Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Frühling

Tod im Frühling

Titel: Tod im Frühling
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
stärker als zuvor. Die Hubschrauberpiloten und die Hundeführer würden das Wetter verfluchen. Jedes m al wenn er eine Pause m achte und Zeit z u m Nachdenken hatte, wurde dem Capitano bewußt, daß da einiges in diesem Fall nicht ganz sauber klang. Dennoch fühlte er sich entspannter und zuversichtlicher, als es sonst übl i ch war in dieser Phase der Er m i ttlungen, und er fragte sich unwillkürlich, waru m . Erst als er um drei Minuten vor eins wieder auf seine Uhr blickte und sich fragte, wann der Staatsanwalt k o m m en würde, wurde ihm klar, daß der S t aatsanwalt der Grund war. Statt die Er m ittlungen zu leiten, h atte er seine Unerfahrenheit zugegeben und sich vorerst darauf beschränkt, als Beobachter alles zu verfolgen. Der Capitano hatte soviel Freiheit wie nie zuvor i n seiner ganzen Laufbahn. Und darüber hinaus m achte der Staatsanwalt den Eindruck, daß er m i t jeglicher Ein m isch u ng Dritter fertigwerden konnte, auf jeder Ebene, nur m it se i nen geschürzten Lippen und dem Fünkchen Belustigung, m it dem er alles, was um ihn her u m geschah, zu betrachten schien. Er hatte sich sogar selbst vorgestellt – » Fusarri, Virgilio Fusarri« – in einer eifrigen, jungenhaften Art, die zu seinem sch m alen Gesicht und seiner hageren Gestalt paßte, aber nicht zu seinem Haar, das grau war. E r ist sicher schon vierz i g, überlegte der Capitano. Entweder hat er Geld und braucht nicht zu arbeiten, oder es ist seine Methode, andere zu entwaffnen. Er verhielt sich wie je m and, der es i mm er s chafft, seinen Willen durchzusetzen. Es war zwar angeneh m , einen Fall ein m al ohne Ein m ischung der Staatsanwaltschaft bearbeiten zu können, aber es war regelwidr i g, und für Regelwidriges hatte Capitano Maestrangelo nichts übrig. Er nahm den Hörer seines Telefons auf und wählte die Funkzentrale .
    »Ich will wissen, ob seit gestern irgendwelche Mädchen a l s ver m ißt gemeldet wurden. Anfrage bei allen Stationen . «
    »In der Toskana ? «
    » Ja… Nein, landesweit. Geben Sie das an die ze n trale Leitstelle weiter . «
    Sowie er den Hörer auflegte, klingelte das Telefon wieder .
    » Hier Wachrau m , Capita n o. Der Staatsanwalt fragt nach Ihnen.« Es war ganz genau ein Uhr .
    » Sagen Sie ih m , ich bin sofort unten. «
    Punkt eins. » Also ein echter Norditaliene r « , m u r m elte d er Capitano, während er seine Tischla m pe ausknipste. » Aber die übertreiben wirklich. «
    » Oh! Wir wollen doch nicht übertreiben! «
    Fusarri breitete vorwurfsvoll d i e Hand aus, als der Restaurantbesitzer einen Servierwagen heranrollte, der m i t fünfzehn verschiedenen Antipasti beladen war. » S ie wissen doch, daß ich sowas nicht anrühren darf, m i t m einer Leber – und zu Mittag esse i ch sowieso kaum was . «
    » Dann ist es Zeit, daß Sie das Restaurant wechseln«, entgegnete der florentinische Besitzer, der es offenkundig für wenig wahrscheinl i ch hielt, daß es dazu ko mm en könnte .
    » Geben Sie m ir ein bißc h en von dem dort. «
    Der Staatsanwalt deutete m i t seiner Zigarre vage auf ein halbes Dutzend verschiedener Salami und einige große Pilze. » Bedienen Sie den Cap i tano. Was haben Sie m ir denn da gegeben? Was ist das ? «
    »Crostini. Florentinische Pastete. Hausge m acht . «
    » Nein, nein. Geben Sie das dem Capitano, er ist Florentiner. Ich kann sowas nicht essen. «
    Er ließ den Aktenkoffer, der auf dem Stuhl neben ihm lag, aufschnappen. Die linke Seite enthielt säuberlich geordnete Papiere, die rechte en t hielt Stapel und Reihen von Pfeifen, Tabakdosen, Zigaretten, Zigarillos und Zigarren und eine große Auswahl Tabletten und Kapseln. Er suchte vier verschiedenfarbige Kapseln heraus und legte sie diskret unter den Rand seines Tellers .
    » Die Lebe r « , erklärte er. »Diese Dinger hier sind dran schuld.« Er blickte vorwurfsvoll auf die Zigarre zwischen seinen sch m alen Fingern, drückte sie rasch aus und m achte sich an die Sala m i, die n ach Meinung des Capitano nicht das ideale Essen für eine angegriffene Leber sein konnte, aber die erwartete Klage blieb aus. Die Selbstvorwürfe des Staatsanwalts schienen recht willkürlich zu sein. Der Capitano w i d m ete sich den Crostini, die vorzüglich waren. Er genoß es, in einem Restaurant zu essen, für das sein Geldbeutel normalerweise zu klein war .
    » So . «
    Fusarri schob seinen Teller energisch zur Seite, schluckte ei n e rote Kapsel und wählte eine neue Packung Zigare t ten aus seinem Koffer. » Und nun
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher