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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
Autoren: emons Verlag
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eigentlich umgekehrt. Während wir auf den Windrädern
herumkraxeln, sitzen unsere Frauen daheim und haben Sorgen. Und nun so was.«
    »Herr Bunge hat angegeben, dass sie beide am vergangenen Donnerstag
gemeinsam an einer Windkraftanlage gearbeitet hätten und er am späten Abend
Richtung Norden aufgebrochen ist, während Sie am Freitag Besuch Ihrer Frau in
Lingen erwartet haben.«
    »Jaaa«, kam es gedehnt über die Leitung. Es war deutlich erkennbar,
dass Herbert Sonnenberg zögerte.
    »Können Sie diese Aussage unterschreiben?«, hakte Christoph nach.
    »Nun – ähh. Im Prinzip ja.«
    »Und welche Einschränkung würden Sie machen?«
    »Also … meine Freundin, wir sind nämlich nicht verheiratet,
also … die ist schon am Donnerstag gekommen. Wir, der Bertram und ich,
waren gut drauf und haben den Fehler an der Mühle schnell gefunden. Wir konnten
den Generator wieder in Betrieb setzen. Bertram ist schon kurz nach Mittag
aufgebrochen. Er hat sich richtig gefreut, dass er seine Frau überraschen
konnte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Na – und dann ist was Blödes
passiert.«
    »Was denn?«
    »Am Freitagmorgen hat mich Bertram angerufen und gesagt, ihm wäre
eine Frau über den Weg gelaufen. Unbeabsichtigt und wie aus heiterem Himmel. Er
weiß auch nicht, wie ihm geschehen ist. Jedenfalls … Na, Sie wissen
schon.«
    »Bertram Bunge wollte von Ihnen ein Alibi haben?«
    »Nein! Nicht für die Firma. An unseren Arbeitsnachweisen haben wir
nichts geändert. Aber Bertram, also … der hat sich nie etwas zuschulden
kommen lassen. Wir arbeiten schon lange zusammen. Wenn wir auf Montage
unterwegs sind, so in der Fremde, dann trinken wir abends ein Bier zusammen.
Das ist alles. Da ist nie was gelaufen mit Frauen und so. Darum war ihm das
auch so peinlich. Ein einmaliger Ausrutscher. Da sollte seine Frau nichts von
wissen.«
    »Und deshalb hat er Sie am Freitag angerufen und gebeten, ihn nicht
zu verraten.«
    »Mann, das ist besonders tragisch. Da hat der Bertram einen
einmaligen Ausrutscher, und zur selben Zeit wird seine Frau ermordet.«
    Wie das Schicksal manchmal doch spielt. Da könnte man fast an böse
Geister glauben. Das würde Hildegard Oehlerich bestimmt bestätigen. Mit
Sicherheit hätte die Schamanin auch eine Erklärung für die Zusammenhänge,
dachte Christoph. Dabei gibt es ganz andere Gründe für diese Konstellation.
Sehr irdische.
    »Das ist überraschend«, sagte Große Jäger, als er zurückkehrte und
von Christoph über die Neuigkeit informiert wurde. »Hat das Ehepaar Bunge eine
sogenannte offene Ehe geführt und das so geschickt vor allen verborgen
gehalten, dass es niemand mitbekommen hat?«
    »Das klingt zu phantastisch. So etwas fällt auf. Dann hätte Kirchner
uns die Intimität im Schwesternzimmer anders geschildert. Der Bürgermeister hat
ja nicht behauptet, von Schwester Heikes Wunsch nach einem Beischlaf überrascht
worden zu sein. Das hat sich so ergeben. Und wie ein geschickt agierender Vamp
ist uns das Opfer nie dargestellt worden. Ich möchte noch einmal mit dem
Ehemann sprechen. Er sollte uns erklären, warum er sich von seinem
Arbeitskollegen ein falsches Alibi besorgt hat.«
    Der »Wiedeblick« im beschaulichen Hattstedt lag friedlich
in der Sonne des schönen Junitages. Zahlreiche Bewohner des Neubaugebiets
nutzten das gute Wetter, um Hand an die Außenanlagen zu legen, Erde
umzuschichten, einen Zaun zu setzen oder eine der sonstigen Arbeiten zu
verrichten, die mit dem Neubau eines Hauses verbunden sind.
    Bunges roter Passat stand vor dem Haus. Unter den aufmerksamen
Blicken der Nachbarn klingelten die beiden Beamten und warteten geduldig, bis
der Witwer öffnete und sie ins Haus bat. Bevor er die Tür schloss, warf er noch
einen kritischen Blick auf die Straße und sah sich um, welche Mitbewohner
neugierig das Geschehen auf seinem Grundstück beobachteten. Auch wenn es in
diesem Neubaugebiet noch keine gewachsene Struktur unter den Nachbarn gab,
hatte sich der Mord an einer der Mitbewohnerinnen herumgesprochen. Es berührte
die Menschen, wenn sich solche Dinge in ihrer Nähe ereigneten.
    Im Wohnzimmer lagen auf dem Tisch, den Sitzmöbeln und dem Essplatz,
zum Teil auch auf dem Fußboden, Papiere herum.
    Bunge breitete hilflos die Arme aus. »Sehen Sie nicht hin«, sagte er
mit müder Stimme. »Es ist alles zu viel. Das überrollt mich. Ich werde dessen
nicht mehr Herr.« Er nahm die auf dem Sofa ausgebreiteten Unterlagen und warf
sie achtlos auf den Fußboden. »Ich war die
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