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Tod im Frühling

Tod im Frühling

Titel: Tod im Frühling
Autoren: Magdalen Nabb
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den Bäcker, und der ist ja auf dieser Seite der Piazza. Also bin ich aufgestanden, um nachzusehen, und hab dieses Mädchen gesehen, das da im Regen lag. Hat mich ganz schön erschreckt, das kann ich Ihnen sagen. Sie ist nicht hier aus der Gegend, oder ? «
    » N e in . «
    Der Capitano ließ sich keine weiteren Auskünfte entlocken .
    » Das dachte ich m ir. I ch bin dann gleich zum Haus des Brigadiere gegangen und hab geklingelt. Ich wollte sie nicht anfassen. Ich wußte ja nicht, ob… Aber ich hab eine Decke über sie gelegt. Der Brigadiere hat einen von seinen Männern geholt, und wir haben sie dann zusam m en hier rübergetragen. Als wir sie hier ins Licht brachten, kam sie etwas zu sich, aber ich hab nicht ganz m itge k riegt, was sie gesagt hat. Ich neh m e an, sie ist Ausländerin… «
    »Weiter . «
    » Da ist ei g entlich nicht m ehr v iel, wie Sie a n dem seh e n können, was ich dem Brigadiere erzählt hab – außer daß ich m i t der Sache, die da passiert ist, nichts zu tun habe. Falls sie s i ch verlaufen hatte, hat wahrscheinlich das Licht in m einem Fe n ster sie angezogen . «
    »Wahrscheinlich . «
    » Der Bäcker arbeitet hinten, wissen Sie, bei ihm ist also erst Licht zu sehen, wenn er um sechs auf m acht. Je d enfalls hat das alles nichts m i t m ir zu tun. Ich hab Ihnen alles gesagt, was ich weiß, und ich m üßte jetzt wirklich zurück – ich hab ohnehin schon zwei Stunden verloren. «
    » Haben Sie I hre Aussage noch m al durchgelesen ? «
    » Vorhin, m it dem Brigadiere . «
    » Und Sie m ö chten nichts m ehr hinzufügen oder ändern ? «
    »Ich hab Ihnen alles gesagt. Ich hab da m i t nichts zu… «
    » Dann unte r schreiben S i e hier . «
    Die dicken Finger waren m i t Farbflecken besprenkelt .
    » Und hier… So, Sie können jetzt gehen. Falls wir Sie noch m al brauchen, geben wir Ihnen Bescheid. Aber das ist unwahrscheinlich . «
    Noch bevor die Tür zug i ng, war der Hut des Blu m enhändlers wieder auf seinem angestam m ten Platz. Der Capitano rief den Wach m ann, der den Blu m enhändler hinausgebracht hatte: » Sagen Sie bitte dem Brigadiere, er m öchte mal kom m en . «
    Der Brigadiere war rot im Gesicht. » E s ist alles nicht so, wie es sein sollte…« begann er wieder und verstum m te, als der Capitano ihm bedeutete, sich zu se t zen .
    Der Staatsanwalt zog sich plötzlich einen Stuhl heran, zünde t e eine große Pfeife an und beobachtete interessiert, wie die anderen beiden die Habseligkeiten des Mädchens untersuchten .
    » Nicht das Geringste, was uns weiterhelfen könnte « , sagte der Capitano schließlich. » Und wir kennen nicht m al ihren Fa m il i ennamen . «
    » Nur ihren Vorna m en. Sie war zie m lich verwirrt… und ihre Verfassung war so schlecht, daß ich sie nicht zwingen konnte… «
    » Nein, nein, das ist m ir schon klar. «
    » Das Hauptproblem war, daß sie von der Vorstellung besessen war, sie m üsse telefonieren – sie hat die Marke sogar noch in der Hand. Wir konnten sie nicht dazu bringen, sich von ihr zu trennen. «
    » Aber diesen Brief hat sie nicht erwähn t ? «
    » Kein einzi g es Mal. «
    Der Capitano betrachtete den Brief wieder prüfend und runze l te die Stirn. »Dann hat m an ihr offenbar gesagt, daß sie ihn nicht erwähnen soll. Jedenfalls jetzt n o ch nicht. Sie sollte n ur telefonieren. Nun, wir m üssen eben warten, bis wir m it ihr reden können. Vielleicht rufen wir m al in der Krankenstation an, um den neuesten Stand zu erfahren. Falls die Aussicht besteht, daß sie im Laufe des Tages wieder zu Bewußtsein ko m mt, dürfte es sich lohnen, so lange hier zu warten. «
    Das Mädchen war i mm er noch bewußtlos. Um ihr Bett standen Stellwände, und neben ihr saß der junge Un t erleutnant, fast ebenso bewegungslos wie die Ges t alt unter dem Laken, und starrte ernst auf den verbundenen Kopf und das kleine, weiße Gesicht .

3
    Sie fuhren nach Florenz zurück. Der Capitano schwieg in Gedanken versunken, der Staatsanwalt rauchte, m achte hin und wieder eine kurze Be m e r kung und beobachtete das Vorbeiziehen des nassen, gepflügten Bodens zwischen den Weinstockreihen, die Spitzen der Schir m pinien, die aus dem dunstigen Tal weit unten auftauchten, und rauchte… Als sie im Hof der Zentrale vorfuhren, ha t te der Regen aufgehört. Der Staatsanwalt stieß m it der Erklärung, daß er in zehn Minuten im Gericht sein m üsse, die Tür auf, eilte um d en Wagen heru m , schüttelte dem Capitano durchs Fenster die Hand und sagte
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