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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau
Autoren: Susanne Goga
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Balkons mit schmiedeeiserner Brüstung,
     türmchenverziertes Dach, ein Portal mit vier flankierenden Säulen
     an jeder Seite, eine geschnitzte Holztür mit Buntglasscheiben. Er
     hatte auch mit nichts anderem gerechnet, nachdem er bei Ulrich von Mühl
     gewesen war. Die Asgard-Gesellschaft schien ein ausgesprochen exklusiver
     Klub zu sein, der seine Mitglieder nach strengen Kriterien auswählte.
     Adlige Herkunft, Offizierslaufbahn, deutschnationale Ansichten. Nur die
     Gegend war einen Hauch zu schlicht, Leo hätte vom Hofe eher in Dahlem
     oder Zehlendorf vermutet.      
    Der Empfang überraschte
     ihn dann doch ein wenig. Richard vom Hofe begrüßte die Beamten
     zuvorkommend, beinahe als hätte er sie erwartet. Denkbar, dass von Mühl
     ihn vorgewarnt hatte, nachdem Leo ihn wegen seiner Äußerungen
     gegen Wegner befragt hatte. Er bat Leo und seine Kollegen in den Salon.
     Der Raum wirkte nicht so betont maskulin wie bei Ulrich von Mühl, an
     den Wänden hingen einige auffallend schöne Seidenbilder,
     vermutlich aus China. Als Leos Blick darauf fiel, sagte vom Hofe: »Ich
     bin vor dem Krieg im diplomatischen Dienst in China gewesen, Herr
     Kommissar. In der Vitrine dort drüben steht auch chinesisches
     Porzellan. Nehmen Sie doch bitte Platz, meine Herren.«
    Leo zog es im Grunde vor zu
     stehen, wollte aber eine Konfrontation vermeiden und nahm mit Berns und
     Robert auf seidenbezogenen Stühlen Platz.
    »Was kann ich für
     Sie tun?«
    »Ist Ihnen ein Fräulein
     Thea Pabst bekannt, Herr vom Hofe?«
    Falls er überrascht war,
     ließ er es sich nicht anmerken, sondern schlug leger die Beine
     übereinander und legte ganz entspannt einen Arm über die Rückenlehne
     seines Stuhls. »Ja, die ist mir bekannt.«
    »Wie gut?«
    »Ich weiß zwar
     nicht, warum das für Sie von Interesse sein sollte, aber wir hatten
     eine Affäre.«
    »Hatten?«, fragte
     Leo schnell.
    Vom Hofe nickte. »Ich
     habe sie aus persönlichen Gründen beendet.«
    »Dürfte ich die Gründe
     wissen?«
    »Nein.« Die
     Antwort klang ebenso höflich wie abweisend.
    Leo wechselte das Thema, um
     von Hofe nicht von Anfang an zu provozieren. »Wussten Sie, dass Fräulein
     Pabst auch ein Verhältnis mit dem Maler Arnold Wegner unterhielt?«
    »Ja, das war mir
     bekannt. Aber ich bin ein großzügiger Mensch und war zu keiner
     Zeit an einer engeren Beziehung mit Fräulein Pabst interessiert.
     Daher hat es mich nicht weiter gestört.« Er schnippte eine
     imaginäre Fluse von seinem makellosen dunkelgrauen Ärmel. Höflich,
     aber betont gelangweilt, dachte Leo. Nun gut.
    »Haben Sie Wegner persönlich
     gekannt?«
    Leo meinte, ein winziges
     Zucken in vom Hofes Gesicht zu bemerken, doch das konnte ebenso gut
     Einbildung sein.
    »Nein«,
     antwortete vom Hofe knapp.
    »Wie erklären Sie
     sich dann, dass Wegner eine Zeichnung angefertigt hat, auf der Fräulein
     Pabst Sie zu erkennen glaubt?« Leo griff in seine Aktentasche.
     »Wie gut, dass ich sie dabeihabe.« Er nahm die Zeichnung
     heraus und reichte sie vom Hofe, der sie zögernd entgegennahm und nur
     einen flüchtigen Blick darauf warf.
    »Die habe ich nie
     gesehen.«
    »Danach habe ich auch
     nicht gefragt«, erklärte Leo geduldig. »Ich möchte
     lediglich wissen, ob Ihnen jemand darauf bekannt vorkommt.«
    Vom Hofes linke Hand krampfte
     sich um die Stuhlkante. Berns zog eine Augenbraue hoch.
    Kopfschütteln. »Nein,
     die Gesichter sind ja auch nicht sehr gut zu erkennen.«
    Leo nahm die Zeichnung wieder
     an sich und schlug eine andere Richtung ein.
    »Wie Sie vielleicht
     wissen, wurde Arnold Wegner ermordet. Ich hörte, dass Ihr Bekannter,
     Herr von Mühl, auf einer Gesellschaft einmal gegen Wegners Kunst
     wetterte, weil sie angeblich undeutsch und verkommen sei. Teilen Sie seine
     Meinung?«
    Vom Hofe schien sich wieder
     auf sicherem Terrain zu fühlen. »Das tue ich in der Tat.
     Allerdings dürfte das wohl kaum ein Grund sein, einen Maler zu töten.
     Man sollte lieber auf Museen und Galerien einwirken, damit solche Werke
     gar nicht erst ausgestellt oder zum Verkauf angeboten werden.«
    »Waren Sie an jenem
     Abend bei Konsul Haberland zugegen?«
    Vom Hofe schüttelte den
     Kopf. »Ulrich hat mir nur davon erzählt.«
    »Besitzen Sie ein
     Automobil?«, fragte Walther unvermittelt.
    Verwundert schaute vom Hofe
     von ihm zu Leo und wieder zurück. »Was tut das zur Sache?«
    »Eine Antwort, bitte,
     Herr vom Hofe«, forderte Leo nachdrücklich.
    »Ja, ich
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