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Tod im Frühling

Tod im Frühling

Titel: Tod im Frühling
Autoren: Magdalen Nabb
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erzäh l en Sie m ir mal alles über Entführungen . «
    » S ie hatten b isher noch keinen Fall ? «
    » Nein, stellen Sie sich vor . «
    Er knipste sein Feuerzeug an. » Ich bin erst seit sechs Monaten hier unten. Davor war ich fünf Jahre in Alto Adige und habe m e in Deutsch angewandt. Da gab ' s alles außer Entführungen. Sche i nt eine toskanische Spezia l ität zu sein, wie das Zeug, das Sie da essen. Verzeihung – ich neige dazu, zu schnell zu essen. S i e können sich nicht vors t ellen, wie sich das auf m eine Le b er auswirkt. «
    » Genaugen o m m en, eher eine sardische Spezialität. Jedenfalls in dieser Gegend . «
    »Wieso gerade in der Toskana ? «
    » Aus zwei Gründen. Erstens, weil die Sarden auf der Suche nach Weiden hierhergezogen sind, nachdem m an i h nen das Land, das sie seit Jahrhunderten benutzt hatten, weggenom m en hatte – für die Entwicklung der Touris m usindustrie, Cos t a S m eralda und so weiter. E i n Apartheid-S y stem wurde ihnen aufgezwungen, sie wurden von dem guten Weideland vertrieben und m ußten sich in die Berge z u rückziehen. Das Ganze geschah gerade zu der Zeit, als die toskanischen Bauern ihr Land verließen, um in den Fabriken zu arbeiten. Jeder Sarde, der ein bißchen Geld hat t e, konnte da m als für einen Spottpreis L and aufkaufen und so üppige Weiden für seine Schafe bekom m en. Diesen Sarden geht es jetzt sehr gut. «
    » Und wo liegt dann das Proble m ? «
    » Das Problem sind diejenigen, die später ka m e n und im m er noch ko m men. Die sind ziemlich a r m , und der Boden kostet hier inzwischen ein Ver m ögen. Die guten Zeiten si n d längst vorbei. Die m eisten von diesen Schäfern leben auf dem einen Berg gleich bei Florenz, in verlassenen Häusern, die oft weder Strom n och fließendes Wasser haben. Und ihre Fa m i lien, sofern sie auch m i tkom m en, wohnen unten am Stadtrand in einer Art Ghetto. Nor m alerweise sieht das so aus, daß ein Schäfer m i t seiner Herde eine Frau ernähren m uß, weiß Gott wieviele Kinder, und dazu noch Geschwister und ä l tere Verwandte. Verstehen Sie m ich nicht falsch – m it Schafen kann m an gut verdienen, sogar sehr gut verdienen, aber wenn m an sie zum Käse m achen hält, ist der Arbeitsaufwand so groß, daß der ei n zelne Schäfer nur m i t einer sehr kleinen Zahl von Tieren fertig werden kann. Das Problem ist, daß ihre Söhne von all dem nichts wissen wollen. Sie sind nicht bereit, so ein Leben zu führen, aber sie finden auch keine andere Arbeit. Das Ergebnis ist, daß sie in der Stadt heru m lungern, und so werden die Einkünfte der m e isten Fa m ilien durch diverse kri m ine l le Aktivitäten a u fgebessert. Eine andere Folge ist, daß m an in der Stadt eine Menge Vorurteile gegen sie hat. Die Leute sehen nur die nichtsnutzigen Söhne, die in den Bars heru m hängen, Schlägereien anzetteln und m it Drogen handeln. Die sehen nicht den Schäfer, der fast sein ganzes Leben allein lebt, tagaus tagein Käse herstellt, was für die m eisten ei ne Selbstverständlichkeit ist, und nachts m anch m al kaum z u m Schlafen kom m t, vor allem in der Lam m ungszeit . «
    » S ie mögen sie ? «
    In der Sti m me des Staatsanwalts schwang keinerlei Ironie m it .
    » Ja. Und ich habe Achtung vor ihnen. Sie sind ein stolzes Volk. Enterbt . «
    » Und der andere Grund, warum in der Toskana die Entführungen grassieren? Sie sagten, es gibt zwei. «
    » Das sind unsere sardischen Kollegen. Sie kennen sich aus, sie kennen ihre Leute und sie kennen ihr Gelände. Auf ganz Sardinien g i bt es kein Fleckchen m ehr, wo m an eine Geisel verstecken kann, trotz des unwegsa m en und praktisch unzugänglichen Geländes. Vor fünf Jahren hat es dort noch über zweihundert Entführungen gegeben – entlang der Costa S m eralda gab ' s reichlich Beute für die, die sich in den Bergen verschanzt hatten – aber letztes Jahr waren es nur noch drei, und eine davon ging vollständig daneben. Die großen Hinter m ä nner sind also hierher ausgewichen. In der Toskana wohnen eine Menge wohlhabende Leute, Italiener und Aus l änder, und es gibt reichlich Nachwuchs unter den är m eren Schäfern und ihren Fa m ilien . «
    » S ie schließen irgendwelche anderen Verdächtigen aus ? «
    » N e in, aber ich suche ers tm al nach den wahrschein l ichen . «
    » M m. Oh! Cesare! «
    »Ich kom m e sofort! «
    »Wir sollten jetzt doch mal was essen. «
    Sie aßen Pasta, und während er pausenlos die Spaghetti um seine Gabel drehte, fuhr der
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