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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau
Autoren: Susanne Goga
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irgendwelche Zwischenfälle gegeben hat. Wir dürfen nicht
     auf der Stelle treten.«
    »Zwischenfälle
     sexueller Natur?«, fragte Stahnke.
    »Was sonst? Nehmen Sie
     sich zwei Leute, sprechen Sie mit ehemaligen Kameraden, vielleicht wurde
     über ihn getuschelt. Ich weiß, das ist aufwendig, aber wir
     brauchen Beweise, um Paul Görlichs Aussage zu stützen.«
    Fräulein Meinelt steckte
     den Kopf zur Tür herein. »Herr Kommissar, Sie möchten
     bitte zu Kriminalrat Dr. Clauditz in die Inspektion D kommen.«
    Robert sah ihn verwundert an.
     »Was will der denn von dir?«
    Schulterzuckend stand Leo
     auf. »Ich habe da so eine Vermutung.«
    Er hatte sich nicht getäuscht.
     Dr. Clauditz, ein magerer, glattrasierter Mann Ende fünfzig, dessen
     Haarfarbe zu schwarz war, um echt zu sein, begrüßte ihn höflich,
     aber ohne Herzlichkeit, und bot ihm einen Stuhl an.
    »Herr Kollege, Sie
     werden sich vielleicht wundern, weshalb ich Sie herbitte.«
    »Ich habe eine
     entfernte Ahnung, Herr Kriminalrat«, erklärte Leo und bemühte
     sich, Ruhe zu bewahren, obwohl er von Malchow am liebsten aus seinem Büro
     gezerrt und zu seinem Vorgesetzten geschleift hätte.
    »Wir ermitteln gegen
     einen gewissen Bruno Schneider, einen Schieber, der sich seit kurzem auf
     Waffengeschäfte verlegt hat. Nun ist dieser Schneider seit drei Tagen
     spurlos verschwunden. Wir wollten morgen Abend die Verhaftung vornehmen,
     da eine Übergabe von Waren ansteht, die uns endlich die nötigen
     Beweise liefern könnte. Nun ist mir bekannt geworden, dass Ihre
     Schwester mit ihm verkehrt.«
    Leo musste sich beherrschen,
     so anstößig klang der letzte Satz. »Meine Schwester hat
     nichts von Schneiders kriminellen Geschäften gewusst, Herr
     Kriminalrat«, sagte er gepresst. 
    Clauditz legte die
     Fingerspitzen aneinander und sah ihn prüfend an. »Nicht, dass
     wir ihr irgendeine böse Absicht unterstellen, aber gewarnt ist
     gewarnt.«
    »Sie hat ihn nicht
     gewarnt, da sie erst seit gestern Abend von seinen Machenschaften weiß.«
    »Und von wem, bitte?«
    »Von mir.«
    »So gehen Sie also mit
     den Vorgängen unserer Inspektion hausieren. Plaudern seelenruhig im
     Kreise der Familie darüber. «
    Leo hatte genug. Er stand auf
     und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich weiß nicht,
     was dieses ganze Theater soll.«
    Clauditz' Stimme klang eisig.
     »Man hat mir zugetragen, Ihre Schwester könne von Ihnen, der
     Sie ja immerhin bei der Kripo arbeiten, von der
     bevorstehenden Verhaftung erfahren und Schneider gewarnt haben, worauf er
     Berlin fluchtartig verlassen hat.«
    »Soll ich raten, wer
     der Zuträger war? Vielleicht der Kollege von Malchow?«
     Clauditz' Blick verriet ihm, dass er richtiglag. »Gut, dann sage ich
     Ihnen auch etwas: Herr von Malchow hat versucht, mich mit seinem Wissen
     über meine Schwester zu erpressen. Ich sollte dafür sorgen, dass
     er wieder in die Inspektion A versetzt wird, und er würde im Gegenzug
     Stillschweigen über ihre Beziehung zu Schneider bewahren.«
     Eigentlich war es nicht seine Art, Kollegen in den Rücken zu fallen,
     aber diese billige Intrige ging einfach zu weit. Clauditz ließ sich
     allerdings nicht so leicht beeindrucken.
    »Wie dem auch sei, es
     geht nicht an, dass Angehörige von Kriminalbeamten mit Verbrechern
     verkehren. Das sollte einem Mann mit Ihrer Erfahrung eigentlich klar sein,
     Herr Wechsler.«
    Leo schlug mit der Faust auf
     den Tisch. »Das lasse ich mir nicht bieten, Herr Kriminalrat. Meine
     Schwester ist ein erwachsener Mensch, ich führe sie nicht am Gängelband.
     Und Sie, Herr Kriminalrat, sollten Ihre Mitarbeiter besser im Zaum halten,
     statt zuzulassen, dass sie die eigenen Kollegen verleumden. Guten Tag, ich
     habe zu tun!«
    Mit diesen Worten verließ
     er das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
    *
    Als er in sein Büro zurückkehrte,
     schauten Robert, Stahnke, Berns und Fräulein Meinelt ihm besorgt
     entgegen, doch Leo winkte nur ab. Ihm war nicht danach, seinen häuslichen
     Ärger vor ihnen auszubreiten.
    »Wir fahren jetzt zu
     vom Hofe«, erklärte er knapp. »Robert, Berns. Und Sie,
     Stahnke, kümmern sich um vom Hofes militärische Vergangenheit.«
     Sie mussten so viel Material wie möglich zusammentragen, um eine
     hieb- und stichfeste Grundlage für einen Haftbefehl zu schaffen. Auch
     wenn er sich vorhin so zuversichtlich gegeben hatte, konnte er nicht
     sicher sein, ob Paul Görlich die Staatsanwaltschaft tatsächlich
    
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