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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
Autoren: emons Verlag
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Hildegard Oehlerich?«
    »Die hat Heike beeinflusst und ihr diesen Schwachsinn von der
fließenden Energie, der Wiedergeburt und all den anderen Blödsinn
eingetrichtert. Heike hat irgendwann angefangen, den ganzen Mist zu glauben.
Sie war meinen Argumenten nicht mehr zugänglich, hat mich einen fehlgeleiteten
Ignoranten genannt, jemanden, der keine Ahnung hat. Der kluge Menschenverstand
galt nichts mehr bei ihr. Obwohl sie Krankenschwester war, eine ausgesprochen
gute, hat sie an der Schulmedizin gezweifelt und an die Heilsversprechungen
dieser Indianertruppe geglaubt.«
    »War Ihre Frau krank?«
    »Nein. Abgespannt, müde. Aber nicht ernsthaft erkrankt. Das hätte
noch gefehlt, dass sie sich in die Hände dieser Scharlatane begeben und ihr
Leben dabei riskiert hätte.«
    Bunge hielt inne, als ihm bewusst wurde, was er von der Toten sagte.
Er ließ das Gesicht in die Handflächen sinken und begann zu schluchzen. »Ich
liebe sie doch. Es hat nie eine andere gegeben«, winselte er.
    »Was war vorgefallen, dass Sie so erbost waren?«, hakte Christoph
nach.
    »Ich habe Heike zuliebe alles geduldet. Ich habe geschwiegen, ich
habe sie zu diesen Veranstaltungen gehen lassen und gehofft, dass sie sich
besinnt und eines Tages wieder zur Vernunft kommt. Selbst zu ihren Träumen, für
eine Zeit zur Selbstbesinnung nach Indien zu gehen, habe ich geschwiegen, auch
wenn das alles eine große Belastung für unsere Beziehung war. Sie wurde rasend,
wenn ich versucht habe, sie vorsichtig auf den Pfad der Vernunft
zurückzuführen. So viel Einfluss hatte die alte Hexe über sie gewonnen. Es ist
verteufelt, aber wenn sie einem Alkoholiker sagen, er wäre ein Trinker, leugnet
er es. Wahrscheinlich ist er auch davon überzeugt, kein Abhängiger zu sein. So
ähnlich ist es Heike mit diesem Aberglauben ergangen. Als mir das bewusst
wurde, war ich am Boden zerstört. Heike war doch meine Frau, mein Leben. Zu
Hause hörte ich auf dem Anrufbeantworter, dass Heike sich zu einem Seminar für
ein langes Wochenende angemeldet hatte. Dort sollte es um spirituelle
Selbsterfahrung und die Begegnung mit der geistigen Welt gehen. Das Ganze war in
einem indianischen Zeltlager auf einem Gutshof geplant.« Bunge klopfte sich
erregt gegen die Stirn. »Wir wissen nicht, wo wir das Geld hernehmen sollen.
Ich arbeite Tag und Nacht, und sie wirft das Geld für solchen Mist aus dem
Fenster. Abgesehen davon, dass wir uns kaum noch gesehen haben. Ich war
verzweifelt. Mir fehlte jede Minute, die ich nicht mit Heike zusammen sein
konnte.« Sein Gesicht nahm einen weinerlichen Ausdruck an.
    »Und all das ist auf dem Parkplatz der Klinik zur Sprache
gekommen?«, fragte Christoph.
    »Ich wollte es nicht. Ich habe versucht, wie immer, alles zu
unterdrücken, herunterzuschlucken. Mir war es zuwider, die wenige Zeit, die wir
miteinander hatten, zu streiten. Trotzdem ist die Sprache darauf gekommen.«
    »Können Sie das erklären?«
    »Als ich eintraf, wollte sie gerade gehen. Wir haben uns zufällig
auf dem Parkplatz getroffen. Sie war überrascht, aber nicht erfreut, wie ich es
mir erhofft hatte. ›Den Weg hättest du dir sparen können‹, hat sie mir in
barschem Ton gesagt. ›Ich bin todmüde. Ich will nur noch nach Hause und
schlafen.‹ Ich habe gesagt, dass ich uns noch etwas zu essen mache. Schließlich
hatte ich seit dem Mittag nichts gegessen. Und das war auch nur eine Portion
Pommes. ›Du kannst tun und lassen, was du willst. Ich muss da nicht mitmachen‹,
hat sie mich angemacht.«
    »Dann haben Sie ihr Vorhaltungen wegen des Engagements für diese
spiritistische Sache gemacht?«
    »Ich habe ihr gesagt, dass ich das nicht länger mitmachen möchte.
›Wenn du mich nicht haben willst, wie ich bin, dann ist das dein Problem.‹
Solche Töne habe ich noch nie von ihr gehört, nicht in dieser Bestimmtheit. Da
fiel mir wieder Indien ein.«
    »Ist Heike handgreiflich geworden?«
    »Nein. Sie hat mich wie einen dummen Jungen stehen lassen.« Bunge
faltete die Hände wie zum Gebet. »Sie müssen mir glauben, dass ich noch nie
gewalttätig geworden bin. Ich weiß nicht, wie ich dazu gekommen bin,
zuzuschlagen. Ich habe zufällig den Hammer auf der Ladefläche des
Nachbarfahrzeugs entdeckt. Plötzlich hatte ich das Werkzeug in der Hand
und …« Wie in einem Krampf schüttelte er sich.
    »Wo ist der Hammer abgeblieben?«
    »Den habe ich erst fallen lassen. Dann habe ich Heike in die Arme
genommen. Aber sie rührte sich nicht mehr. Was sollte ich machen? Mich hat
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