Bezirk. Falls er heute Vormittag keine Fortschritte in den Ermittlungen vermelden konnte, würden ihn die drei Großinquisitoren ganz schön alt aussehen lassen.
    Lunettas Stimme schallte uns von der Tür zum Treppenaufgang entgegen. »Los, Jungs, fangen wir an. Wir haben heute Vormittag eine Menge zu tun.« Sein Gefolge rauschte an uns vorbei, und wir trotteten gehorsam hinterher.
    Zimmer 802 war ein geräumiger, extrem hoher Raum, der für den Fall einer terroristischen Machtübernahme oder einer Naturkatastrophe als Kommandozentrale New York Citys geplant worden war. Seine technische Ausrüstung war auf dem neuesten Stand. An einer Seite des Raumes, an der auch einige Kabinen versteckt waren, in denen sich im Ernstfall die Krisenmanager und ansonsten andere Beobachter aufhalten konnten, befanden sich drei riesige Projektionsflächen. An der gegenüberliegenden Wand hingen Wappen und Wandbilder, auf denen die Flaggen der einzelnen Polizeiorganisationen abgebildet waren. Zwei Tische nahmen in der Mitte die ganze Länge der Raumes ein. An ihnen nahmen jetzt die Dienststellenleiter mit ihren jeweiligen Ermittlungs- und Einsatzleitern Platz sowie auch einige Detectives, die eventuell aufgefordert werden würden, über den Ermittlungsstand in einem Fall zu referieren, der die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen hatte.
    Direkt unterhalb der riesigen Projektionswände befand sich das Podium, zu dem der oberste Einsatzleiter je nach Lust und Laune die Referenten beordern würde. Lunetta würde dem Computerprogrammierer neben ihm sagen, welche Grafiken er auf die drei Flächen projizieren solle – normalerweise handelte es sich dabei um eine Karte des jeweiligen Bezirks, ein Schaubild der Kriminalstatistik des
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